Kalenderblätter | Christian Karn / Peter H. Eisenhuth | 08.09.2020

Das letzte Spiel war das spektakulärste

Das 05-Kalenderblatt* für den 8. und 9. September.
Schoss in seinem 176. Oberligaspiel drei Tore: Rechtsverteidiger Michael Wocker.
Schoss in seinem 176. Oberligaspiel drei Tore: Rechtsverteidiger Michael Wocker.

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es vor allem um einen wichtigen Rechtsverteidiger, einen späteren Triathleten, einen kompletten Innenverteidiger ohne Stammplatz und einen Zehner, der nach seinem Abschied vom Bruchweg zweimal in die Erste Liga aufgestiegen ist.

 

8. September

Heute vor 95 Jahren kam Ernst Boos zur Welt. 1951 verpflichteten die 05er den Angreifer vom VfR Eppelheim. Nach zwei Jahren und nur drei Einsätzen wechselte Boos zum SV Gonsenheim.

 

53 Jahre alt wird Uwe Diether. Der Marathonläufer und Triathlet – in dieser Disziplin auf seinem Höhepunkt einer der besten im Land – spielte von 1992 an gut ein Jahr für Mainz 05 in der Zweiten Bundesliga. Diether war schon als Fußballer ein schneller, athletischer Läufer, aber nicht gut genug für einen Stammplatz bei den 05ern: Der vom SV Renningen geholte Angreifer schoss in 17 Zweitligaspielen (davon nur drei in der Startelf) lediglich ein Tor, wechselte dann nach Pforzheim und kam nach einem Jahr zurück zu den 05-Amateuren, mit denen er bis in die Verbandsliga aufstieg. Als Trainer war er in den vergangenen Jahren für den VfB Bodenheim und die TSG Hechtsheim aktiv.

 

Nassim Banouas wird 34 Jahre alt, ein talentierter Verteidiger, der jedoch den Sprung in den Profifußball nie so ganz geschafft hat. In der ersten U-19-Bundesliga-Generation des FSV Mainz 05 war der Wormser ein überdurchschnittlicher Spieler, vielleicht etwas zu selbstbewusst für eine Profilaufbahn. Nachdem der aus Algerien stammende Abwehrspieler über die Zwischenstation Spfr. Siegen zum 1. FC Kaiserslautern wechselte, spielte er immerhin zweimal in der Zweiten Bundesliga. Von 2006 bis 2015 wurde Banouas jedes Jahr zum nächsten Verein weiter transferiert, mit den Offenbacher Kickers, Waldhof Mannheim (zweimal), dem FC Homburg, der SV Elversberg und der Wormatia lernte er fast alle fast namhaften Vereine der Region kennen. Zuletzt spielte Nassim Banouas vor fünf Jahren beim SV Wiesbaden.

 

27 Jahre alt wird Alexander Hack. Der große Innenverteidiger aus dem Allgäu kam vor gut sechs Jahren mit der Erfahrung einer Drittligasaison für die SpVgg Unterhaching zur Mainzer U23, brauchte eine Weile, um Stammspieler zu werden, schaffte in der zweiten Saison aber nach und nach den Übergang in den Bundesligakader. Siebenmal spielte er bei den Profis durch, saß außerdem oft auf der Bank. Im dritten Jahr war er mit insgesamt 15 Einsätzen phasenweise Stammkraft.

Eigentlich ein kompletter Innenverteidiger mit linkem Fuß und besonderen Stärken in der Spieleröffnung, kam er auch in den folgenden Spielzeiten nicht über 15/14/14 Einsätze hinaus, obwohl er, gemessen an seinem Potenzial im Dauereinsatz sein müsste. Das Problem: Wann immer Hack nach einer längeren Pause gebraucht wird, ruft er dieses Potenzial ab, nach drei, vier Wochen aber schleicht sich regelmäßig der Leichtsinn ein, der es verhindert, dass er sich dauerhaft einen Platz in der Kette sichert.

 

9. September

Am Mittwoch wird Michael Wocker 61 Jahre alt. Der Verteidiger war in der ersten Hälfte der 1980er ein Leistungsträger der 05er, die den damals fast 20-Jährigen 1979 vom SV Gonsenheim geholt hatten. Im ersten Jahr spielte Wocker zunächst nur gelegentlich, der Innenbandriss des Rechtsverteidigers Harald Kiss im Februar verschaffte dem Talent schließlich einen Platz in der Stammelf, den er über die Saison hinaus behielt, weil Kiss zu Kastel 06 wechselte. Bis 1985 verpasste Wocker nicht viele Spiele – und abgesehen von seinem Startelfdebüt im rechten Mittelfeld war er immer nur Gegenspieler des gegnerischen Linksaußen.

Selbst aus dieser Position heraus war Wockers spektakulärstes Spiel wohl sein letztes für die 05er: Beim 7:1 gegen den FC St. Wendel schoss er das 2:0, 4:0 und 6:1 – zuvor waren ihm in 175 Oberligapartien nur elf Tore gelungen, außerdem zwei in fünf DFB-Pokal-Einsätzen, beide 1980 beim 3:2 gegen den MTV Ingolstadt.

Geht es um Titel, waren die Jahre mit Wocker eine der erfolgreichsten Perioden der 05-Historie: 1980 und 1982 wurde der Verteidiger Südwestpokalsieger, 1981 Südwestmeister (was aber nicht zum Aufstieg führte, weil just in jener Saison die Zweite Liga von zwei Staffeln auf eine reduziert wurde und es überhaupt keinen Aufstieg aus den Oberligen gab) und als Karrierehöhepunkt 1982 Deutscher Amateurmeister. 1985 beendete Wocker zunächst seine Laufbahn, und weil sein Nachfolger, Neuzugang Michael Schmitt, immer mal wieder verletzt war, hatten die Mainzer 1985/86 häufig Probleme, seine Position zu besetzen. Später tauchte Wocker noch einmal bei der SpVgg Eltville auf.

 

28 Jahre alt wird Philipp Klement, ein Spieler, der seine Rolle zwischen den beiden Profikadern des FSV Mainz 05 immer wieder neu finden muss. Vor knapp fünf Jahren galt der Ludwigshafener, der 2014 von der Regionalligamannschaft des 1. FC Nürnberg an den Bruchweg gekommen war, als Kronprinz des in dieser Phase überragenden Yunus Malli, als dessen Wechsel zu Borussia Dortmund sich andeutete. Zweimal wurde der U-23-Spielmacher in der Bundesliga eingewechselt, eine lange Verletzung warf ihn in der Rückrunde jedoch weit zurück.

Die Sommervorbereitung absolvierte Klement regelmäßig mit dem Erstligakader, von verschiedenen Verletzungen gebeutelter Stammspieler war er jedoch erst wieder in der Dritten Liga. Nach fast zwei Jahren Pause kam der Spezialist für feine letzte und vorletzte Pässe immerhin in der Pokalpartie in Lüneburg zum dritten (kurzen) Pflichtspieleinsatz mit den Profis, mehr wurden es für den damals nicht mit unerschütterlichem Selbstbewusstsein gesegneten Zehner nicht.

Im Januar 2018 wechselte er zum SC Paderborn, mit dem er zunächst in die Zweite und dann in die Erste Liga aufstieg. Ohne Klement hätte der Durchmarsch wohl nicht funktioniert - in 31 Zweitligaeinsätzen erzielte er 16 Tore. Den Weg in die Bundesliga ging er allerdings nicht mit, sondern verließ den SCP zugunsten eines Vertrags beim VfB Stuttgart; am Ende der vorigen Saison stand erneut der Bundesligaaufstieg.

 

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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