Hoher Feiertag
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um einen historischen 3:0-Sieg gegen Eintracht Trier und einen hochveranlagten Mittelfeldspieler, der erst über den Umweg Regionalliga in die Spur fand.
23. Mai
Heute ist eigentlich einer der höchsten Feiertage beim FSV Mainz 05: Vor genau 16 Jahren gelang den 05ern im fünften Versuch endlich der Aufstieg in die Bundesliga. Am letzten Spieltag jener Saison mussten sie Eintracht Trier schlagen und hoffen, dass Alemannia Aachen in Karlsruhe nicht gewinnt.
Am Bruchweg fiel ein Tor nach dem anderen, zunächst aber nur aus Abseitsstellungen. Erst in der 23. Minute erzielte Michael Thurk den ersten regulären Treffer – ausgerechnet Thurk, der Stürmer, der mangels Mainzer Angebot schon einen Vertrag bei Energie Cottbus unterschrieben hatte, dem dritten noch für den Aufstieg infrage kommenden Klub, der dazu einen eigenen Sieg und Punktverluste der Aachener und Mainzer brauchte.
Als die in dieser Saison starken Trierer vehement auf den Ausgleich drängten, entschied ein plötzlicher Doppelschlag das Spiel: Manuel Friedrich schoss nach einem Freistoß das 2:0, und noch mitten im Torjubel schickte Christof Babatz den nächsten Pass in die Spitze: Thurk rannte dem Ball hinterher, traf zum 3:0 und lief direkt durch, sprang über die Werbebande, auf den Zaun, zu den Fans. Dass der KSC noch vor der Pause das 1:0 geschossen hatte, wusste längst jeder im Stadion, aufgrund einer Falschmeldung glaubten viele sogar an ein 2:0.
Rasen als Souvenir
In der Schlussphase interessierte sich kaum noch einer dafür, was auf dem Bruchwegrasen passierte. Selbst Linksverteidiger Marco Rose verriet: „Ab der 75. Minute habe ich nur noch gefragt, wie es in Karlsruhe steht.“ 1:0, immer noch. Es gab erste Sprechchöre: „KSC! KSC!“ In der 82. Minute wurde Michael Thurk ausgewechselt, damit hatte er seinen großen Abschied von Mainz 05.
Schiedsrichter Hermann Albrecht pfiff irgendwann ab, die Mainzer hatten ihre Aufgabe erledigt. Aus Karlsruhe war noch nichts Neues verlautet. Das Spiel lief noch, die Aachener brauchten nach wie vor zwei Tore, um die 05er vom Aufstiegsplatz zu stoßen. Zwei Tore – eine Menge für die letzten Minuten. Aber die Mainzer hatten so etwas im Vorjahr ja schon einmal erlebt und waren vorsichtig. Es war recht still am Bruchweg. Die Nervosität im Stadion war zu spüren, die Angst, einen so furchtbaren Saisonabschluss erneut zu erleben. Lange konnte es aber doch nicht mehr dauern, zwei Minuten, drei vielleicht. Eine Ewigkeit. Der KSC spielte mittlerweile in Unterzahl. Das sprach sich herum in Mainz.
Und um 16.48 Uhr, drei Minuten nach dem Schlusspfiff am Bruchweg, war auch in Karlsruhe das Spiel vorbei. Es war beim 1:0 geblieben, und der FSV Mainz 05 war erstmals in seiner Geschichte ein Bundesligist. Der Aufstiegsjubel, der unter den vielen Tausend Fans und Freunden der 05er begann, die keine Karte für das Spiel bekommen hatten, auf der Straße vor dem Stadion warteten, das Spiel auf dem Großbildschirm vor dem King-Park-Center verfolgten, und sich sofort ins Stadion übertrug, wo doe Anhänger den Platz fluteten und Rasenstücke als Souvenir ausstachen, ist immer noch vielen im Ohr.
Geburtstage gibt es heute auch: 1893 wurde Oskar Hammerstiel geboren, der mindestens in der Saison 1911/12 Mainzer Torwart war. 1956 starb er in Karlsruhe.
31 Jahre alt wird Mario Vrancic. Geboren in Slavonski Brod, reifte er in der Jugend zu einem Toptalent des FSV Mainz 05 heran. Dass er als 16-Jähriger mit einem vier Jahre laufenden Profivertrag ausgestattet wurde, tat ihm allerdings nicht gut; dem jüngeren Bruder von Damir Vrancic mangelte es ein wenig an dessen Ernsthaftigkeit, sonst hätte er früher durchstarten können. Nach einem Erst- und acht Zweitligaspielen für die 05er sowie zwölf Einsätze für den Zweitligisten LR Ahlen drehte der Spielmacher eine Ehrenrunde durch die Regionalliga West – und dort, beim BVB II, brachte ihn Trainer David Wagner in die Spur.
Von 2012 bis 2015 war Vrancic Stammspieler des SC Paderborn in Zweiter und Erster Liga und spielte anschließend zwei Jahre für Darmstadt 98 ebenfalls im Oberhaus. 2017 wechselte er nach England, wo er mit Norwich City in die Premier League aufstieg. Mit der deutschen U-19-Nationalmannschaft wurde Mario Vrancic 2008 Europameister, für Bosnien-Herzegowina bestritt er sechs Länderspiele.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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