Kalenderblätter | Christian Karn | 03.06.2020

Der erste Kontakt

Das 05-Kalenderblatt* für den 3. bis 5. Juni.
Mainz 05 im Jubiläumsjahr 1955. Vorne rechts hat sich der zwei Meter lange Hans Nebelung zusammengefaltet.
Mainz 05 im Jubiläumsjahr 1955. Vorne rechts hat sich der zwei Meter lange Hans Nebelung zusammengefaltet.

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um den Bruder eines Weltmeisters, einen Spezialisten für lange Pässe, einen zwei Meter großen Mittelläufer und die 30 Jahre zurückliegende Begegnung mit einem Frankfurter Stürmer, der die 05er prägen sollte wie kein Zweiter.

 

3. Juni

Heute wird Fabian Götze 30 Jahre alt. Mit den 05ern in Berührung kam der Linksverteidiger erstmals 2009 im Endspiel um die Deutsche U-19-Meisterschaft; mit Borussia Dortmund unterlag er dem Team von Thomas Tuchel am Bruchweg 1:2. Ein halbes Jahr später wechselte Götze vom BVB zu den Mainzern, für die er in der Regionalliga 38-mal spielte. 2011 schloss er sich dem Regionalligateam des VfL Bochum an, 2013 der SpVgg Unterhaching. 2015 beendete er seine Karriere. Sein exakt zwei Jahre jüngerer Bruder Mario war Torschütze in besagtem Endspiel und fünf Jahre später im WM-Finale gegen Argentinien.

 

24 Jahre alt wird Filip Kusic. Der Innenverteidiger war 2012/13 ein Leistungsträger in der Mainzer U17, spielte seitdem zunächst in der Lausitz und in der Regionalligamannschaft des 1. FC Köln. Im Abstiegsjahr der Kölner Profis bestritt er ein Bundesligaspiel, inzwischen kommt er für Erzgebirge Aue gelegentlich in der Zweiten Liga zum Einsatz.

 

4. Juni

Am Sonntag vor 83 Jahren kam Ulrich Rother zur Welt, der als Verteidiger die letzten Oberligajahre des FSV Mainz 05 mitprägte. Rother war einer der wenigen Spieler jener Zeit, die schon weit herumgekommen waren: Einst vom FC St. Pauli zur TuS Neuendorf gewechselt, für die er aber nur drei Spiele bestritt, ging es 1959 weiter nach Mainz.

In seiner ersten Hinrunde am Bruchweg spielte Rother noch keine Rolle, von Januar 1960 an aber war er Stammspieler im Team des neuen Trainers Heinz Baas als Rechtsverteidiger in einer Abwehr zunächst mit Libero Norbert Liebeck, Linksverteidiger Helmut Müllges und Vorstopper Willi Jakobi oder Carlo Storck. Die Hinrunde der Saison 1962/63 verpasste der Spezialist für präzise lange Pässe wegen einer schweren Verletzung. Horst Schuch, der ihn bereits im Jahr zuvor gelegentlich vertreten hatte, etablierte sich als neuer Rechtsverteidiger; Rother spielte nach seiner Rückkehr noch ein halbes Jahr im rechten Mittelfeld und verließ die 05er im folgenden Sommer nach 78 Oberligaspielen und einem Tor.

 

22 Jahre alt wird Luca Götz, 2014/15 Stammspieler in der U17-Abwehr der 05er, inzwischen beim Gruppenligisten SG Rüsselsheim aktiv.

 

Am 4. Juni 1990 kreuzten sich erstmals die Wege des FSV Mainz 05 und eines jungen Mannes, von dem niemand ahnen konnte, dass er mal eine Ära am Bruchweg prägen sollte: Jürgen Klopp bildete im Mainzer Aufstiegsrundenspiel zur Zweiten Bundesliga bei Rot-Weiß Frankfurt zusammen mit dem Ex-05er Siggi Iser das Sturmduo der Hessen. Das der Mainzer erwies sich als das bessere: Norbert Hönnscheidt und Charly Mähn trafen in der 56. und 65. Minute zum 2:0, Oliver Roth gelang nur noch das Anschlusstor. Damit hatten die Mainzer nach drei Spieltagen 6:0 Punkte; die Aufstiegsrunde war bereits so gut wie entschieden.

Trainer der Frankfurter war übrigens Dragoslav Stepanovic. Im Team stand auch Alexander Schur, der sich zwölf Jahre später bitter rächen sollte und die Frankfurter Eintracht mit seinem 6:3 tief in der Nachspielzeit gegen den SSV Reutlingen in die Erste Liga schoss – Leidtragende waren die exakt um dieses eine Tor schlechteren 05er.

 

5. Juni

Am Montag vor 15 Jahren verstarb im Alter von 81 Jahren einer der körperlich größten 05er, der zu seiner kurzen aktiven Zeit am Bruchweg sehr populäre Hans Nebelung. Der aus dem heutigen Sachsen-Anhalt stammende Spieler kam 1954 über den TSV Goslar und den VfB Lübeck nach Mainz. Dort war der fast zwei Meter lange Mann eigentlich für die linke Angriffsseite vorgesehen, wurde aber bald als Nachfolger des Nürnberger Altmeisters „Schorsch“ Hagen im linken Mittelfeld, später Mittelläufer – heute würde man ihn Sechser nennen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde der bereits 30 Jahre alte Nebelung immer stärker und ein Lieblingsspieler des Publikums. Die Mainzer waren daher erleichtert, dass der VfB Lübeck 1955 den Wiederaufstieg verpasste, Nebelung hätte sich sonst wieder seinem alten Verein angeschlossen. Jedoch fiel wenige Wochen später, am dritten Spieltag der Saison 1955/56, der neue Stammtorwart Otto Schedler bei einem Eckball so unglücklich auf das Knie seines Mittelläufers, dass diesem der Meniskus riss.

Ein erster Comebackversuch Nebelungs im folgenden Sommer scheiterte. Erst nach zweieinhalbjähriger Verletzungs- und Aufbauphase nahm der Stopper im März 1958 mit 34 Jahren wieder das Training auf. In die Mannschaft kam er nicht mehr zurück. Daher spielte Nebelung nur 31-mal für die 05er, dabei schoss er ein Tor.

 

20 Jahre alt wird am Montag Shako Esdras Onangolo W'Okitasombo, ehemaliger Außenverteidiger der Mainzer U17, der inzwischen für den VfL Wolfsburg II spielt.

 

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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