Schmid ging ein Licht aus
Bretzenheim. Corona war – wie bei allen Veranstaltungen derzeit – das im Vorfeld beherrschende Thema beim Dressurturnier in Mainz-Bretzenheim gewesen. Doch dann war es nicht das Virus, das Turnierleiter Stefan Arnold einen Strich durch die Rechnung machte, sondern der Strom.
Um die vielen ausgeschriebenen Prüfungen bewältigen zu können, hatte der veranstaltende PSV Mainz-Bretzenheim eine Prüfung auf S*-Niveau am Samstagabend unter Flutlicht geplant, die Anlage dafür wurde vor dem Wettbewerb extra aufgebaut. Schöne Atmosphäre, tolle Ritte, doch dann – plötzlich Dunkelheit. Paul Schmid war gerade als 18. Starter in der Bahn und mitten in der Aufgabe. Bei wechselnden Lichtbedingungen, mal einige Lampen an, mal Dunkelheit, brachte der routinierte zehnfache Berufsreiterchampion aus Heidesheim die Aufgabe zu Ende.
„Dem Klatschen entnehme ich, dass der Paul fertig ist“, schlussfolgerte Turniersprecher Kai Motzkus, der von seinem Posten auf dem Richterturm nicht mehr viel sah und den nachfolgenden Reitern mit Augenzwinkern empfahl, ihre reflektierenden Warnwesten aus dem Auto zu holen. Kaum mehr Sicht hatten die drei Richter rund ums Viereck, die sich mit der Turnierleitung zur Beratung trafen, als klar war, dass die Spannung der Flutlichtanlage keine reguläre Prüfung im Sinne des Sports und der Pferde mehr ermöglichte.
Auf dem alten Platz ging es weiter
Die Entscheidung folgte auf dem Fuße: Die gestarteten Reiter wurden in einer eigenen Gruppe gewertet, die nachfolgenden Reiter ebenfalls. Für sie ging es auf dem benachbarten früheren Dressurplatz weiter – zwar mit schlechteren Bodenverhältnissen, aber dafür mit funktionierendem Flutlicht ausgestattet. „Wir hatten schnell eine Lösung gefunden“, war Turnierleiter Stefan Arnold trotzdem zufrieden mit dem Verlauf des Abends. Die Reiter seien auch alle froh gewesen, überhaupt reiten zu können, sagte Arnold, dem gelungenen Turniergeschehen habe das Problem überhaupt keinen Abbruch getan.
Nicht lange vor Mitternacht war die Prüfung dann zu Ende, für Simone Becker (RFV Mainz-Ebersheim) und ihre Hera reichte es nicht ganz zu einer Platzierung, dafür wurde das erfolgreiche Paar sonntags Zweiter in der S*-Dressur bei Tageslicht. Kurz vor Dunkelheit war die Dressurpferdeprüfung der Klasse M noch beendet worden, Jessica Lane und ihre siebenjährige Bambina Maxima holten erneut eine Schleife in dieser Klasse und gewannen am Folgetag zudem die L**-Dressur mit Weile. „Sie hat einen tollen Job gemacht und entwickelt sich von Woche zu Woche besser“, sagte die erfreute 29-jährige Mainzerin. „Familie Arnold hat hier ein tolles Turnier mit breitem Prüfungsangebot umgesetzt. Das ist nicht selbstverständlich derzeit.“
Schneider lässt Konkurrenz keine Chance
Sportlich hatte Stefan Arnold keine Abstriche gemacht, bot für wirklich jedes Leistungsniveau Wettbewerbe und so mussten die Zuschauer auch nicht auf den Grand Prix verzichten, der erneut eine Olympiasiegerin nach Bretzenheim brachte: Dorothee Schneider hatte in diesem Jahr Fohlenhofs Rock’n Rose gesattelt und auch mit der 16-jährigen Hannoveranerin ließ die Reitmeisterin aus Framersheim der Konkurrenz keine Chance.
Die erste Prüfung auf S***-Niveau gewann sie mit soliden sechs Prozent Vorsprung, im Grand Prix am Sonntag waren es dann sogar über sieben Prozent, die sie der Konkurrenz abnahm. „Rosi war in diesem Jahr nur zweimal unterwegs, aber die fehlende Matchpraxis scheint kein Problem für sie zu sein“, sagte Dorothee Schneider zufrieden und bezeichnete beide Prüfungen als „überragende Runden“.
Über ihre ersten Platzierungen auf diesem Top-Niveau freute sich Julia Richter (RFV Mainz-Ebersheim) mit ihrem Sandros Hit. Die Schülerin von Paul Schmid kam zweimal auf den achten Platz und verkaufte sich damit vor allem samstags in der Qualifikationsprüfung in diesem starken Starterfeld mehr als ordentlich. Eva Schaab