Der Frauenversteher
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um einen ehemaligen Profi, der als Trainer schon vor Jürgen Klopp die Champions League gewann, ein wertloses Torwarttor und ein rheinhessisches DFB-Pokalduell.
5. August
Colin Bell wird heute 59 Jahre alt. Der Engländer, der als 20-Jähriger von Leicester City (wo heute der Ex-05er Christian Fuchs spielt) zum Südwest-Oberligisten VfL Hamm/Sieg gewechselt war, kam 1987 an den Bruchweg. Für die Mainzer schoss Bell in 21 Oberligapartien sechs Tore, nach dem Aufstieg spielte er 19-mal in der Zweiten Bundesliga, dann beendete er seine Karriere mit nur 27 Jahren und begann eine Trainerlaufbahn.
Bell war Chefcoach der TuS Koblenz, Kotrainer beim 1. FC Köln, Chef bei Dynamo Dresden, Kotrainer beim SV Waldhof Mannheim, Cheftrainer bei seinem deutschen Stammklub VfL Hamm/Sieg. 2001 kam er zurück an den Bruchweg. Mit den 05-Amateuren gewann er dreimal den Südwestpokal, 2003 führte er die Mannschaft in die damals drittklassige und nur zweigeteilte Regionalliga. Nach dreieinhalb Jahren trennte sich der Verein von dem Engländer kurz vor dem Aufbruch ins Wintertrainingslager, nachdem Bell angekündigt hatte, sich nach Saisonende beruflich verändern zu wollen.
Das tat er auch, war bis 2011 Trainer bei Preußen Münster und beim Nachwuchs der TuS Koblenz, bevor er in den Frauenfußball wechselte, wo er seine größten Erfolge feiern sollte. Zunächst zum SC Bad Neuenahr, 2013 zum 1. FFC Frankfurt, mit dem er auf Anhieb den DFB-Pokal und eine Saison später die Champions League gewann. Ein halbes Jahr später erfolgte die Trennung, ein weiteres halbes Jahr trainierte Bell den norwegischen Vizemeister Avaldsnes IL und anschließend den Bundesligisten SC Sand. Von 2017 bis 2019 war er Cheftrainer der irischen Frauen-Nationalmannschaft, danach Kotrainer beim Premier-League-Absteiger Huddersfield Town (Männer!) unter Jan Siewert, dem heutigen Junioren-Cheftrainer des FSV Mainz 05. Im Oktober vorigen Jahres übernahm er als erster Ausländer die Frauen-Nationalmannschaft von Südkorea.
Seinen 43. Geburtstag kann Milorad Pekovic feiern. Um den Rahmen nicht vollends zu sprengen, gehen wir an dieser Stelle nicht weiter darauf ein, sondern werden im Laufe des Tages eine gesonderte Würdigung veröffentlichen.
33 Jahre alt wird Zamir Daudi. Der Verteidiger kam 2003 von Borussia Mönchengladbach zur U19 der 05er, spielte keine große Rolle, etablierte sich aber anschließend im höheren hessischen Amateurfußball (inklusive Viktoria Aschaffenburg) und kommt auf 167 Regional- und Oberligaspiele. Seit 2014 ist Daudi afghanischer A-Nationalspieler.
Am gleichen Tag wie er kam Damian Raczka zur Welt, der ebenfalls in seiner Jugend für Gladbach sowie für den FC Schalke 04 spielte, ehe er 2008 nach Mainz wechselte. Der Pole bestritt für die U23 der 05er elf Regionalligaspiele, war danach kurzzeitig für den bulgarischen Erstligisten Lokomotiw Mesdra aktiv und ist seither ebenfalls im deutschen Amateurfußball unterwegs.
Heute vor genau 22 Jahren begann die Zweitligasaison der 05er mit einem Kopfballtor von Stephan Kuhnert in der Nachspielzeit des ersten Spiels. Der Torwart rettete den Punkt beim 2:2 gegen Hannover 96 – der aber am Ende nichts wert war. Denn es gab eine Spielberechtigungsliste, und Thomas Ziemer, der Torschütze zum 1:0, der im Vorjahr nur ausgeliehen war und im Sommer erst fest verpflichtet wurde, fehlte darauf. Die 05er hatten den Transfer zwar gemeldet, aber offenbar zu kurzfristig. Das Spiel wurde als Sieg für Hannover gewertet.
Am 5. August 2007 sorgten die 05er fürein proppenvolles Stadion bei Wormatia Worms. Die beiden rheinhessischen Klubs trafen in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals aufeinander, und die Wormser, in deren Reihen die einstigen 05-Amateure Dennis Probst und Christian Bolm standen, gingen leicht übermotiviert zur Sache. Zwischen Milorad Pekovic‘ 0:1 (21.) und dem Ausgleich der Gastgeber durch Matthias Gutzler (39.) sah der Oberligist zwei Rote Karten – oder vier, wenn man so will. Denn Referee Thorsten Kinhöfer hielt Sven Bopp den Karton wegen Tätlichkeit, Schiedsrichterbeleidigung und noch mal Tätlichkeit gleich dreimal vors Gesicht, Bolm sah wegen wiederholter Unsportlichkeit Gelb-Rot. Nach der Pause sorgten Markus Feulner, zweimal Petr Ruman, Francis Laurent und Daniel Gunkel (Foulelfmeter) für den 6:1-Sieg des Zweitligisten.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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