Kompetenz mit Witz gepaart
Mainz. An diesem Mittwoch hätten sie beim Mainzer Ruder-Verein Marc Kroemer hochleben lassen können. Der Sportdirektor des Klubs wäre 52 Jahre alt geworden.
Stattdessen kamen am Dienstagabend mehr als 80 Menschen am Bootshaus zusammen, um Abschied zu nehmen von ihrem Freund, Kollegen und Mitstreiter, der am Tag zuvor vollkommen unerwartet gestorben war. „Unsere Trainer hatten zu einer spontanen Gedenkveranstaltung eingeladen“, sagt Martin Steffes-Mies, der Vorsitzende. „Es war ein würdiges Event, der Tisch mit einer weißen Tischdecke, Blumen, Kerzen und einer Collage mit Bildern von Marc geschmückt. Alle waren im Schmerz vereint, und alle waren sich sicher, dass dies ganz nach Marcs Geschmack wäre.“
Der aus Kassel stammende einstige Leichtgewichtsruderer, der 1992 WM-Sechster im Vierer und ein Jahr später Vierter im deutschen Achter geworden war, kam 2006 an den Winterhafen. „Er war für uns eine ganz prägende Figur, nicht einfach nur ein Trainer, der Mannschaften betreut hat, sondern er hat immer auch viel Verantwortung für die gesamte Trainings- und Trainergruppe übernommen“, sagt Steffes-Mies.
Hinzu kam die von allen Wegbegleitern geschätzte positive, humorvolle Art. „Gepaart mit seiner Kompetenz hat er damit allem einen Stempel aufgedrückt“, erzählt der Vereinschef. „Wie gut und wichtig das war, wird einem erst jetzt richtig bewusst, wo er nicht mehr da ist.“
Kroemer war nicht nur Leistungssportler und Trainer, sondern auch „ein echter Intellektueller“, wie der unlängst nach Österreich gewechselte langjährige Mainzer Landestrainer Robert Sens auf Facebook in einem bewegenden Abschiedsbrief an den studierten Historiker schreibt. Obendrein war Kroemer auch als Geschäftsmann erfolgreich, leitete sein eigenes Unternehmen, die Bootswerft Werner Kahl – Die Ruderwerkstatt. „Auch in dieser Rolle hat er uns dank seiner Kontakte und Handelsdrehscheiben enorm geholfen“, sagt Steffes-Mies. „Wenn heute jemand einen zweitklassigen Vierer für eine Juniorenmannschaft brauchte, lief Marc los und kam drei Tage später mit dem gewünschten Boot zurück.“
„Marc Krömer hat mit seinem Herzen und aller Kraft für den Rudersport gelebt“, wird Siegfried Kaidel, der Vorsitzende des Deutschen Ruder-Verbands auf der Seite rudern.de zitiert. „Du hast diesen Sport geliebt. Du hast jedes kleine Stück davon geliebt“, schreibt Robert Sens. „Ich habe nie wirklich herausgefunden, was Hobby und was Beruf für Dich ist. In Deiner Freizeit als Trainer hast Du härter gearbeitet als Vollzeittrainer.“
Innerhalb des Mainzer Ruder-Vereins, wo er als Sportdirektor den Trainerstab koordinierte und die strategische Stoßrichtung vorgab, sollte Kroemer den Neuanfang in die Wege leiten, der nach dem Abschied von Robert Sens und seiner Frau Catriona, der bisherigen Cheftrainerin, und dem bevorstehenden Wechsel von Anna Götz ebenfalls nach Österreich, nötig ist. „Damit war er intensiv befasst, er selbst wollte künftig an drei bis vier Tagen die Woche Mannschaften betreuen“, sagt Steffes-Mies.
„Lieber Freund“, schreibt Sens auf Facebook, „ich glaube, Du hättest es mit Humor genommen ... Du hast im Leben alles humorvoll betrachtet, aus allen Situationen das Positive gezogen und nie die Gelegenheit für einen guten Witz verpasst. Weise, schnelle, grandiose und oft nur allzu wahre Witze. Ich wünschte nur, das wäre ein Witz.“