Bei Lee geht's voran
Schwoich. Den Samstag hatte Bo Svensson seinen Spielern nach dem Test gegen den FC Liverpool als Regenerationstag gegönnt, der Abend stand zur freien Gestaltung zur Verfügung. Ein paar Profis nutzten dies, um ihr Abendessen in einem örtlichen Restaurant einzunehmen, Dominik Kohr schloss eine Nachtfahrt auf der Autobahn an – der Mittelfeldpieler verabschiedete sich in die Heimat, weil bei seiner schwangeren Frau die Wehen eingesetzt hatten. Er wird, wie der Trainer mitteilte, auch nicht mehr ins am Mittwoch zu Ende gehende Trainingslager zurückkehren.
Ein Großteil der Kollegen wirkte in der Trainingseinheit am Sonntagvormittag, als hätten sich am Samstagabend beim Fan-Abend im dem Mannschaftshotel benachbarten Wirtshaus eingefunden und ein paar Schoppen zu sich genommen. Die Qualität des Spiels auf engem Raum jedenfalls war „nicht so ganz“ nach dem Geschmack des Trainers.
„Das war schlampig“
„Insbesondere technisch hat es nicht gut ausgesehen, und wenn die Technik nicht stimmt, ist es egal, was du dir vornimmst, dann wird es nicht funktionieren“, sagte Svensson. Ungewöhnlich oft hatte er das von zahlreichen Annahme- und Abspielfehlern geprägte Spiel unterbrochen, was er seinen Spielern in den kurzen Pausen mitteilte, war wegen des erhöhten Geräuschpegels auf der Tribüne nicht zu verstehen – bis auf den verärgerten Zwischenruf in Richtung von Innenverteidiger Kilian, nachdem diesem drei Fehler in rascher Abfolge unterlaufen waren: „Ey, Luca, willst du mich verarschen?“
„Das war schlampig und einfach nicht gut“, sagte Svensson, was nicht nur auf Kilian gemünzt war. Er wolle das allerdings nicht überbewerten. „Solche Einheiten passieren manchmal. Ich musste auch nicht viel sagen, die Jungs haben genau gewusst, dass es unter unserem Trainingslevel war. Aber dafür haben wir in fünf Stunden die nächste Einheit, in der wir es besser machen können.“
Nichts überstürzen
Neben Dominik Kohr fehlte Jeremiah St. Juste, der in seiner letzten Aktion im Liverpool-Spiel einen Schlag gegen die Innenseite des Knies bekommen hatte. „Leicht geschwollen und schmerzhaft, aber nix Schlimmes, sagte Svensson. Jonathan Burkardt machte etwas früher Schluss als die anderen; beim Stürmer sei ein Muskel zugegangen.
Seinen Einstieg ins Mannschaftstraining gab Jae-sung Lee. Der Südkoreaner, der bislang ausschließlich individuelles Athletik- und Stabilisationstraining absolviert hatte, fungierte bei einer kleineren Spielform als Überzahlspieler. Im letzten Spiel des Frühjahrs mit der Nationalmannschaft hatte er sich am Sprunggelenk verletzt, „der Fuß war in keinem guten Zustand“, wie Bo Svensson sagt. „Das dauert eine Weile, bis er wieder Stabilität im und Vertrauen in den Fuß hat.“
Schon zu Beginn des Trainingslagers hatte der Coach berichtet, Lee liege mit seinem Rehatraining gut im Plan, sei sogar ein Stück voraus. „Aber es ist etwas anderes, ob man alle Bewegungen unter kontrollierten Bedingungen macht oder ob es im Zweikampf knallt.“ Keinesfalls solle der 28-Jährige den Fuß zu früh voll belasten. „Wir werden ihn vorsichtig aufbauen, denn wir brauchen ihn. Er ist für uns ein wichtiger Spieler.“