Trainer einer „praktisch untrainierbaren“ Mannschaft
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um ganz neue Trikots, einen heute noch regelmäßigen Bruchwegbesucher und einen Rumänen mit schwarzem Zopf.
27. August
Eine Selbstverständlichkeit des neuzeitlichen Fußballs wird am Donnerstag in Mainz 70 Jahre alt: Am 27. August 1950 empfingen die 05er zum Auftakt der neuen Oberligasaison Wormatia Worms zum Rheinhessenderby (und verloren gegen den späteren Südwest-Vizemeister 1:2). Das damals noch Besondere an der Partie: Zum allerersten Mal spielten die 05er mit Nummern auf dem Rücken.
Wer welche Rückennummer trug, ist nicht mit Sicherheit überliefert; vermutlich aber spielten die 05er von 1 bis 11 in der Reihenfolge Dieter Schaak, Karl Döppenschmidt, Gerd Higi, Hermann Höffner, Alfred Schöppler, Erich Reith, Josef Meinhardt, Franz Kircher, Horst Lebefromm, Willi Petrauschke (der Torschütze zum 1:1), Walter Neumann. Feste Rückennummern gab es damals natürlich noch nicht; die setzten sich erst im Laufe der 1990er nach und nach durch. Die 05er schlossen sich diesem Trend 1996 an.
Zwei Mainzer Geburtstagskinder waren bei diesem Spiel schon auf der Welt.
Herbert Dörenberg wird 75 Jahre alt. Der in unmittelbarer Nachbarschaft Mönchengladbachs geborene und aufgewachsene Verteidiger kam 1967 im Alter von knapp 22 Jahren ins Rhein-Main-Gebiet. Dörenberg spielte zunächst fünf Regionalligasaisons für Opel Rüsselsheim, wechselte dann zum SV Darmstadt 98, mit dem er 1978 als Meister der Zweiten Bundesliga Süd aufstieg.
Dörenberg kam jedoch nicht mit in die Bundesliga, sondern wechselte zum Zweitligaabsteiger VfR Bürstadt, mit dem er in seinem letzten Jahr als Spieler den Wiederaufstieg schaffte. Als Trainer hielt Dörenberg den VfR 1979/80 in der Liga.
Als Nachfolger von Horst Hülß wurde Herbert Dörenberg 1980 Trainer am Bruchweg. In seinem zweiten Jahr erreichte er den bis dahin größten Erfolg der Klubgeschichte: die deutsche Amateurmeisterschaft. Die starke Mannschaft hatte der damalige 05-Chef Jürgen Jughard allerdings bekanntlich mit veruntreutem Geld aufgebaut, und als die Blase 1982 platzte, fielen die 05er in eine ihrer größten Krisen.
Die Mannschaft war daraufhin nicht nur durch die lange Vorsaison körperlich, sondern auch psychisch am Boden, „praktisch untrainierbar“, wie Dörenberg im Herbst sagte. Bereits Ende Februar 1983 kündigte der Trainer seinen Abschied zum Saisonende an. Ein paar Tage später eskalierte ein Streit zwischen Dörenberg und Manager Helmut Höfels, worauf der Trainer den Verein vorzeitig verließ. In den folgenden Jahren trainierte er unter anderem die Amateure Eintracht Frankfurts, EIntracht Bad Kreuznach, die SpVgg Bad Homburg, den SV Wehen, den FSV Frankfurt und die Eisbachtaler Sportfreunde. Darüber hinaus arbeitete er von 1967 bis 2006 als Lehrer. Als Zuschauer und Spielerberater sieht man Herbert Dörenberg bis heute regelmäßig am Bruchweg.
Genau zwei Jahre jünger ist Roland Bott. Der Mittelfeldspieler rückte 1969 aus dem eigenen Nachwuchs ins Regionalligateam der 05er auf und war bis 1972 in 38 Spielen dabei.
52 Jahre alt wird Aurel Silviu Panait. Der Linksverteidiger kam 1996 als viermaliger rumänischer Meister mit Steaua Bukarest sowie Kurzzeit-Nationalspieler nach Deutschland, spielte zunächst für den Wuppertaler SV in der Regionalliga und wechselte im Dezember 1997 zu den 05ern. Neun Spieltage lang war Panait hinten links gesetzt, dabei war der Rumäne nicht nur mit seinem langen schwarzen Zopf eine auffällige Erscheinung, sondern als technisch starker Verteidiger auch ein wichtiger Spieler. Ein Muskelbündelriss setzte Panait jedoch früh langfristig außer Gefecht. Nach seiner Genesung wechselte der Rumäne zurück nach Wuppertal, später spielte er noch für den SV Wehen und den BFC Dynamo.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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