Sinne schärfen ist nicht nötig
Gonsenheim. Vier Pflichtspielsiege hintereinander, darunter zuletzt der erste Erfolg bei der TuS Koblenz: Es wäre nicht verwunderlich, wenn Anouar Ddaou vor dem siebten Spieltag der Fußball-Oberliga die Sinne seiner Spieler nachdrücklich schärfen müsste. Schließlich empfängt der SV Gonsenheim, inzwischen mit zehn Punkten auf den vierten Tabellenplatz geklettert, am Sonntag den bei nur fünf Zählern stehenden FC Blau-Weiß Karbach (Anstoß: 15 Uhr).
Aber nein, wehrt Ddaou ab, seine Akteure hätten in der Trainingswoche nicht den Eindruck vermittelt, die Hunsrücker auf die leichte Schulter zu nehmen. Sicher, in der Rolle des Trainers trete man immer auch als Mahner auf, den Fokus nicht zu verlieren. Doch die Vorbereitung auf den siebten Spieltag sei in der gewohnten konzentrierten Art erfolgt. Das galt nicht nur für die Arbeit auf dem Platz, sondern auch für die Gegneranalyse. Ddaou hat sich den FC Karbach auf Videos angeschaut, was er gesehen hat, war eine Mannschaft, die meist spielerische Lösungen suche und deren offensive Herangehensweise er erfrischend finde.
Schmidt in seiner 16. Saison
Trainer der Gäste ist nach wie vor Torsten Schmidt. Der 50-Jährige, der den Verein von der B-Klasse bis in die Oberliga führte, befindet sich in seiner 16. Karbacher Saison. Dass es im fünften Jahr in der Fünftklassigkeit nicht so recht vorangeht, hängt zu einen mit dem zum FV Engers abgewanderten und kaum zu ersetzenden Enrico Köppen zusammen. Zum anderen ist Schmidts ohnehin nicht übermäßig großer Kader wegen zahlreicher Verletzungen auf 14 Mann geschrumpft. Im mit 3:1 gewonnenen Rheinlandpokalspiel beim B-Ligisten SG Hambuch mussten die Karbacher selbst auf Spieler ihrer Zweiten, in der B-Klasse beheimateten Mannschaft zurückgreifen.
Ein Lichtblick ist daher der kurzfristig erfolgte Zugang von Innenverteidiger Jannik Mohr. Der 24 Jahre alte gebürtige Koblenzer spielte vor dreieinhalb Jahren noch für den FC-Astoria Walldorf in der Regionalliga, ging dann zum Studium in die USA und schloss sich nach der Rückkehr den Karbachern an.
Favoriten? Für Ddaou nur Eintracht Trier
Anouar Ddaou hat solche Personalsorgen nicht. Mit Ausnahme des im Aufbautraining befindlichen Torwarts Paul Simon, den Tobias Edinger in den vergangenen Wochen gut ersetzt hat, und des verletzten Yoel Yilma stehen ihm alle Männer zur Verfügung. Auch Sechser Mustafa Yilmaz, der seine Rotsperre aus der Partie gegen den FV Engers abgesessen (und seine ganz private Karbach-Geschichte) hat.
In der Favoritenrolle sieht der Gonsenheimer Trainer sein Team trotz allem nicht. „Wenn man in dieser Liga einen Favoriten sucht, dann findet man vielleicht Eintracht Trier“, sagt er. „Alles, was danach kommt, halte ich für sehr ausgeglichen, da kann jeder jeden schlagen.“
Über die Frage, wen seine Elf schlagen sollte, um die Punkte in die angestrebte Aufstiegsrunde mitzunehmen, mache er sich keine Gedanken. „Das ist alles noch Makulatur. Momentan lässt sich noch gar nicht sagen, wer in die Auf- und wer in die Abstiegsrunde kommt.“ Ob man die Zähler später noch gebrauchen kann oder nicht, ist egal – vorerst zählt jeder Dreier, um die Play-offs überhaupt zu erreichen.