Ein bisschen Wehmut ist dabei
Mainz. Seinen Worten ließ Jan Hanelt eine symbolische Tat folgen. Von Rednerpult an seinen Platz zurückgekehrt, legte er das dort stehende Namensschild mit der Schrift nach unten auf den Tisch. Denn darauf stand „Präsident“ – und das war er seit gerade eben nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr so richtig.
Weil der 50-Jährige seit November vorigen Jahres einer der Vizepräsidenten des Deutschen Tennis-Bunds ist, lässt er sein Amt als Präsident des rheinland-pfälzischen Verbands ruhen. Den Schritt hatte Hanelt vorab angekündigt, unter anderem in einem Interview mit dem Tennismagazin „Return“, bei der Landesdelegiertenversammlung in Mainz vollzog er ihn jetzt. „Das ist für mich der wehmütige Teil der Veranstaltung“, leitete er die Übergabe der Amtsgeschäfte an Ulrich Klaus ein. Der Präsident des Tennisverbands Rheinland übernimmt bis zur nächsten Präsidiumswahl im Frühjahr 2025.
Aus Hanelts Sicht war die Entscheidung, nicht länger an der Spitze des TVRP zu stehen, aus zwei Gründen alternativlos. Zum einen wegen des Aufwands. In sein DTB-Amt müsse er wöchentlich 25 bis 30 Stunden investieren, mehr noch als es in Rheinland-Pfalz der Fall war. Beide Ämter auszuüben, ließe sich nicht mit Familie und Beruf vereinbaren. Zum anderen habe Rheinland-Pfalz es stets abgelehnt, dass ein Landesverbandschef gleichzeitig der DTB-Führung angehöre, sich damit also quasi selbst kontrollieren könne.
„Gut, weil hier gute Arbeit gemacht wird“
Ulrich Klaus verriet, Hanelt habe als Landesvorsitzender zurücktreten wollen, er aber habe ihm geraten, das Amt für ein Jahr ruhen zu lassen. „Beim DTB kann so viel passieren … dann bist du vielleicht bald froh, dass du hier noch eine Heimat hast.“ Klaus kennt sich aus: Der Koblenzer stand von 2014 bis 2021 an der Spitze des Bundesverbands; von 2003 bis 2015 fungierte er als Präsident in Rheinland-Pfalz.
Seinen letzten Jahresbericht überschrieb Hanelt mit der Frage „Quo vadis, Tennis?“ Er berichtete von einer positiven Mitgliederentwicklung in fast allen Landesverbänden, „in Rheinland-Pfalz und unseren drei Bezirken sowieso“. Hier seien die Zahlen der gemeldeten Mannschaften stabil, die Vielzahl hochrangiger Turniere ergänzte im vorigen Jahr das erste Daviscupspiel im Bundesland, bei dem in Trier lediglich das Ergebnis – eine 2:3-Niederlage gegen die Schweiz – nicht passte. „Rheinland-Pfalz ist einfach gut, weil hier gute Arbeit gemacht wird“, betonte Hanelt.
Beim DTB seien gute Nachrichten selten zu finden gewesen, sagte Hanelt. Der Verband stehe am Anfang eines dringend notwendigen Transformationsprozesses; die Verlagerung der Kompetenzen vom Ehren- zum Hauptamt sei unabdingbar, um effizienter zu arbeiten. „Dieser Professionalisierungsprozess benötigt aber noch Zeit, da alle Beteiligten das neue Selbstverständnis erst erlernen müssen.“
Bolten ist jetzt Jugendwart
Drei Kernthemen bestimmten die Arbeit des neuen Präsidiums: eine neue Leistungssportkonzeption zu entwickeln, um international wieder wettbewerbsfähig zu werden. Eine digitale Plattform zu schaffen, deren Finanzierung nach wie vor umstritten ist. Und eine Strukturreform, um dem DTB wieder mehr Handlungsfähigkeit zu verleihen. „Das wird eine Herausforderung für die Landesverbände, wie es sie in den vergangenen 20 Jahren nicht gegeben hat.“
Bei der Delegiertenversammlung stand neben Hanelts Eintritt in den Ruhemodus nur noch eine Personalie auf der Tagesordnung: Lucas Bolten, seit zweieinhalb Jahren als Jugendreferent tätig, wurde zum Jugendwart gewählt.
Eingeladen hatte der Verband zwei Special Guests: Jürgen Häfner, Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz stellte die Arbeit seines Unternehmens als Partner unter anderen des Sports, auch des Tennisverbands, vor. Hans Beth, Vizepräsident des TSC Mainz, warb für die „Coins to beat Cancer“-Aktion – und stieß nicht nur auf offene Ohren, sondern auch auf offene Portemonnaies: Bei der spontanen Spendensammlung fanden deutlich mehr Scheine als Münzen den Weg in die Boxen – und Benjamin Löwenstein, der Vorsitzende des TC Blau-Weiß Bad Ems, verdoppelte den Betrag. Unterm Strich kamen 1160 Euro zusammen.