Peter H. Eisenhuth | 31.07.2024

Sano kommt ins Trainingslager

NEUES AUS HOPFGARTEN | Der japanische Neuzugang des FSV Mainz 05, dem in seiner Heimat sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden, ist aus der Untersuchungshaft entlassen und wird zu seiner neuen Mannschaft nach Tirol reisen.

Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05

berichtet Peter H. Eisenhuth.

 

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Hopfgarten. Neue Entwicklung im Fall Kaishu Sano: Der Japaner, den der FSV Mainz 05 vor rund vier Wochen verpflichtet hat, der zuletzt aber in Tokio wegen des Vorwurfs, an einem sexuellen Übergriff beteiligt gewesen zu sein, in Untersuchungshaft saß, soll ins Trainingslager des Bundesligisten einsteigen. „Die Staatsanwaltschaft in Tokio hat das Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt“, teilte der Verein am Mittwochnachmittag mit. „Kaishu Sano wird der Mannschaft am Donnerstag ins Brixental/Tirol folgen.“

16 Tage verbrachten Sano und zwei weitere Verdächtige in U-Haft, die Nachrichtenlage seither war dünn und widersprüchlich. Zunächst hatte der in Tokio lebende Sportjournalist Dan Orlowitz auf X berichtet, der 23 Jahre alte japanische Nationalspieler und seine beiden Bekannten seien zunächst mit einer 30 Jahre alten Frau essen gewesen und hätten sie gegen 4 Uhr morgens in einem Hotel vergewaltigt. Die Frau habe unmittelbar danach die Polizei angerufen, die das Trio auf der Straße in der Nähe des Hotels aufgriff.

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Falsche Informationen

Für die 05er waren diese Nachrichten ein Schock. Sportlich, weil der mit üppigen Vorschusslorbeeren ausgestattete Sano die Lücke füllen sollte, die der nach Lissabon abgewanderte Leandro Barreiro hinterlassen hatte. Und finanziell, weil sie, sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, die an den J-League-Klub Kashima Antlers geflossenen rund 2,5 Millionen Euro Ablöse in den Wind geschossen hätten.

In der Folge wurde unter anderem das Gerücht in die Welt gesetzt, Sano habe die Tat gestanden; die Seriosität der Quelle ließ sich nicht überprüfen, die Information erwies sich als falsch. Dann sorgte ein von der Beratungsagentur des Spielers („UND-Sports“) verbreitetes Statement des Profis für Verwirrung. In der Übersetzung der Bild-„Zeitung“ hieß es, Sano wolle sich „aufrichtig dafür entschuldigen, dass ich den Opfern durch meine Taten großen Ärger bereitet habe“. Er entschuldige sich auch „bei den Fans, Unterstützern und allen Beteiligten dafür, dass ich ihre Erwartungen enttäuscht habe. Ich bedauere zutiefst die Unannehmlichkeiten, die ich verursacht habe“.

Welche Taten, welche Opfer (Plural) blieb in der von einer Übersetzungssoftware transkribierten Stellungnahme offen.

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Gesellschaftliche Erwartungen

Wie Julius Weitzdörfer, Juniorprofessor der Fernuni Hagen mit Schwerpunkt Japanisches Recht der VRM sagte, müssten die Passagen jedoch anders übersetzt werden. Demnach habe Sano keineswegs seine Schuld eingestanden. In Japan entspreche es der gesellschaftlichen Erwartung, anderen nicht zur Last zu fallen und sie nicht zu belästigen. „Allein schon, weil über einige Tage Ungewissheit bestand und es negative Presse gab, entspricht es der öffentlichen Erwartung, dass er sich dafür entschuldigt“, sagte Weitzdörfer.

Sanos Entlassung aus der Untersuchungshaft ist laut dem Japanologen ein klares Indiz dafür, dass es nicht zu einer Anklage kommen werde.

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