Christian Karn / Peter H. Eisenhuth | 15.05.2020

„Die größte Scheißmannschaft“

Das 05-Kalenderblatt* für den 15. Mai.

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um Versuche, in die Zweite Liga aufzusteigen, ein taktisches Meisterstück, das einen Bochumer Stürmer erzürnte, und einen pöbelnden Amateurtrainer.

 

15. Mai

Am Freitag wird Karl-Heinz Halter 62 Jahre alt. Der Stürmer aus der Pfalz war einer der vielen 05-Spieler der 1980er Jahre, die ihre Jugend beim 1. FC Kaiserslautern verbracht hatten. Als 23-Jähriger kam Halter 1981 vom FK Pirmasens zu den Mainzern, die gerade mit Charly Mähn, Ludwig Scherhag, den Rückkehrern Gerhard „Bimbo“ Bopp, Willi Reichert und eben mit Halter eine großkalibrige Offensive aufbauten.

Zwar eher im Mittelfeld eingesetzt und häufig nur eingewechselt, schoss Halter dennoch in 31 Spielen fünf Tore und wurde mit den 05ern Deutscher Amateurmeister. Bereits 1982 wechselte er zum FSV Salmrohr. Nach seiner aktiven Karriere war er lange Trainer im hochklassigen Südwest-Amateurfußball – wo er sich wegen seiner Neigung zu unflätigen Pöbeleien zumindest bei gegnerischen Klubs keine Freunde machte.

 

Genau zehn Jahre jünger ist Milan Lednicky. 16-mal spielte der slowakische Stürmer in der Saison 1995/96 in der Zweiten Bundesliga für die 05er, selten länger als eine halbe Stunde. Nach der Runde wechselte er zurück zum tschechischen Zweitligisten FK Bohumín.

 

Seinen 28. Geburtstag feiert Kai Pröger. Der mit Lucas Höler vom VfB Oldenburg gekommene Angreifer sollte 2014/15, nach dem Aufstieg der U23 in die Dritte Liga, Nachfolger des starken Rechtsaußen Steven Lewerenz werden, vermochte sich aber nicht durchzusetzen. Nur zweimal wurde Pröger eingewechselt, nach der Saison wechselte er zum BFC Dynamo Berlin.

Über Rot-Weiss Essen kam er im Januar 2019 zum Zweitligisten SC Paderborn, wo ihm ein bemerkenswerter Durchbruch gelang. Pröger wurde Stammspieler, behauptete diesen Status auch in der laufenden Bundesligasaison als Topscorer des Tabellenletzten.

 

Am 15. Mai 1978 ging der Auftakt zum ersten Versuch, in die Zweite Liga zurückzukehren, mit 0:3 bei Borussia Neunkirchen in die Hose. In der Amateurliga Südwest (der heutigen Verbandsliga; die Oberliga wurde erst zur folgenden Saison eingeführt) war Mainz 05 letztlich recht souverän Meister mit drei Punkten Vorsprung auf Hassia Bingen und Eintracht Bad Kreuznach geworden. 34:4 Punkte in der Hinrunde – einzige Niederlage war ein 2:3 zu Hause gegen die Hassia – hatten ein gutes Fundament gelegt und die Rückrunde geriet mit 31:7 Zählern nicht wesentlich schlechter.

Doch die Saison war lang und hintenraus stressig, die Amateurligen Saar und Rheinland waren längst fertig, die Konkurrenten aus Neunkirchen und Neuendorf gingen deutlich erholter in die Aufstiegsrunde, aus der die Mainzer mit vier Niederlagen in vier Spielen herausgingen.

 

Weiterhin fanden am 15. Mai drei bedeutende Spiele statt:

1988 sicherte Micky Beckers 1:0 bei Südwest Ludwigshafen die Südwestmeisterschaft der 05er, die darauf in der Aufstiegsrunde nach zwölf Jahren in der Drittklassigkeit die Rückkehr in die Zweite Bundesliga schafften.

1998 schlugen die Mainzer den FC Carl Zeiss Jena 5:0 – unter anderem durch Sven Demandts 100. Zweitligator – einem Drittel seines einzigen Hattricks für die 05er.

2000 schließlich traf Demandt beim VfL Bochum nur einmal; dieser ermauerte 1:0-Sieg, Interimstrainer Dirk Karkuths taktisches Meisterstück, verschaffte den 05ern gegen den späteren Aufsteiger eine gute Ausgangsposition im Abstiegskampf. Der Bochumer Stürmer Achim Weber nannte die Mainzer nach der Partie, in der Demandts Treffer tatsächlich aus dem einzigen Angriff der Gäste resultierte, die größte Scheißmannschaft, gegen die er je gespielt habe (verglichen mit Karl-Heinz Halter war das noch sehr gewählt ausgedrückt). Den 05ern konnte es egal sein; drei Tage später sicherten sie sich mit einem 2:1 gegen Tennis Borussia Berlin den Klassenverbleib.

 

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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