„Wir lassen niemanden hängen“
Mainz. Zu den festen Terminen in Thorsten Mühls Kalender gehört in jedem Frühjahr die Sportlerehrung der Stadt Mainz. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Mainz sitzt bei dieser Veranstaltung nicht nur im Publikum, sondern steht auch auf der Bühne, um den Athletinnen und Athleten zu gratulieren und Präsente zu überreichen – sein Haus gehört, wie auch die Mainzer Volksbank – seit Jahren zu den Sponsoren des Abends.
Kontakte fehlen
„Solche Termine fehlen, genau wie der persönliche Kundenkontakt“, sagt Mühl. „So bequem es auch ist zu telefonieren, vermisse ich solche Kontakte doch über die Maßen.“ Der Besuch von Sportveranstaltungen, Mühl ist beispielsweise regelmäßiger Besucher der Heimkämpfe der Ringen-Bundesligisten ASV Mainz 88 und SV Alemannia Nackenheim, aber auch die Teilnahme an der Sportlerehrung seien „immer wunderbare Gelegenheiten, mit Leuten aus einem anderen Umfeld ins Gespräch zu kommen“.
Will man Positives aus der Coronakrise ziehen, dann gehört im Fall des Sparkassenchefs dazu, dass er sein persönliches sportliches Pensum deutlich gesteigert hat. Rückentraining und Ergometerrudern ergänzen die regelmäßigen Läufe, die er von seinem Wohnort Harxheim aus über Lörzweiler, Gau-Bischofsheim und Bodenheim absolviert.
Ausstieg wäre kontraproduktiv
Nichtsdestotrotz wünscht er sich, dass es schnellstmöglich machbar sein wird, die Kontaktbeschränkungen zu lockern und zu einem normalen Leben zurückzukehren. Auch im Sport. „Ich hoffe sehr, dass wir es bis Herbst überstanden haben und Sport auch als Zuschauer wieder verfolgen können“, sagt Mühl. „Lieber morgen als übermorgen. Ringen, Fußball, Baseball – es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich auf Sportplätzen und in Hallen zu tummeln.“
Die zahlreichen Vereine, bei denen sich die Mainzer Sparkasse als Sponsor betätigt, müssten im Übrigen nicht befürchten, dass die Unterstützung eingestellt werde. „Wir werden unser Sponsoring aufrechterhalten“, versichert Mühl, „es einzustellen wäre ja auch völlig kontraproduktiv, das würde die Krise der Klubs ja noch verschärfen.“
Verträge werden nicht hinfällig
Freilich handelt es sich bei den finanziellen Leistungen nicht um Mäzenatentum – sprich, die Sparkasse als Anstalt des öffentlichen Rechts darf und muss für ihre Zuwendungen angemessene Gegenleistungen erwarten. „Die sind vertraglich geregelt“, erläutert der Vorstandsvorsitzende, „aber momentan ist es nun mal so, dass die Vereine diese Gegenleistungen nicht erbringen können.“ Das bedeute jedoch nicht, dass die Verträge damit hinfällig würden. „Wir sind uns unserer Verantwortung in der Region bewusst und bleiben mit den Vereinen im Dialog, um nach Möglichkeiten zu suchen, wie sich das Ganze kompensieren lässt. Wir lassen niemanden hängen.“
Zum einen könnten vereinbarte Gegenleistungen zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Wenn wegen der Coronapandemie ein Verein ein Turnier oder ein Gesangverein ein Konzert verschieben müsse, „ist das kein Thema für uns. Dann wird die Leistung ja später erbracht, und bei Bedarf unterhalten wir uns, ob wir noch etwas drauflegen“. Man müsse immer auf den Einzelfall schauen und nach vernünftigen Lösungen suchen. „Ich bin sicher, dass uns das gelingen wird.“
Athleten 2021 einladen
Zum anderen verweist Thomas Bach, der Marketingchef der Mainzer Sparkasse, auf die Möglichkeit, dass Partner, die über eigene Onlinekanäle verfügten, auf diesem Weg ihre Gegenleistungen erbringen könnten. „Zum Beispiel über ihre Newsletter oder in Youtube-Videos.“
Und was die Sportlerehrung angeht, regt Thorsten Mühl an, die Stadt könne ja darüber nachdenken, die ausgefallene Veranstaltung später im Jahr nachzuholen, beziehungsweise die zu ehrenden Athleten zur nächsten regulären Ehrung im Frühjahr 2021 einzuladen. Andernfalls dürfte sich dort auch nur ein sehr überschaubarer Kreis erfolgreicher Mainzer Sportlerinnen und Sportler einfinden – allzu viele Deutsche und internationale Meisterschaften wird es in diesem Jahr schließlich nicht mehr geben.
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