Feiern mit und ohne Bayern
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um eine ehemalige Defensivstütze, eine Südwestmeisterschaft, den ersten Bundesliga-Nichtabstieg und einen rauschenden Empfang.
7. Mai
Am 7. Mai 1908 wurde in Mombach Karl Heinrich Drommershausen geboren. 1931/32 trug der Rechtsaußen mit zwei Vorlagen in drei Spielen seinen kleinen Teil zur ersten Mainzer Hessenmeisterschaft seit fünf Jahren bei. In den anschließenden Spielen um die Süddeutsche Meisterschaft, in der die 05er wie immer weit hinten in der Tabelle landeten, wurde er nicht mehr
eingesetzt; nach der Saison wechselte er zurück zu Mombach 03. Am 13. Juli 1943 kam Drommershausen nahe der russischen Siedlung Kosinka, nördlich von Moskau, ums Leben.
Werner Orf wird 63 Jahre alt. Der gebürtige Heidesheimer kam 1976 als 19-Jähriger vom TSV Schott zu den 05ern und war – unterbrochen von zwei Jahren beim Zweitligisten SpVgg Fürth – bis 1986 eine wichtige Stütze in der Defensive des damaligen Oberligisten. Zunächst im defensiven Mittelfeld, dann als Rechtsverteidiger, Libero und schließlich wieder als defensiver Mittelfeldspieler.
1986 wurde Orf vom reichen hessischen Landesligaaufsteiger SpVgg Eltville abgeworben, aber seine Nachfolger Bernd Münch und Michael Schuhmacher waren schon da. Nach seinem Karriereende begann Orf eine lange Laufbahn als Amateurtrainer, weitestgehend auf der hessischen Rheinseite, 2011/12 aber auch bei Fontana Finthen.
Orfs 239 Drittligaspiele (24 Tore) übertraf bei den 05ern nur Charly Mähn (256/102).
38 Jahre alt wird Fatih Sözen. Der Stürmer spielte von 1998 bis 2003 für die U19 und die Amateure des FSV Mainz 05, mit denen er 2001, 2002 und 2003 den Südwestpokal gewann, bestritt 63 Oberligaspiele (12 Tore) und jeweils drei Regionalliga- und DFB-Pokalspiele. Nach einer Saison beim Oberligisten FV Engers war er neun Jahre lang für mehrere luxemburgische Klubs aktiv, ließ seine Karriere beim Rheinlandligisten SG Bad Breisig ausklingen und arbeitet inzwischen als Spielertrainer des SG Mont Royal Enkirch in der Kreisliga A Mosel.
Und 34 Jahre alt wird Sascha Esser, 2004/05 Stammspieler in der Innenverteidigung der Mainzer A-Junioren, später Oberligakicker in Bad Kreuznach und Hauenstein.
Vor 32 Jahren, am 7. Mai 1988, gewannen die 05er mit 3:2 gegen Eintracht Trier. Nach zwölf Jahren in der Drittklassigkeit bedeutete dies die Vorentscheidung im Kampf um die Südwestmeisterschaft und einen wichtigen Schritt zum Aufstieg.
Obwohl sie bis dahin nur wenige Punkte verloren hatten, standen die Mainzer lange deutlich hinter den Trierern. Dann aber verlor der souveräne Tabellenführer überraschend beim Tabellenletzten Rot-Weiß Hasborn und zu Hause gegen den FSV Saarwellingen, während die 05er eine große Siegesserie starteten. Vor dem direkten Duell am vorletzten Spieltag waren sie nur noch wegen der Tordifferenz Zweiter.
Vor deutlich mehr als den 7000 zahlenden Zuschauern glich der wankende Spitzenreiter zweimal Norbert Hönnscheidts Führungstreffer aus, aber auf Charly Mähns 3:2 fanden die Trierer keine Antwort mehr. Am letzten Spieltag verteidigten die 05er mit einem 1:0 bei Südwest Ludwigshafen die Tabellenführung. In der Summe weit mehr als 30.000 Zuschauer besuchten anschließend die drei Heimspiele in der erfolgreichen Aufstiegsrunde.
Zwölf Jahre später steckten die 05er mal wieder tief im Abstiegskampf der Zweiten Bundesliga. Die Wende – wie immer nach einer happigen Niederlage in Fürth – begann am 7. Mai 2000 mit einem 2:0 gegen die Stuttgarter Kickers, bei dem Peter Neustädter zwei indirekte Freistöße im Kickers-Strafraum verwandelte.
Am 7. Mai 2005, also vor genau 15 Jahren, kam Bayern München zum ersten Mal zu einem Bundesligaspiel nach Mainz. Benjamin Auer und Michael Thurk trafen zum 1:1 und 2:2, aber letztlich setzte sich der Favorit vor allem wegen des dreimaligen Torschützen Roy Makaay mit 4:2 durch. Den 05ern war‘s egal, denn dank der Ergebnisse der Konkurrenz stand an diesem Nachmittag zwei Spieltage vor Saisonende fest, dass es für den vermeintlichen Absteiger Nummer eins ein zweites Erstligajahr geben würde. Die Mainzer mussten allerdings damit leben, dass die Gäste ihnen so manches Nichtabstiegsbier stibitzten – um die soeben klargemachte Meisterschaft zu feiern. Es wurde eine gemeinsame Party, und die Fans feierten, sehr zur Überraschung der Bayern, beide Mannschaften.
Heute vor neun Jahren gewannen die 05er in Manuel Neuers letztem Heimspiel als Schalker Torwart 3:1 in Gelsenkirchen. Die Treffer von André Schürrle, Lewis Holtby und Nikolce Noveski sicherten im vorletzten Saisonspiel die erste sportliche Europapokal-Qualifikation der 05er, genau fünf Jahre vor der dritten, die mit dem 3:1 in Stuttgart klar war. Am Bruchweg bereiteten die Fans der aus Schalke zurückkehrenden Mannschaft einen rauschenden Empfang mit viel pyrotechnischem Material. In der euphorischen Stimmung ließ sich sogar Trainer Thomas Tuchel zu Gesängen hinreißen.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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