Bundesliga | Christian Karn | 05.04.2020

Klangvoller Name in trübem Spiel

Das 05-Kalenderblatt* für den 5. April.
Im Trikot von Preußen Münster kehrte Adriano Grimaldi (hier zwischen Leon Balogun und Heinz Mörschel) 2016 und 2017 zu Drittligaspielen an den Bruchweg zurück.
Im Trikot von Preußen Münster kehrte Adriano Grimaldi (hier zwischen Leon Balogun und Heinz Mörschel) 2016 und 2017 zu Drittligaspielen an den Bruchweg zurück. | Eva Willwacher

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um junge Stürmer und einen nicht mehr ganz so jungen Verteidiger, den die Fans nach einem kuriosen 5:0-Sieg feierten.

 

5. April  

Am Sonntag wird Markus Ott 56 Jahre alt. Der Offensivspieler rückte 1981 aus dem eigenen Nachwuchs in die Erste Mannschaft auf und setzte sich im Herbst 1982 im Alter von gerade mal 18 Jahren auf der rechten Seite durch. 1983/84 war er mit zwölf Saisontoren der zweitbeste Mainzer Torjäger hinter dem gleichaltrigen Armin Maier; diese Beiden sowie die 18-jährigen Guido Schäfer und André Häuser bildeten die talentierte Offensive, die Mainz 05 auf dem Tiefpunkt der Vereinsgeschichte vor noch größerem Unheil bewahrte.

1984 versuchte Ott den Sprung in Richtung Bundesliga; das funktionierte aber nicht: Bei Eintracht Frankfurt spielte er keine Rolle. Daher kam er 1985 schon wieder zurück, musste aber eine lange Wechselsperre absitzen und schaffte es nicht mehr an den während seiner Abwesenheit verpflichteten Michael Schuhmacher, Micky Becker und Charly Mähn vorbei. 1986 verließ Ott die 05er nach 86 Oberligaspielen und 19 Toren endgültig.

 

46 Jahre alt wird Mike Duhaney. Der Linksverteidiger aus San Diego, durchaus ein erfahrener Spieler in der Major League Soccer für die Tampa Bay Mutiny, die NY/NJ Metro Stars und Columbus Crew, kam 2002 als 28-Jähriger nach Mainz, machte beim 2:1 gegen Rot-Weiß Oberhausen und beim 1:3 gegen die SpVgg Greuther Fürth keinen ganz schlechten Eindruck, wurde aber ansonsten einfach nicht gebraucht. Marco Rose, ebenfalls neu, war Stammspieler, Duhaney letztlich wohl einfach nicht gut genug für die Zweitligaspitze.

 

29 Jahre alt wird schließlich ein talentierter Mittelstürmer, dessen Name nach monegassischem Adel klingt, dessen Revier aber eher zwischen der Zweiten und Dritten Liga in Deutschland lag. Adriano Grimaldi kam 2009 als 18-Jähriger von Sachsen Leipzig, wurde auch direkt in die Bundesliga geworfen und sorgte dort beim Debüt schon nach Sekunden für Aufsehen: In einem gewohnt trüben Heimspiel gegen Hertha BSC stemmten sich die 05er nicht mal mit aller Gewalt gegen die Heimniederlage; der junge Mann aus Göttingen aber, ein bemerkenswert kraftvoller Hüne, stürmte von der Seitenlinie auf Jaroslav Drobny zu, nötigte den Hertha-Torwart zu einem Schlag ins Seitenaus und weckte damit seine Mannschaft, die das Spiel schließlich 2:1 gewann. Den Foulelfmeter zum Ausgleich holte Grimaldi heraus. Meist aber spielte der Mittelstürmer doch in der Zweiten Mannschaft, zweimal half er in der U19 aus.

2011 zog es den Angreifer wegen eines gut dotierten Angebots zu Fortuna Düsseldorf, doch dort und auch anschließend beim SV Sandhausen spielte er keine nennenswerte Rolle, in Osnabrück (2012-14) schon eher. Im Januar 2016 wechselte Grimaldi vom 1. FC Heidenheim, wo er vor allem Einwechselspieler war, zum Drittligaklub Preußen Münster.

Mit den Westfalen kehrte er zweimal zu Drittligaspielen an den Bruchweg zurück. Beim ersten Mal spielte er eine entscheidende Rolle: Im Februar 2016 bereitete er in der Schlussphase den 3:2-Siegtreffer der Gäste gegen die Mainzer U23 durch einen anderen Ex-05er, Felix Müller, vor. Ein Jahr später unterlag er an Fastnacht mit den Preußen 1:3. Nach 30 Toren in 71 Spielen folgte verließ Grimalid Münster, kickte ein Jahr beim TSV 1860 München und seit dieser Saison für den KFC Uerdingen.

 

Ein kurioses Spiel trug sich vor einem Jahr in der Arena am Europakreisel zu. Die Mainzer Bilanz gegen den SC Freiburg lautete: 35 Prozent Ballbesitz. 58 Prozent verlorene Zweikämpfe. Eine Passquote von 83:91 Prozent. 2:7 Ecken. 3:12 Flanken. 5:5 Torschüsse. Aber 5:0 gewonnen. „So viele Spiele wie heute habe ich auch noch nicht erlebt“, kommentierte Christian Streich, damals immerhin seit fast siebeneinhalb Jahren Cheftrainer in Freiburg, seine Niederlage, die Torwart Alexander Schwolow in der 20. Minute mit einem kapitalen Fehlpass in die Füße von Jean-Paul Boëtius eingeleitet hatte.

Zuvor war es mehreren Großtaten des Mainzer Keepers Florian Müller zu verdanken, dass die in der Anfangsphase völlig indisponierten Gastgeber nicht in Rückstand gerieten. Danach erhöhte Jean-Philippe Mateta vor der Pause auf 3:0 (25., 33.), Karim Onisiwo (73.) und erneut Mateta (77.) sorgten für den „hochverdienten Sieg“ (Streich).

Gefeierter Mann neben Mateta und Müller war Niko Bungert. Dem 32 Jahre alten Kapitän, der seit dem dritten Spieltag nur noch für zwei Minuten auf dem Platz gestanden hatte und der jetzt für den formschwachen Stefan Bell in die Innenverteidigung gerückt war, gelang bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung in der 69. Minute ein bemerkenswertes Comeback. Zwei Einwechslungen und eine Partie über die volle Distanz am letzten Spieltag folgten noch, bevor Bungert seine Karriere beendete. (phe)

 

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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