Fans und Verein gegen Nazis und Diskriminierung
Mainz. Am übernächsten Spieltag wird die Fußball-Bundesliga den jährlichen Erinnerungstag begehen: Gemeinsam mit der Initiative „Nie Wieder“, die diesem Tag im deutschen Fußball ins Leben gerufen hat, wird in allen Stadien der Millionen Opfer des Nationalsozialismus gedacht und gemahnt, dass Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben darf.
Die Ultras des FSV Mainz 05 lieferten dazu am Samstag quasi den Prolog. Während der Partie gegen den SC Freiburg entrollten sie Banner, auf denen zu lesen war: „SCF: Wer schweigt, ist mit schuld – Mandic, du Nazi, verpiss dich!“
Hintergrund dieses Plakats war, wie das Portal faszination-fankurve.de berichtet, ist ein im August vorigen Jahres in Freiburg gezeigtes Plakat, das sich gegen einen Lokalpolitiker der AfD richtete. „Mandic, du Nazi, verpiss dich!“, war in der Hinrunde beim SC-Heimspiel gegen die 05er zu lesen. Adressat war der Rechtsanwalt Dubravko Mandic, der für die AfD im Freiburger Stadtrat sitzt und damals in sozialen Netzwerken seinen Besuch im Dreisamstadion angekündigt habe. Wegen des Plakats werde in Freiburg wegen Beleidigung ermittelt.
Mandic hatte zuletzt mit einer Rede in Baden-Baden bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt, weil er drohte, Journalisten „aus ihren Redaktionsstuben vertreiben“ zu wollen.
Zahlreiche Veranstaltungen
Der FSV Mainz 05 will beim Heimspiel gegen den FC Bayern am 1. Februar ein Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung jedweder Art setzen und sich für Toleranz und ein buntes, friedliches Miteinander aussprechen. Vor Spielbeginn werden Profis, Trainerstab und der gesamte Staff, die Fahnenschwenker sowie die Einlaufkinder T-Shirts mit der Botschaft „Gemeinsam für Erinnerung und Vielfalt“ tragen. Diese Shirts sind dann auch für 15 Euro in den Fanshops erhältlich, jeweils 5 Euro werden für einen guten Zweck gespendet.
Auf dem Rasen werde es Redebeiträge von Vertretern beider Vereine sowie des Zentralrats deutscher Sinti und Roma geben. Gemeinsam mit Mitgliedern der Fanabteilung, der Supporters Mainz und des FC Ente Bagdad werde ein Banner mit dem Aufdruck „Gemeinsam für Erinnerung und Vielfalt“ präsentiert.
Darüber hinaus unterstützt der FSV Mainz 05 zwischen bis zum 2. Februar eine Reihe von Veranstaltungen und Aktionen außerhalb des Stadions, die von Ente Bagdad, den Supporters, der CSR-Abteilung des FSV, der Fanabteilung, dem Fanprojekt und dem Q-Block organisiert worden sind und Diskriminierung thematisieren sowie Akzeptanz fördern sollen.
- Seit Sonntag läuft die Ausstellung „Sinti und Roma – Sportler abseits im eigenen Land“ von Andrzej Bojarski im Fanhaus in der Weisenauer Straße 15.
- Am Freitag, 24. Januar, wird im Haus am Dom (Liebfrauenplatz 8) der Dokumentarfilm „Die Stille schreit“ von Josef Pröll unter Mitarbeit von Miriam Friedmann über die gnadenlose und systematische Entrechtung und Enteignung der Juden im Dritten Reich vorgeführt und im Anschluss diskutiert.
- Fußball-Action gibt es am Sonntag, 26. Januar, beim Fußballturnier unter dem Motto „Gemeinsam für Erinnerung und Vielfalt“, das Ente Bagdad auf dem Sportplatz in der Ulrichstraße ausrichtet. Geladen sind Vereine, in deren Teams auch Geflüchtete spielen.
- Am Montag, 27. Januar, findet ab 20 Uhr in den Mainzer Kammerspielen (Malakoff-Passage) „Ein Abend für Selma Merbaum“ statt, der in einer musikalisch-szenischen Lesung von GOJ-T-A-TR aus dem 58 Gedichte umfassenden Tagebuch der jungen Jüdin, die 1942 in einem SS-Arbeitslager in der Ukraine an Flecktyphus verstarb, berichtet.
- Auf den Spuren jüdischen Lebens in Mainz, das seit dem 10. Jahrhundert in der Stadt präsent ist, wandeln zwei Themenstadtführungen am Dienstag, 28. Januar, und am Donnerstag, 30. Januar.
- Am Mittwoch, 29. Januar, 19.05 Uhr, bietet Oswald Marschall, ehemaliger Boxer und derzeit stellvertretender Vorsitzender des Dokumentations- und Kulturzentrums der Sinti und Roma, im Haus des Erinnerns (Flachsmarktstraße 36) in einer offenen Podiumsdiskussion die Möglichkeit, Fragen zu stellen zum Thema „Was ich schon immer mal über Sinti und Roma wissen wollte".
Der Zeitpunkt Ende Januar ist für den Erinnerungstag im deutschen Fußball nicht zufällig gewählt – am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz befreit; an diesem Datum wird der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Eugen Salomon, der zweite Vorsitzende in der Klubgeschichte nach Karl Finkenauer, zählt zu den Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden.