Etwas im Rückstand
Darmstadt. Der Reitsport hat sich angepasst – die ersten Turniere fanden bereits unter „Corona-Auflagen“ statt. Erste Vorreiter waren Veranstalter in der Lüneburger Heide und im Rheinland, jetzt zog der erste hessische Ausrichter nach und der bot natürlich auch Reitern aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet bis an den Neckar die ersten Startmöglichkeiten nach der Zwangspause. Ausgeschrieben waren auf dem Hofgut Kranichstein in Darmstadt an drei Tagen Springprüfungen für Berufsreiter, Kader-Athleten und ausgebildete Pferdewirte und -wirtschaftsmeister.
Zuschauer waren keine zugelassen, auch die Anzahl des „Bodenpersonals“ wie Pfleger und Begleitpersonen war streng limitiert. Hygienevorschriften mussten eingehalten werden, die Kontakte zwischen den Reitern wurden strikt minimiert. Das ist kein ländliches Reitturnier, wie man es üblicherweise kennt, aber eine Veranstaltung, die den Berufsreitern die Möglichkeit gibt, diesen Teil ihres Jobs unter Auflagen weiter auszuüben.
Wichtig für die Berufsreiter
Ein großes Lob sprach Berufsreiterin Lisa Sieben (Nieder-Olm) den Veranstaltern aus: „Wir können froh sein, dass Reitsport Wendenburg und das Turnierbüro Schäfer sowas auf die Beine gestellt haben, mit diesen top Bedingungen. Das ist super wichtig für uns Berufsreiter, denn die Turniere sind notwendig, um die Pferde weiter auszubilden.
Die 23-Jährige vom RSV Schwarz-Weiß Hechtsheim erlebte den Turnierablauf trotz der strikten Auflagen als sehr harmonisch: „Auf der weitläufigen Anlage hat das gut funktioniert. Es gab vier Vorbereitungsplätze, auf denen die Anzahl der Pferde und ein gewisser Abstand vorgegeben waren. Das war gut für die Pferde, man konnte sie mit Ruhe und Platz vorbereiten.“ Neben den erfahrenen Pferden wie Lepanto, Lordana S und Fireball S, die sich in den L- und M*-Springen platzieren konnten, stellte Lisa Sieben die Youngster aus der familieneigenen Zucht vor.
„Meine jungen Pferde haben sich gut entwickelt“, sagte sie nach den Starts, „aber Turnieratmosphäre ist eben noch mal etwas anderes.“ Eigentlich wäre man Mitte Mai mitten in der Turniersaison, durch Corona sind aber manche Pferde noch gar nicht unterwegs gewesen. Auch Lisa Sieben sagte: „Man liegt eben etwas zurück – nicht was den Trainingszustand angeht, aber eben die Turniere.“
Nur die Erfahrung fehlt noch
Der sechsjährige Hengst Grandalero S konnte zwei Schleifen in den Springpferdeprüfungender Klasse A einheimsen und auch der fünfjährige Believe It S, ein Sohn von Lisa Siebens früherem Dressurpony Dream Girl, zeigte sich gut: „Ich bin sehr zufrieden. Die Erfahrung fehlt noch, aber die werden sie bekommen.“
Einige Erfolge in den Nachwuchspferdeprüfungen holten auch die jungen Vierbeiner von Nina und Kai Schäfer (Mainzer RFV St. Georg). Kai Schäfer führte in den Klassen A** und L mit Balou d’amour und Diaconcello zweimal die Rangierung an und pilotierte auch Caitano und Sally Brown in die Schleifenränge. Der sechsjährige Las Vegas konnte sich unter Nina Schäfer gleich viermal in den Springpferdeprüfungen der Klassen A** und L platzieren.
In Darmstadt-Kranichstein geht es an den beiden kommenden Wochenenden mit Turniersport unter Corona-Auflagen für Berufsreiter weiter. Wann rheinland-pfälzische Vereine nachziehen können, steht noch nicht fest – die Regelungen sind Sache der Bundesländer. Derzeit sind nahezu alle geplanten Veranstaltungen abgesagt worden. Einzelne Veranstalter haben bereits Pläne, wie man Wettbewerbe unter strengen Auflagen durchführen könnte, doch noch fehlt das Okay der Ministerien. Eva Schaab