Kuhnert hält, und Kuhnert trifft
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um einen pfeilschnellen Linksaußen, den zweithöchsten Zweitligasieg und eine Beinahe-Pokalpleite im Schwalm-Eder-Kreis.
26. August:
Am 26. August 1911 wurde Karl „die Rakete“ Posselmann geboren. Der pfeilschnelle Linksaußen spielte von 1926 an für die 05er, sein Pflichtspieldebüt in der Ersten Mannschaft gab er zwei Tage vor seinem 19. Geburtstag beim 0:5 bei Alemannia Worms, erst im Oktober folgte der zweite Einsatz, im November das erste Tor.
In den diversen Ligen bis 1937 kam Posselmann auf 98 Einsätze, 28 Tore und mindestens 36 Torvorlagen, woraus man schon lesen kann: Stammspieler war er nicht immer, aber wenn er spielte, zündete er. In der Tat wollte Posselmann 1932 zum Main-Meister Eintracht Frankfurt wechseln, was – die Unterlagen sind lückenhaft – nicht geklappt zu haben scheint. Jedenfalls fehlte er in Mainz von August bis Dezember, erst ab Januar spielte er wieder vereinzelt.
1933/34 war er wegen einer Tätlichkeit länger gesperrt, außerdem mehrere Wochen verletzt, in den folgenden beiden Jahren musste er offenbar ebenfalls wegen Verletzungen aussetzen. Von 1937 an liegen keine Aufstellungen vor, im ersten Nachkriegsjahr taucht Posselmann mit inzwischen 34 Jahren wieder auf, kam auf mindestens drei Einsätze und ein Tor.
Karl Posselmann starb bereits am 21. Februar 1971 im Alter von 59 Jahren.
Heute vor 47 Jahren ging der SV Alsenborn in Mainz unter. In gewisser Weise waren die Pfälzer der Vorgänger der TSG Hoffenheim: Der in Alsenborn ansässige Ex-Weltmeister Fritz Walter war in den frühen 1960ern beim SVA eingestiegen und hatte den Klub binnen weniger Jahre nahe an die Bundesliga gebracht. Anders als bei den Hoffenheimern war allerdings gar nicht so viel Geld im Spiel, horrende Ablösezahlungen waren ohnehin noch nicht erlaubt.
Eher stellte der SVA mit guten Arbeitsbedingungen eine Pfalz-Auswahl zusammen, die 1968, 1969 und 1970 Südwestmeister wurde, aber jeweils in der Aufstiegsrunde scheiterte. Bereits 1969 begann der Niedergang mit dem Verkauf des überragenden Spielmachers Lorenz Horr für die damals deutsche Rekordablöse von 336.000 D-Mark zu Hertha BSC und dem Unfalltod des Trainers Otto Render.
Im letzten Regionalligajahr schließlich kassierte der SV Alsenborn in Mainz ein 0:8. Klier, Erwin Hohenwarter, Torben Nielsen, zweimal Herbert Renner und dreimal Paul Göppl trafen zum zweithöchsten Mainzer Zweitligasieg – übertroffen nur vom 9:1 gegen die Eisbachtaler Sportfreunde gut einen Monat später. Die Alsenborner Erfolgsgeschichte endete in jener Saison: Obwohl sportlich qualifiziert, wurden die Pfälzer unter dubiosen Umständen nicht in die Zweite Bundesliga aufgenommen.
Vor 25 Jahren waren die 05er auf dem schlechtesten Weg zu einer ihrer Pokalpleiten. Beim gerade in die Regionalliga aufgestiegenen SC Neukirchen mussten sie ins Elfmeterschießen, weil es ihnen nicht gelungen war, eine zweimalige Führung durch Jan-Michael Marggraf und Josef Zinnbauer zu verteidigen. Das 2:2 kassierten sie in der 90. Minute, Vorbereiter war der gebürtige Mainzer und Ex-05er Kayhan Cakici, der für Isaac Sarpong (von 1991 bis 1995 und von 1997 bis 2000 am Bruchweg) eingewechselt worden war.
In der Verlängerung passierte nichts mehr, im Elfmeterschießen trafen für den von Horst Franz trainierten Zweitligisten Thomas Ziemer, Bruno Akrapovic, Christian Hock und Torwart Stephan Kuhnert; Hendrik Weiß schoss an die Latte. Für die Nordhessen war unter anderem Cakici erfolgreich, Kuhnert hielt allerdings den zweiten und den letzten Elfmeter – in diesem Fall gegen den wenige Wochen zuvor von Mainz nach Neukirchen gewechselten Zeljko Buvac.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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