Oberliga | Peter H. Eisenhuth | 24.06.2024

Doppelspieltag mit fadem Beigeschmack

Verärgert über Absage: Tennis-Oberligist TSV Schott Mainz muss ohne seine Nummer eins auskommen, kann die Lücke nur in einer Begegnung füllen und quittiert nach einem 7:2 in Neunkirchen ein 2:7 beim TC Gensingen.
Steffen Hillenmeier hatte sein Einzel in Neunkirchen scheinbar verloren, doch nicht nur er, sondern auch der Oberschiedsrichter sah den Matchball im Aus.
Steffen Hillenmeier hatte sein Einzel in Neunkirchen scheinbar verloren, doch nicht nur er, sondern auch der Oberschiedsrichter sah den Matchball im Aus. | Archiv/Eßling
In Neunkirchen gewann Lukas Hamacher in zwei Sätzen, in Gensingen unterlag er im Matchtiebreak.
In Neunkirchen gewann Lukas Hamacher in zwei Sätzen, in Gensingen unterlag er im Matchtiebreak. | Archiv/Eßling
Fest eingeplant, sagte Florent Bax kurzfristig ab und sorgte beim TSV Schott für Unmut.
Fest eingeplant, sagte Florent Bax kurzfristig ab und sorgte beim TSV Schott für Unmut. | Archiv/Eisenhuth

Neunkirchen/Gensingen. Dieses Wochenende, das wusste Jörg Daum seit dem späten Donnerstagabend, würde nicht den geplanten Verlauf nehmen. Sein Plan nämlich sah vor, den zweiten und dritten Spieltag der Tennis-Oberliga mit Florent Bax zu bestreiten – doch die Nummer eins des TSV Schott meldete sich kurzfristig ab, was wegen vorangegangener Diskussionen um seine Vergütung einen faden Beigeschmack hatte.

„Ohne ihn hatten wir nur einen Ausländer auf der Liste“, sagte der Mainzer Trainer, und damit drohten sowohl beim TuS Neunkirchen als auch beim TC Gensingen Niederlagen. Ausgerechnet in jenen zwei Begegnungen, die Daum neben dem eine Woche zuvor gewonnenen Duell mit Rot-Weiss Kaiserslautern als wesentlich für den Klassenverbleib erachtet hatte. Ganz so schlimm kam es nicht: Die Schottler gewannen im Saarland mit 7:2 und verloren beim rheinhessischen Konkurrenten mit 2:7.

Denjenigen, die auf den Plätzen standen, machte Daum keine Vorwürfe. „Wütend bin ich auf Bax“, sagte er, „insbesondere aufgrund der Vorgeschichte.“ Der Franzose, in seiner zweiten Saison für den TSV aktiv, hatte vor dem ersten Spieltag ungeachtet der im Frühjahr getroffenen Vereinbarung nachverhandelt und mehr Geld gefordert. Nicht nur dem alten Karl-May-Leser könnte das Wortspiel „Baxschisch“ in den Sinn kommen.

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Sikora begeistert nach Nachtfahrt

„Er wusste, dass wir in gewisser Weise von ihm abhängig sind und hat diese Situation ausgenutzt“, sagte Daum. Letztlich erübrigte sich das, weil Bax zum Auftakt nicht im Aufgebot stand – doch jetzt fühlte die Mannschaft sich von ihm im Stich gelassen. Als Entschuldigung schrieb er in einer Nachricht an Daum, er sei bei einem Turnier in Frankreich wegen Ganzkörperkrämpfen und Schulterschmerzen ausgestiegen und müsse nach Hause, um seine Schulter untersuchen zu lassen.

Sich Gedanken über die Glaubwürdigkeit zu machen, hätte den Schott-Trainer nicht weitergebracht – stattdessen bemühte er sich um Ersatz. Fündig wurde er bei einem seiner beiden Dauerbrenner: Adrian Sikora, der eigentlich insgesamt kürzertreten und dieses Wochenende oberligafrei gestalten wollte, setzte sich in Zürich nach seiner letzten Trainerstunde am Freitagabend gegen 21 Uhr ins Auto, kam nachts um zwei in einem Neunkirchener Hotel an. „Und dann gewinnt er sein Einzel mit 11:9 im Matchtiebreak“, sagte Daum begeistert.

Hillenmeier dreht das Match

Der Trainer sprach von einem „Wahnsinnstag“, denn: „Nicht immer läuft es in drei von drei Matchtiebreaks für einen.“ Schon gar nicht, wenn einer der Spieler, Steffen Hillenmeier, im zweiten Satz einen Matchball gegen sich hat und die Zuschauer seinem Kontrahenten für den vermeintlich entscheidenden Schlag bereits applaudieren. Doch der Mainzer hatte Noah Müllers Ball im Aus gesehen – und der herbeigerufene Oberschiedsrichter gab ihm Recht. Hillenmeier gewann den Tiebreak und dominierte den dritten Durchgang mit 10:1.

Ebenfalls erfolgreich über die volle Distanz ging Adrian Kraus, der sich an sechster Position gegen Nicolas Weckerle mit 4:6, 6:3, 10:6 durchsetzte. Lukas Hamacher holte sich den ersten Satz gegen Ethan Zapp im Tiebreak, den zweiten mit 6:1, Cyrill Vandermeersch gab gegen den Schweden Hugo Nossler lediglich zwei Spiele ab.

Nach fünf gewonnenen Einzeln – lediglich Sven König musste sich dem Luxemburger Charles Berna geschlagen geben – blieben die Doppel eine Sache für den Spielberichtsbogen. „Die Gegner wollten sie nicht mehr ausspielen, und uns war das recht, weil es an einem Doppelspieltag nicht zwingend nötig ist, möglichst spät nach Hause zu kommen.“

Kraus kassiert von Matic Prügel

In Gensingen trat Daums Befürchtung ein. Für diese Begegnung ließ sich kein auswärtiger Ersatz auftreiben. Sikora konnte sich den Tag nicht freischaufeln, auch Marco Bella, der in den vergangenen Jahren selbst dann zumindest für ein Einzel einflog, wenn er in Italien auf Hochzeiten eingeladen war, stand nicht zur Verfügung. „Er musste in der Schweiz für den Klub spielen, bei dem er auch arbeitet“, bedauerte Daum nach der 2:7-Niederlage.

Stattdessen rückte Dominick Müller ins Team, der gegen Rheinhessenmeister Kaspar Mathes schnell und glatt verlor. Nicht besser erging es dem zu dieser Saison aus Gensingen nach Mainz zurückgekehrten Adrian Kraus – „er hatte keinen guten Tag und von Franjo Matic den Hintern versohlt bekommen“, fasste Daum das 1:6, 2:6 zusammen.

Dass es aus Mannschaftssicht zwischendurch dennoch enger aussah als erwartet, lag unter anderem an Lukas Hamacher, der gegen René Gabriel Jung nach einem 7:5 im zweiten Satz den Matchtiebreak erreichte. Sein Einzel war das letzte, das lief, im Erfolgsfall hätte er zum 3:3 ausgeglichen, doch Jung hatte mit 10:7 das bessere Ende für sich. Im Schlüsselspiel des ersten Durchgangs musste sich Sven König mit 6:7, 4:6 Jakob Cadonau geschlagen geben.

Vandermeersch nur noch einhändig

So verbuchten die Schottler lediglich zwei Einzel auf der Habenseite: das des stark aufspielenden Steffen Hillenmeier gegen Cosme Roland de Ravel in zwei Sätzen und das von Cyrill Vandermeersch gegen Rafael Izquierdo Luque mit 10:4 im Matchtiebreak. Dabei war der Franzose gehandicapt, nachdem er sich bei einem Sturz an der linken Hand verletzt hatte und seine Taktik umstellen musste. „Er konnte die Rückhand nicht mehr beidhändig, sondern nur noch als Slice spielen“, berichtete Daum. „Trotzdem hat er gewonnen, weil er auf alle Bälle draufgegangen ist. Das war ein super Auftritt.“

Mit Bax, davon war der Schott-Coach überzeugt, hätte seine Mannschaft in Gensingen gewonnen. „Dann rücken alle anderen eine Position nach hinten, wir gegen mindestens mit einem Unentschieden aus den Einzeln heraus und können die Doppel ganz anders aufstellen.“

Unter den gegebenen Umständen blieb nur die Wahl, auf Schadensbegrenzung oder Risiko zu gehen. Die Mainzer entschieden sich für die riskantere Variante, verloren alle drei Matches, Hillenmeier/Kraus erst im dritten Durchgang, „und dann wird es ein so deutliches 2:7“.

 

Am nächsten Samstag (10 Uhr) empfängt der TSV Schott den BASF TC Ludwigshafen 2. Am Sonntag folgt die Partie beim STC Saarlouis.

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