Standardtore, die man nicht vergisst
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es vor allem um einen Geher aus der Schweiz und um ein Phantom-Tor.
2. Mai
Mit einem 4:2 gegen den VfR Bürstadt stieg der Reichsbahn-TSV Mainz 05 im Jahr 1943 in die Aufstiegsrunde zur Gauliga ein. In der ersten Runde setzten sich die Mainzer mit 6:2 Punkten gegen die Nordhessen und die KSG Wiesbaden durch, in der zweiten Runde scheiterten sie am VfB Offenbach und dem VfL Rödelheim.
50 Jahre alt wird heute Marco Walker. Der Schweizer Ex-Nationalspieler, der von 1996 bis 2000 für den Bundesligisten TSV 1860 München und den Zweitligisten Tennis Borussia Berlin aktiv war, hatte seine Karriere schon mehr oder weniger beendet, als er im Sommer 2003, kurz nach Saisonbeginn, ein Angebot von Mainz 05 erhielt und annahm. Die ganz große Rolle spielte Walker in der Innenverteidigung nicht. In der Hinrunde war er eine Zeitlang Stammspieler, aber dann kam Manuel Friedrich aus Bremen zurück und übernahm das Amt des Abwehrchefs.
Trotzdem trug Walker auf eine nicht unwesentliche Weise zum Aufstieg bei, indem er nämlich eine ursprünglich nordirische Eckballvariante, die über die Nationalmannschaft ihren Weg in die Schweiz gefunden hatte, erst den 05-Amateuren und dann den Profis beibrachte. Eine Woche nach dem fürchterlichen 1:3 in Fürth verhalf dieser Eckball, bei dem der Zielspieler durch das Tor und dann aus dem toten Winkel der Verteidiger zum Ball lief, zum 4:1 gegen den MSV Duisburg und zum Endspurt, der die 05er in die Bundesliga brachte.
Vor zwölf Jahren fiel ein bei Mainz 05 berühmtes Freistoßtor. Der 1. FC Kaiserslautern gastierte an jenem Freitagabend am Bruchweg, und kurz vor Schluss stand es 1:1, als Schiedsrichter Günther Perl einen letzten Freistoß für die 05er pfiff. Milorad Pekovic und Marco Rose wollten schießen, aber den Ball nahm sich das Phantom: Elkin Soto, der seit fast eineinhalb Jahren in Mainz war, aber wegen langer Verletzungen und einer langen Sperre selten gesehen wurde.
Fünf Jahre später: Interview mit dem langjährigen Stammspieler Soto im Fanzine „Die TORToUR“. Stichwort an den Kolumbianer: „Und dann gab es diesen Freistoß gegen Kaiserslautern...“ Soto erstaunt: „Das wisst ihr noch?“ Antwort der TORToUR: „Das weiß jeder Mainzer noch.“ Und Soto strahlte, flüsterte fast: „Dieses Tor war super. Ich habe es genossen.“ Das 2:1 in der 90. Minute des Derbys gegen den FCK – eines der Tore, die man sich merkt, wenn man dabei war. Aber auch das, was sieben Jahre und einen Tag nach dem Treffer passierte, wird man so schnell nicht vergessen: Sotos schwere Verletzung beim 1:2 gegen den HSV.
Seinen 30. Geburtstag feiern kann heute Simon Brandstetter. Der gebürtige Schwabe kam im vorigen Sommer mit der Empfehlung von unter anderem elf Zweit- und 115 Drittligaspielen von Zweitligaaufsteiger SV Wehen Wiesbaden zur U23. Mit dem ebenfalls aus der Nachbarstadt geholten Innenverteidiger Giuliano Modica und dem seit einem halben Jahr am Bruchweg spielenden Sechser Dominic Peitz sollte der Stürmer eine routinierte Achse bilden, die dem jungen Team Stabilität verleiht – und tat dies auch: Mit 13 Toren ist Brandstetter sehr aktiv daran beteiligt, dass die in den vorherigen Jahren gegen den Abstieg spielende Mannschaft nach 19 Regionalligaspieltagen den sechsten Rang einnimmt. (phe)
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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