Peter H. Eisenhuth | 27.07.2021

1:0 in zähem Kick

AUS DEM TRAININGSLAGER (14): Der FSV Mainz 05 schlägt den türkischen Erstligisten Gaziantep FK. Mit Bo Svenssons Vorstellungen von Fußball hat das Ganze aber nicht viel zu tun.
Moussa Niakhaté deutet nur an, dass er an den Ball will, das reicht Torwart Mustafa Bozan schon, die Kugel ins Tor fallen zu lassen.
Moussa Niakhaté deutet nur an, dass er an den Ball will, das reicht Torwart Mustafa Bozan schon, die Kugel ins Tor fallen zu lassen. | Peter H. Eisenhuth

St. Johann in Tirol. Mit einem 1:0-Sieg gegen Gaziantep FK hat der FSV Mainz 05 am die letzte Arbeitseinheit während des Trainingslagers in Tirol abgeschlossen. „Es ist gut, dass wir dieses Spiel gewonnen haben und dass sich niemand verletzt hat“, sagte Trainer Bo Svensson nach der recht zähen Partie. „Aber es hatte nicht so viel mit dem zu tun, wie unser Spiel aussehen soll und war weit weg vom Bundesligafußball. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Zuschauen Spaß gemacht hat.“ Widerspruch wäre an dieser Stelle unangebracht gewesen.

Das Tor fiel in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit nach einem Freistoß, den Aarón von der rechten Seitenlinie mit links an den Fünfmeterraum geschlagen hatte. Moussa Niakhaté, der zum Ball hochstieg, kam nicht dran, doch Torhüter Mustafa Bozan ließ die bereits gefangene Kugel zwischen seinen Händen hindurch über die Linie rutschen. Mehr ein Eigentor als eines des Mainzer Linksverteidigers, der den Treffer aber vom Stadionsprecher in St. Johann gutgeschrieben bekam.

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Ungewöhnliche Dreierkette

Es war einer der wenigen Abschlüsse im ersten Durchgang, in dem die Mainzer zumindest noch ordentlich anliefen und über Aarón sowie meist nach langen Bällen in die Spitze Karim Onisiwo zu ein paar Angriffen kamen, aus denen sie mehr Kapital hätten schlagen können. Dem türkischen Süper-Lig-Klub mangelte es im Spiel nach vorne noch viel stärker an Ideen und Struktur; viel Mühe bereitete er der Mainzer Hintermannschaft nicht.

Svensson hatte wie schon gegen Liverpool zwei gemischte Mannschaften aufgeboten, in denen erstmals auch die EM-Rückkehrer standen. Ungewöhnlich besetzt war die Dreierkette nach dem Seitenwechsel: mit David Nemeth, Niklas Tauer und dem eigentlich für die linke Außenbahn vorgesehenen Anderson Lucoqui. „Ich weiß nicht, ob er Innenverteidiger spielen kann“, sagte der Trainer, „aber da wir drei Linksfüße für seine Position haben, muss einer eine ungewohnte Rolle spielen.“ Im Test gegen die Würzburger Kickers war es Aarón, der die rechte Seite besetzen musste, dort bot Svensson gegen den FC Liverpool Jonathan Meier auf. Und diesmal musste eben der Neuzugang in der Abwehrkette agieren.

Mehrere Cancen für die Türken

Und er, seine Nebenleute sowie Torwart Robin Zentner hatten zwischen der 59. und 69. Minute alle Hände und Füße voll zu tun, um den Ausgleich zu verhindern, die Türken kamen in dieser Phase zu fünf guten Chancen, eine endete auch nach einer Ecke mit einem Kopfball des eingewechselten Kenan Özer ins kurze Eck zum vermeintlichen 1:1 – warum die Unparteiischen den Treffer aberkannten, erschloss sich nicht.

Ein Resümee des Trainingslagers mochte Svensson nach diesem Test noch nicht ziehen. „Wenn ich das Spiel von heute betrachte, sehe ich, dass wir körperlich erreicht haben, was wir erreichen wollten“, sagte er. Tatsächlich habe das Team sogar mehr Einheiten absolviert als ursprünglich vorgesehen. Aufschluss darüber, inwieweit sich die einstudierten spielerischen und taktischen Elemente verfestigt haben, erhofft er sich vom Test gegen den FC Genua am Samstag ab 17.30 Uhr in der Arena am Europakreisel.

„Dann haben wir frische Beine und frische Köpfe“, sagte Svensson am Dienstagabend. Und dann wird er wohl auch jene elf Spieler beginnen lassen, die er auch für den Pflichtspielauftakt als Anfangsformation im Auge hat.

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