Scharmützel vor der Schiffstour
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es um einen Mannheimer Torwart, einen Wormser Defensivspieler und den Saisonausklang nach einer 0:4-Niederlage.
20. Mai
Ernst Drayß würde heute 109 Jahre alt werden. Der langjährige Gauligatorwart des SV Waldhof spielte von 1946 – da war er schon 35 Jahre alt – bis 1948 mindestens 37-mal für die 05er, er bildete mit Spielertrainer und Abwehrchef Helmut Schneider, Ludwig Günderoth und dem jungen Paul Lipponer die prominente Mannheimer Gruppe, die es in den ersten Nachkriegsjahren nach Mainz zog. Anschließend war er noch einmal kurz für Darmstadt 98 und seinen Stammverein Olympia Lorsch aktiv.
19 Jahre zurück liegt die Bootsfahrt von Mannheim nach Mainz. Die 05er hatten eine Woche zuvor den Nichtabstieg geschafft; im Aufstiegsendspiel des SV Waldhof waren sie mehr Opfer als Gegner. Der alte Rivale gewann 4:0, hängte die zuvor punktgleiche SpVgg Greuther Fürth ab, blieb aber trotzdem Zweitligist, weil der FC St. Pauli in Nürnberg nach 0:1 noch 2:1 gewann und seinen Platz vor den Mannheimern behauptete. Nach verschiedenen Scharmützeln mit den aggressiven Waldhof-Anhängern im Stadion und auf dem Weg ans Rheinufer fuhren mehrere Hundert 05-Fans gemeinsam mit der Mannschaft per Schiff nach Mainz zurück.
21. Mai
Am Donnerstag wird Richard Klauss 79 Jahre alt. Der Defensivmann war als Rechtsverteidiger oder rechter Mittelfeldspieler von 1966 bis zum Winter 1969/70 ein wichtiger Leistungsträger des FSV Mainz 05. Klauss kam seinerzeit bereits als sehr erfahrener Mann an den Bruchweg: Der 25-Jährige hatte schon 75 Oberligaspiele für seinen Stammverein Wormatia Worms bestritten, außerdem 55 Regionalligapartien für den BC Augsburg und den TSC Zweibrücken.
Für die 05er schoss Klauss in 96 Regionalligapartien 16 Tore; 1968/69, als die Mainzer Mittelstürmer Charly Tripp und Spielmacher Host Hülß verloren hatten, war der Rheinhesse mit acht Treffern vor dem jungen „Bimbo“ Bopp, Linksaußen Walter Gaußmann und dem lange verletzten Rechtsaußen Georg Tripp der beste Torschütze des Teams. 1967 und 1968 spielte die Mannschaft noch um die Teilnahme an der Bundesliga-Aufstiegsrunde, verpasste sie aber um fünf beziehungsweise vier Punkte. Klauss selbst verpasste große Teile der Rückrunde 1969/70 und wechselte nach der Saison in den Wormser Amateurfußball zum TuS Horchheim.
Mit einem 2:0 bei Viktoria Aschaffenburg stieg der FSV Mainz 05 am 21. Mai 1988 in die Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga ein, an deren Ende er mit 9:3 Punkten vor dem bayerischen Hessenligisten, der SpVgg Unterhaching und dem VfL Weinheim den Weg nach oben antrat. Torschützen in der Auftaktpartie waren Charly Mähn und Michael Schuhmacher.
22. Mai
Am Sonntag vor 94 Jahren kam Karl Döppenschmidt zur Welt. Der Verteidiger wechselte 1950 vom VfB Friedberg zu den 05ern, bestritt mit ihnen in der Hinrunde acht Oberligaspiele, verabschiedete sich aber schon im folgenden Sommer zum Süd-Oberligisten Viktoria Aschaffenburg.
Am 22. Mai 1993 bezwang der FSV Mainz 05 am Bruchweg Hertha BSC mit 3:2. Nach 0:2-Rückstand drehten Steffen Herzberger (68.) und Fabrizio Hayer (72., 87.) die Partie in einer Saison, die aus zwei Gründen außergewöhnlich war: Zum einen, weil die Zweite Liga aus 24 Klub bestand (gerade war der 43. Spieltag absolviert), zum anderen, weil die Mainzer sich – abgesehen von den ersten beiden Spieltagen – nie auf einem der sieben (!) Abstiegsplätze befanden.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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