Kalenderblätter | Christian Karn / Peter H. Eisenhuth | 31.07.2020

„Weil ich ne Sau bin...“

Das 05-Kalenderblatt* für den 31. Juli.

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es um einen Spieler, der meist unterm Radar fliegt, obwohl er zwölf Jahre lang eine feste Größe war, und einige Pokalbegegnungen.

 

31.7.

Hendrik Weiß wird heute 55 Jahre alt. Im Sommer 1985, kurz vor seinem 20. Geburtstag, kam er vom SV Wiesbaden an den Bruchweg, wurde bald Stammspieler auf dem linken Flügel, stieg 1988 mit den 05ern in die Zweite Bundesliga auf, 1989 wieder ab, 1990 wieder auf.

1991 trennte sich der Verein vom langjährigen Linksverteidiger, der öfter auch mal als Manndecker eingesetzt wurde, holte ihn nach heftigen Protesten seiner Kollegen aber schon nach einem halben Jahr vom FSV Frankfurt zurück. Neben dem Platz eher ruhig und zurückhaltend, war Weiß auf dem Platz ein harter, aber meistens fairer Kämpfer – nur zwei Platzverweise in 270 Spielen sind wenig für die damalige Zeit. Legendär wurden seine Laufduelle mit Willi Landgraf die Linie rauf und runter, die Christian Hock später fortführte.

13. Platz in der Einsatzliste

Nach der Rückkehr aus Bornheim war Weiß körperlich nicht mehr stabil und musste immer wieder lange Verletzungspausen einlegen, sonst wären es sicher weit über 300 Spiele im Mainzer Trikot geworden. Weiß kämpfte sich aber auch immer wieder in die Mannschaft zurück. Auf die Frage, wie er so schnell wieder so fit geworden sei, antwortete er mal: „Weil ich ne Sau bin, ne Sau geche mich selbst.“

Als Weiß 1997 seine Profikarriere beendete, war er der letzte übriggebliebene Feldspieler der Aufstiegsgeneration. 148 Zweitliga- und 105 Oberligaspielen standen für ihn zu Buche; seinerzeit gab es nur neun 05er mit noch mehr Einsätzen. Inzwischen haben ihn Jürgen Klopp, Nikolce Noveski und Dimo Wache überholt, doch den 13. Rang in dieser Liste wird Weiß noch lange behaupten. Am ehesten sind ihm Stefan Bell und Daniel Brosinski auf den Fersen, aber beiden fehlen zirka zweieinhalb Saisons als Stammspieler.

 

In der jüngeren Vergangenheit, lange nach Weiß‘ Karriereende, steht der 31. Juli eher für komplizierte Pokalspiele. 2009 trat der VfB Lübeck die 05er mit 2:1 nach Verlängerung vom Platz; es war das letzte Spiel von Jörn Andersen als 05-Trainer. Zwei Jahre später mühten sich die Mainzer im hohen Gras des Homburger Waldstadions zu einem 2:1 nach Verlängerung gegen den SV Niederauerbach.

Und 2014 verliebte sich das 05-Publikum in den jungen Ziguy Badibanga, der mit Asteras Tripolis das Europapokalspiel in der Coface-Arena 0:1 verlor. Der ehemalige belgische Juniorennationalspieler übrigens spielte nicht viel häufiger für die Griechen, absolvierte ein starkes Jahr auf Zypern bei Omonia Nikosia, spielte zwei Jahre für den ewigen moldawischen Meister Sheriff Tiraspol und inzwischen für den kasachischen FC Ordabasy. Ein anderer Asteras-Angreifer landete wenig später allerdings in Mainz – mit Pablo de Blasis konnte sich das Publikum auch anfreunden.

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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