Peter H. Eisenhuth | 04.07.2018

Mal laut, mal fassungslos und manchmal stört ein Hundehaufen

Die Mainzer Akteure befinden sich nach dem ersten Tag der Minigolf-DM im Hartenbergpark in glänzenden Ausgangspositionen. Lukas Neumann führt bei den Männern, Nicole Gundert-Greiffendorf und Steffi Blendermann bei den Frauen. Und auch beide Teams der Gastgeber liegen vorne
Spielte einen fulminanten ersten Tag mit 86 Schlägen: Lukas Neumann.
Spielte einen fulminanten ersten Tag mit 86 Schlägen: Lukas Neumann. | Peter H. Eisenhuth

Mainz. Das ist schon ein nettes Schauspiel, das Harald Erlbruch am Mittwochmittag im Hartenbergpark bietet. Der Minigolfer der BGS Hardenberg, einer der Topfavoriten bei den Deutschen Meisterschaften, die noch bis Samstag auf der Anlage des MGC Mainz ausgetragen werden, steht unmittelbar vor dem Ende seiner ersten Eternitrunde. Doch „unmittelbar“ kann sich ziehen. In Erlbruchs Fall zieht es sich sehr.

Den Ball am Abschlag platziert und sich in Schlagposition begeben, atmet er zweimal tief durch – und setzt wieder ab. Noch einmal inspiziert er die Bahn, auf der er den Ball über eine kurze Steigung in eine Röhre befördern muss; im Optimalfall rollt die Kugel, nachdem sie auf der anderen Seite das Rohr verlässt, im Kreis gegen die Bande und von dort ins Loch. Das, davon dürfte Erlbruch überzeugt sein, wird ihm gelingen. Allerdings nicht, solange der Kameramann des SWR am hinteren Ende der sechs Meter langen Piste steht.

Leidend wie Löw bei Südkorea

Also, vor der zweiten Konzentrationsphase, ein kurzes Handzeichen. Der Fernsehmann versteht und verzieht sich. Erlbruch verzieht nur das Gesicht. Der Windstoß, der gerade über ihn hinwegweht, wäre nicht nötig gewesen, schon gar nicht die kleinen Blätter, die jetzt auf die Bahn fallen. Der Spieler guckt, als fürchte er, der Ball könne eher aus dem Park geweht werden als im Ziel zu landen. Selbstverständlich passiert das nicht. Noch zweimal Luft geholt, den Brustkorb gewölbt und dabei so leidend geguckt, wie Joachim Löw bei der Erwähnung von Südkorea, schlägt Erlbruch ein Ass.

Es folgt: ein Schrei. Und dann: ein etwas spitzerer Schrei, zu dem Erlbruch die Faust nach vorne stößt. Und dann: ein Ausruf des Jubels, bei dem er in die Knie geht und mit dem rechten Arm die Luft zersägt.

Beringhausen ist tiefenentspannt

Nein, an Emotionen und an Lautstärke mangelte es am ersten Tag der Titelkämpfe nicht. „Und das heute ist nur Geplänkel“, sagte der Patrick Beringhausen. Wenn es am Donnerstag um die Entscheidung im Mannschaftswettbewerb gehe, „wird’s noch heftiger“. Ein so markantes Auftreten, wie es der Hardenberger Bundesligaspieler an den Tag lege, diene zum einen der Eigenmotivation, zum anderen solle es aber auch die Konkurrenten einschüchtern. In den heißen Phasen eines Turniers „schreit einer dem anderen auch schon mal ins Gesicht, damit der nervös wird“.

Wahrlich nicht jeder geht die Sache so entspannt an wie Beringhausen, vor anderthalb Wochen Deutscher Seniorenmeister im Matchplay geworden. „Ich mache mir keinen Stress“, sagt er. Wenn’s ein Ass wird, wird’s ein Ass. Wenn nicht, dann nicht. Seine gelungenen Schläge feiert er nicht mit lauten Ausrufen; aber läuft es mal nicht wunschgemäß, ist er auch weit davon entfernt, in einen depressionsähnlichen Zustand zu verfallen, wie es beispielsweise bei Benjamin Güth zu beobachten war.

Der Mann vom Niendorfer MC war fassungslos, als er an der vierten Eternitbahn – die in der Mitte von einer Erhebung geteilt wird, in der sich das Loch befindet – auch den zweiten Schlag vertan hatte, setzte sich auf eine Bank und schlug die Hände vors Gesicht. Immerhin: Im dritten Anlauf reüssierte Güth, und in der Gesamtwertung liegt er mit 100 Schlägen nach je zwei Beton- und Eternitbahnen gut genug im Rennen, um sich für den am Freitag anstehenden Strokeplay-Wettbewerb zu qualifizieren.

Kopf-an-Kopf-Rennen

An der Spitze der Einzelwertung liegt nach vier von acht Runden der Mainzer Lukas Neumann mit 86 Schlägen vor dem Hardenberger Alexander Geist (beide 89; Harald Erlbruch kommt aufs selbe Zwischenergebnis, tritt aber nicht im Einzel, sondern nur für die Mannschaft an). Zwei Schläge dahinter rangieren der dritten BGS-Akteur, Bundestrainer Michael Koziol und der Mainzer Sebastian Piekorz. Die weiteren Mainzer Platzierungen: 7. Lars Greiffendorf (95), 8. Marcel Noack, Miro Stoparic, Dominik Ullrich (alle 96), 13. Silvio Krauss, Ole Biegler (beide 97), 19. Roman Kobisch (99), 26. Manuel Szablikowski (101), 32. Kilian Horn (105), 35. Patrick Beringhausen (106), 40. Mark Harmening (109), 45. Thomas Schiebel (113), 53. Alexander Hermann (124).

In der zunächst wichtigeren Mannschaftswertung liefern sich die Mainzer Titelverteidiger mit dem vielfachen Deutschen Meister aus Hardenberg das erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen – beide Teams kommen auf 564 Schläge. Die Mainzer Zweite lag nach der Auftaktrunde auf Beton überraschend mit nur einem Schlag Rückstand auf dem dritten Rang, fiel aber noch einen Platz zurück.

Ungeahntes Ereignis

Bei den Frauen nehmen zur Halbzeit drei Mainzerinnen die ersten drei Plätze ein: Nicole Gundert-Greiffendorf und Titelverteidigerin Steffi Blendermann kamen auf jeweils 99 Schläge aus vier Runden, nur einen mehr benötigte Alice Kobisch. Und auch das Resultat der Ersatzfrau Selina Krauss kann sich sehen lassen: Die Juniorinnen-Nationalspielerin beendete den ersten Turniertag mit 103 Schlägen und ist damit Siebte, gleichauf mit Weltmeisterin Bianca Zodrow-Wenke (MGC Göttingen). In der Teamwertung liegen die Gastgeberinnen mit 298 Schlägen von den Göttingern (312) und der SG Schwaikheim/Hilzingen (315).

Dass bisweilen völlig ungeahnte Ereignisse die Konzentration eines Spielers stören können, erfuhr Walter Erlbruch. Der Bruder des eingangs erwähnten Harald Erlbruch sah sich an der 15. Eternitbahn im unteren Bereich der Anlage gestört, weil auf der anderen Seite des angrenzenden Zauns ein Spaziergänger mit einer Plastiktüte den Haufen beseitigen wollte, den sein Hund dort hingesetzt hatte.

 

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