„Haben diese Entscheidung erwartet“
Mainz. In der Stellungnahme des FSV Mainz 05 zur Entscheidung der Deutschen Fußball-Liga, die Suche nach einem milliardenschweren Investor abzubrechen, schwingt Skepsis mit. „Wir sind gespannt, über welchen alternativen Weg die notwendigen Investitionen nun generiert werden sollen“, sagte Stefan Hofmann, der Vereins- und Vorstandsvorsitzende des Bundesligisten. „Um die Auswirkungen des heute getroffenen Beschlusses für den deutschen Fußball, die Zentralvermarktung und insbesondere für Mainz 05 abschätzen zu können, müssen wir die weiteren Gespräche innerhalb der DFL und des Ligaverbands abwarten.“
Nach wochenlangen Protesten der Ultras zahlreicher Vereine, die in vielen Vereinen für lang anhaltende Spielunterbrechungen sorgten, indem sie beispielsweise Tennisbälle auf den Rasen warfen, und den Diskussionen darüber, wie die hauchdünne Zweidrittelmehrheit für den Investorenbeschluss zustande gekommen war, zog die DFL die Reißlinie.
Watzke: Zerreißprobe droht
„Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich“, begründete DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke die Entscheidung. „Auch wenn es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt: Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe, die nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Klubs, sondern teilweise auch innerhalb der Klubs zwischen Profis, Trainern, Klubverantwortlichen, Aufsichtsgremien, Mitgliederversammlungen und Fangemeinschaften für große Auseinandersetzungen sorgt, die mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und damit die Integrität des Wettbewerbs gefährden. Die Tragfähigkeit eines erfolgreichen Vertragsabschlusses im Sinne der Finanzierung der 36 Klubs kann in Anbetracht der Umstände im Ligaverband mit seinen 36 Mitgliedsclubs nicht mehr sichergestellt werden.“
Das DFL-Präsidium betrachte die erzielte Zweidrittelmehrheit als rechtswirksam. „Gleichwohl darf nicht verkannt werden, dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehlt.“ Sprich: Die notwendige Zweidrittelmehrheit war mit 24 von 36 Stimmen nur erreicht worden, weil Martin Kind, der Chef von Hannover 96, vermutlich entgegen dem Votum seines Vereins mit Ja votiert hatte.
Hofmann betont Investitionsbedarf
„Darüber hinwegzugehen, darf vor dem Hintergrund des hohen Guts, das wir mit der 50+1-Regel in unseren Händen halten, nicht unser Ansatz sein“, sagte Watzke. „Das DFL-Präsidium steht einmütig zur 50+1-Regel. Jede erneute Abstimmung, mit dem Ziel diese Akzeptanz auf einem Beschlussweg herzustellen, würde aber weitere rechtliche Fragen zur Bewertung des im Dezember 2023 getroffenen, rechtswirksamen, von keinem Klub seinerzeit infrage gestellten oder angefochtenen Beschlusses aufwerfen, die das Risiko neuer rechtlicher Fragen oder sogar Auseinandersetzungen nach sich zöge.“ Dies zu vermeiden und zu einem geordneten Spielbetrieb zurückzukehren, müsse das vorrangige Ziel der DFL sein.
„Wir haben aufgrund der Entwicklungen und Vorkommnisse der vergangenen Tage diese Entscheidung erwartet“, sagt 05-Vorsitzender Hofmann. „Alle 36 Klubs des Ligaverbands sehen den Bedarf für Investitionen in unser Medienprodukt, aus dem wir den größten Teil unserer Einnahmen beziehen. Wir müssen digitaler und internationaler werden. Leider ist es nicht gelungen, innerhalb des Ligaverbands eine klare gemeinsame Haltung zur Finanzierung dieser Investitionen zu entwickeln.“