Nur in Schieflage, nicht auf den Kopf gestellt
Rheinhessen. Unentschieden endete am Freitagabend das Spitzenspiel der Fußball-Bezirksliga Rheinhessen. Die SpVgg Ingelheim und Tabellenführer VfR Nierstein trennten sich 3:3. Damit bleibt die Führungsgruppe dicht beisammen, was Spannung für die nächsten Wochen garantiert.
Für den FSV Saulheim ging eine Serie von drei Spielen ohne Niederlage mit dem 0:3 gegen die TSG Pfeddersheim II zu Ende.
SpVgg Ingelheim – VfR Nierstein 3:3 (2:1).
Die Trainer bewerteten das Ergebnis recht unterschiedlich. „Das ist der dickste Punkt, den Nierstein je geholt hat“, sagte der Ingelheimer David Klose. Sein VfR-Kollege hingegen sah das Unentschieden als „am Ende verdient“ an. Nico Augustin räumte aber auch ein, dass die Gastgeber dem Sieg deutlich näher waren als sein Team.
„Beide Mannschaften hatten extrem starke Phasen“, führte der Niersteiner Coach aus. „Den Ingelheimern gehörten vielleicht 60 Minuten, uns 30.“ Die Berechtigung des Punktgewinns begründete er damit, dass David Rau in der 81. Minute noch einmal blank vor dem Tor der Gastgeber aufgetaucht sei und sogar den Lucky Punch hätte setzen können. Auch Klose räumte ein, dass sein Team in dieser Szene Glück hatte. „Da ist uns noch mal einer durchgerutscht“, sagte der Ingelheimer Trainer.
Schlussmann Carsten Jost habe verhindert, dass seine Mannschaft mit leeren Händen dastand. „Das hätte die Welt komplett auf den Kopf gestellt“, sagte Klose. „So ist sie nur in Schieflage.“
14 Ingelheimer Abschlüsse hatte er gezählt, bis er in der 85. Minute seine Strichliste beendete – darunter waren ein Latten- und zwei Pfostentreffer. Der Gegner habe nur fünfmal aufs Tor geschossen, aber dreimal gescort. „In diesem Punkt hatten die Niersteiner eine Qualität, die uns heute abging.“ Wenn man nur so wenige Versuche zulasse, müsse das eigentlich für einen Dreier reichen.
„Waren scheiße gut"
Augustin hatte eine etwas andere Zählweise. Er wandte ein, ein Großteil der Ingelheimer Schüsse habe schlicht das Ziel verfehlt, in anderen Situationen habe einer seiner Leute noch einen Fuß dazwischengehalten. In der ersten Hälfte habe die Spielvereinigung gar nur eine Chance herausgespielt, der Rest habe sich nach Standards ergeben.
Zudem sei seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit ein klarer Elfmeter versagt worden. Augustin räumte aber auch ein, dass die Gastgeber nach dem 3:2 noch drei, vier große Konterchancen besaßen. „Unverdient ist der Punkt für uns nicht“, sagte Augustin, „aber ein bisschen glücklich.“
David Klose war grundsätzlich mit der Leistung seiner Mannen hochzufrieden. „Wir hatten wirklich einen Sahnetag erwischt“, sagte der Ingelheimer Trainer. „Wir waren scheiße gut – nur die Abschlusskrise geht weiter.“ Vor knapp 130 Zuschauern sei sein Team eindeutig besser gewesen. Insbesondere haderte er mit dem VfR-Treffer zum Endstand. „Lukas Pieper macht einen Pressschlag – und der Ball fällt dem Torschützen vor die Füße, sodass er nur noch einschieben muss.“
Tore: 0:1 David Rau (8.), 1:1 Kevin Hanss (11.), 2:1 Jonas Becker (41.), 2:2 Damian Pfahl (58.), 3:2 Ömer Degirmenci (67.), 3:3 Manuel Loos (79.).
FSV Saulheim – TSG Pfeddersheim 0:3 (0:2).
Der Sieg kam Jens Blüm teuer zu stehen. Der Pfeddersheimer Trainer hatte vor der Saison vorgegeben, wie viele Tore seine Mannschaft in der Hinrunde nach Standards erzielen solle: drei. Und in Saulheim fielen alle drei Treffer nach Freistößen, zweimal per Kopf, einmal herausgespielt. Damit ist der avisierte Wert erreicht, und Blüm muss die Mannschaft zum Essen einladen. „Das mache ich aber gerne“, versicherte er.
Mit den Toren und ihrem Zustandekommen war Sascha Winsi verständlicherweise weniger zufrieden. „Schon nach drei Minuten haben wir nicht konsequent genug verteidigt“, ärgerte sich der Saulheimer Trainer über das 0:1. Doch den frühen Nackenschlag machte Winsi nicht allein für die in seinen Augen verdiente Niederlage verantwortlich. „Wir bekamen vor allem in der ersten Hälfte keinen Zugriff“, sagte er. „Das war eine kleine Leistungsdelle.“ Nach dem 0:2 zur Pause hatte sich seine Mannschaft vorgenommen, noch einmal heranzukommen, erspielte sich auch eine kleine Drangphase, bis erneut ein Freistoß den Elan stoppte.
Nach der Winterpause autark sein
Blüm sah in dem Erfolg eine Bestätigung des Aufwärtstrends – Grundlage für gute Ergebnisse seien eben gute Leistungen. „So langsam findet meine neu zusammengewürfelte Mannschaft zusammen“, sagte der TSG-Coach. „Man sieht im Spiel die Dinge, die wir im Training üben.“
Mit dieser Entwicklung sei er sehr zufrieden, so könne es weitergehen, das mache Lust auf mehr. Er räumte aber auch ein, Unterstützung aus dem Oberligakader erhalten zu haben: Daniel Zolotarev stabilisierte die Abwehr. „Wir haben gut von hinten rausgespielt und hatten ein starkes optisches Übergewicht“, sagte Blüm. „Da hat man die Qualität gesehen.“ Ziel müsse es aber sein, spätestens nach der Winterpause autark zu sein.
Tore: 0:1 Karsten Kaltenborn (3.), 0:2 Mikheili Kopaliani (40.), 0:3 Maurice Müller (57.).