Rheinhessenliga | Peter H. Eisenhuth | 27.06.2024

Abstieg mit ausgeglichener Bilanz?

In der Tennis-Rheinhessenliga sind vor dem letzten Spieltag kuriose Szenarien möglich. Mittendrin ist die DJK TV Mainzer Sand nach ihrem 4:5 gegen den TC Rot-Weiß Worms. Der Verband denkt allerdings darüber nach, den betroffenen Klubs entgegenzukommen.
Zeigt dem Abstiegsgespenst den Mittelfinger: DJK-Spitzenspieler Mats Hippchen.
Zeigt dem Abstiegsgespenst den Mittelfinger: DJK-Spitzenspieler Mats Hippchen. | Archiv/Eisenhuth

Mombach. Jetzt ist eingetreten, was die Tennisspieler der DJK TV Mainzer Sand gerne vermeiden wollten: dass sie am letzten Rheinhessenligaspieltag frei haben und im Kampf um den Klassenverbleib von einem anderen Ergebnis abhängig sind. Von dem des Wormser Duells zwischen Rot-Weiß und Bürgerweide. Sollten nämlich die Gäste mit 5:4 gewinnen, zögen sie in der Tabelle an den Mombachern vorbei, die auf den drittletzten Rang zurückfielen, der momentan als Abstiegsplatz markiert ist.

Bei einem 6:3-Sieg der Bürgerweide wiederum bliebe die DJK, wo sie ist – dann rutschten stattdessen die Rot-Weißen auf den fünften Platz der sieben Mannschaften umfassenden Liga zurück. So oder so wäre es ein Kuriosum, weil alle drei Konkurrenten mit 6:6 Punkten dastünden und das Matchverhältnis den Ausschlag über ihre Reihenfolge gäbe. Als sichere Absteiger stehen die noch sieglosen TC Gensingen 2 und TC Jugenheim fest.

„Ich gehe nicht davon aus, dass Rot-Weiß dieses Prestigeduell zu Hause verlieren wird“, sagt Mats Hippchen. „Falls doch, wäre es eine sehr unglückliche Konstellation. Vielleicht könnte der Verband dann darüber nachdenken, die Liga um ein Team auf acht aufzustocken.“

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Je einen Matchtiebreak gewonnen

Die Gelegenheit, sich außerhalb solcher Rechenspielchen zu bewegen, verpassten seine Kollegen und er bei ihrem Saisonabschluss mit einem 4:5 gegen Rot-Weiß Worms. Die beiden engsten Duelle teilten die Mannschaften gerecht unter sich auf: Hippchen gewann das Spitzeneinzel gegen David Anthofer, nachdem er zwei Matchbälle abgewehrt hatte, mit 6:2, 2:6 und 14:1. Maximilian Schaaf unterlag an sechster Position Lars Döling mit einem Ergebnis, wie es knapper kaum hätte ausfallen können: 7:5, 6:7, 9:11.

Bei Merlin Diersmann machte sich nach knapp verlorenem ersten Satz gegen Fabio Wiehler erneut die lädierte Schulter bemerkbar, die ihn um den größten Teil der Medenrunde gebracht hat. „Er wäre froh gewesen, wenn er nach dem Einzel hätte aussteigen können.“ Tim Hippchen stand wegen Urlaubs erst gar nicht zur Verfügung. Joshua Kloß setzte sich in einem umkämpften Match gegen Lukas Gaedt mit zweimal 6:3 durch, Lennart Berg hingegen vermochte gegen Julian Djabarian nichts auszurichten.

Für ein Unentschieden vor den Doppeln hätte Tano Loew sorgen können – wäre es ihm gegen Maximilian Brandau gelungen, konstanter zu agieren und vor allem seine Chancen zu nutzen, wenn es in die entscheidenden Ballwechsel ging. Wie im sechsten Spiel des ersten Satzes, als er mit 3:2 führte, bei eigenem Aufschlag Vorteil hatte und drei schlechte Bälle hintereinander spielte. „Ich denke zu viel“, schimpfte er vor sich hin, was allerdings nicht half, das Denken einzustellen.

Nach Schmetterball aus der Spur

Loew geriet mit 3:4 in Rückstand, das nächste Spiel lief mehrmals über Einstand und dreimaligen Vorteil des Mainzers. „Aber immer dann spiele so eine Scheiße“ – als der Aufschlag wechselte, stand es 3:5. „Da geht noch was, da ist noch alles drin“, munterte Mats Hippchen den Mitspieler nach verlorenem ersten Durchgang auf, die 1:0 Führung plus Vorteil im zweiten Spiel des zweiten Satzes schienen den Zuspruch zu mehr als Durchhalteparolen werden zu lassen.

Drei Ballwechsel später folgte der Schlag, der Loew komplett aus der Spur warf: Bei Vorteil Brandau beendete er einen gut aufgebauten Angriff mit einem Volley ins Netz, der beim Zuschauen wehtat. „Das war der Genickbruch“, sagte sein Kapitän später. „Tano meinte hinterher selbst, dass nach diesem Schmetterball die Luft raus war, obwohl er bis dahin eines seiner stärksten Spiele in dieser Saison gemacht hatte.“

Damit war es dann auch Essig mit dem erhofften Mannschaftserfolg. Zwar gewannen Hippchen/Loew gegen Anthofer/Gaedt, und das dritte Doppel ging wegen Kreislaufproblemen von Djabarian nach dem ersten Ballwechsel an Kloß und Robert Jung. In allen drei Partien vermochten die Mombacher freilich nicht zu reüssieren; Diersmann/Berg unterlagen Brandau/Wiehler glatt.

 

                              „Wir sind zu allem bereit,

                               was der Sportart dient“

 

„Unterm Strich geht der Wormser Sieg in Ordnung“, sagte Hippchen, „wir sind mit unserer Saison dennoch zufrieden. Wir haben das Maximum rausgeholt und die Begegnungen gewonnen, die wir gewinnen konnten.“ Und nun? „Abwarten.“ Er gehe nicht von drei Absteigern aus. „Eine Mannschaft mit ausgeglichener Bilanz nach unten zu schicken, wäre für den Sport nicht förderlich.“

Diese Haltung scheint sich auch im Verband durchzusetzen. „Wir sind zu allem bereit, was der Sportart dient“, sagte Jan Hanelt, der Präsident des Rheinhessischen Tennisverbands, auf Nachfrage von SPORTAUSMAINZ.de. „Jemanden mit 6:6 Punkten absteigen zu lassen, wäre sportlich wenig sinnvoll.“

Dieses Szenario würde ohnehin nur in Erwägung gezogen, sollten aus der Verbandsliga zwei Mannschaften in die Rheinhessenliga kommen. Genau das allerdings droht inzwischen: Der TSC Mainz 2 steht in seiner Gruppe als Absteiger fest, der TSC 1 muss sich strecken, um nicht ebenfalls nach unten gereicht zu werden. „Wenn das passiert, kann ich mir vorstellen, dass wir die Liga aufstocken“, sagt Jelle Ackermann, Geschäftsführer des RhTV und neben Sportwartin Alexandra Mihai für die Medenrunde verantwortlich. „Dafür müssten wir ja nicht mal einen zusätzlichen Spieltag einrichten.“ Es entfiele lediglich für jedes Team das spielfreie Wochenende.

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