Oberliga | Peter H. Eisenhuth | 10.07.2024

Jetzt ruht die Hoffnung auf dem Meister

Nach der vermeidbaren Niederlage gegen die SG WMA Nordsaar und der zu erwartenden in Bad Ems beendet der TSV Schott die Saison in der Tennis-Oberliga auf einem Abstiegsplatz. Dem Gang in die Verbandsliga können die Mainzer nur entgehen, wenn die Bad Emser sich in den Aufstiegsspielen zur Regionalliga durchsetzen, in denen sie zuletzt zweimal gescheitert sind.
Steffen Hillenmeier krönte seine starke Saison mit dem Sieg gegen Andreas Seppi, die ehemalige Nummer 18 der Weltrangliste.
Steffen Hillenmeier krönte seine starke Saison mit dem Sieg gegen Andreas Seppi, die ehemalige Nummer 18 der Weltrangliste. | Archiv/Eßling

Mainz. Ob der TSV Schott der Tennis-Oberliga erhalten bleibt, wird sich erst am 10. August entscheiden – und die Mainzer haben keinen Einfluss darauf. Sie müssen hoffen, dass sich der TC Blau-Weiß Bad Ems in den Aufstiegsspielen zur Regionalliga durchsetzt, andernfalls stürzen sie in die Verbandsliga ab.

Den Ausschlag dafür gab der vorletzte Spieltag. Mit dem fest eingeplanten Heimsieg gegen die SG WMA Nordsaar wären Trainer Jörg Daum und seine Mannschaft gerettet gewesen, doch daraus wurde nichts. „Wir haben an zwei Positionen verloren, auf die ich mein Haus verwettet hätte“, sagte der Trainer nach der 4:5-Niederlage – seine Familie und er säßen jetzt auf der Straße.

Als vermeintlich sicher galten ihm die Matches von Robin Bulant und Adrian Kraus. Erst recht, nachdem Bulant gegen Tim Beckstein mit 6:3, 2:0 und 40:15 führte und auf einen lockeren Zweisatzsieg zusteuerte – bis er die Partie komplett aus der Hand gab. „Er hat überhaupt keinen Zug mehr reinbekommen, da ging gar nichts mehr“, berichtete Daum. Der routinierte Tscheche gab den zweiten Satz mit 4:6 und den Matchtiebreak mit 5:10 ab. „Da hätte für uns auch Tom Meinert stehen können.“ Der ist noch keine 13 und spielt in der Zweiten Mannschaft.

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Kraus steht neben sich, Hamacher neben dem Platz

Kraus wiederum sei wegen einer Seminararbeit an der Uni mit dem Kopf nicht bei der Sache gewesen. „Das ist nachvollziehbar“, sagt Daum, „aber er hätte sagen müssen, dass er gestresst ist, dann hätten wir anders aufstellen können.“ Denn während Kraus völlig neben sich stand, stand draußen Lukas Hamacher, der gerne nicht erst im Doppel zum Einsatz gekommen wäre. „Adrians Niederlage kann man nicht schönreden, das weiß er selbst.“

Daums Rechnung („Ich hatte auf eins, vier und sechs gesetzt“) war damit über den Haufen geworfen; lediglich Steffen Hillenmeier steuerte vorne gegen Simon Junk einen eingeplanten Punkt bei. Hinzu kam Adrian Sikoras Zweisatzsieg gegen Petr Hajek, mit dem der Trainer nicht kalkuliert hatte. „Adrian war angeschlagen, hat aber einen tollen Job gemacht.“

Um eine realistische Chance zu haben, als Mannschaft zu gewinnen, hätte es in der zweiten Runde der Einzel wenigstens eines Erfolgs in den 50-50-Matches von Marco Bella und Sven König bedurft. Beide hatten ihren ersten Satz mit 3:6 verloren, beiden eröffnete sich jedoch noch die Möglichkeit auf den Matchtiebreak. So führte Bella gegen Stefan Holis im zweiten Durchgang bei eigenem Aufschlag mit 5:3, brachte den Service aber nicht nach Hause und gab den Satz im Tiebreak ab. König kämpfte sich zum zweiten Mal in dieser Saison nach 0:5 auf 5:5 heran. „Sven war gegen einen sehr starken Dustin Schuh voll drin“, sagte Daum. „Leider hat er danach zwei enge Spiele verloren.“

Hillenmeier spielt groß auf

In den Doppeln ließ sich der 2:4-Rückstand ebenso wenig drehen wie tags darauf in Bad Ems an ein Erfolgserlebnis zu denken war. Lediglich Hillenmeier kam in diesen Genuss, indem er sich gegen Andreas Seppi durchsetzte. „Steffen kann sich auf die Fahne schreiben, die ehemalige Nummer 18 der Weltrangliste geschlagen zu haben“, merkte Jörg Daum an. „Er hat ohnehin mit Ausnahme der Partie in Ludwigshafen eine super Saison mit unglaublichen Matches gespielt.“

Es war eines von nur acht Matches, das der Meister in der gesamten Runde abgegeben hat (darunter zwei kampflose Doppel), es war Seppis erste Saisonniederlage – und die Mainzer hoffen, dass es auch seine letzte war und der Italiener, so er denn im Aufstiegsspiel zum Einsatz kommt, als Sieger vom Platz geht. In den beiden vergangenen Jahren waren die Bad Emser jeweils im K.o.-Spiel gescheitert, diesmal wollen sie unbedingt nach oben.

Die Chancen dafür stünden besser als zuletzt, glaubt Daum. Mannschaftsführer Dennis Gilberg habe in diesem Jahr beim Einsatz der externen Akteure so viel rotiert, dass er notfalls mit sechs Ausländern antreten könne (wer in der Liga nicht zum Einsatz gekommen ist, darf auch im Aufstiegsspiel nicht mitwirken). Inwiefern dies dem Tennissport dienlich ist, steht auf einem anderen Blatt, beim TSV Schott jedenfalls würden sie sich über einen Bad Emser Erfolg freuen.

Problem begann mit Bax

Die eigene Misere begann freilich nicht mit der Niederlage gegen die SG Nordsaar, sondern genau betrachtet vor dem ersten Spieltag mit den Forderungen des Franzosen Florent Bax nach mehr Honorar als vereinbart, es folgte eine fadenscheinige Absage wegen einer Schulterverletzung, die ihn allerdings nicht daran hinderte, ein Turnier zu spielen.

„Er hat uns erst mal reingeritten“, sagt Daum. „Am Ende wollte er sogar doch noch kommen, hat mir dann aber geschrieben, er habe sich das Ganze durchgerechnet und brauche mehr Geld“, sagt Daum. „Ich weiß nicht, auf welchem Planeten er lebt, aber die Summe, die er genannt hat, haben sonst drei Topspieler zusammen nicht bekommen.“

Trotz Bax‘ Eskapaden hätte die Saison glimpflich verlaufen können, mit dem Kahnbeinbruch den sein Landsmann Cyril Vandermeersch am dritten Spieltag erlitt, verschärfte sich die Lage allerdings dramatisch. Zwar brachte der neue Spitzenspieler sein Match in Gensingen einhändig zu einem guten Abschluss, danach jedoch konnte er nicht mehr antreten. „Trotzdem hätten wir es im letzten Heimspiel aus eigener Kraft schaffen müssen, einen Nichtabstiegsplatz zu belegen.“

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