Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 11.06.2020

„Stolz, für einen solchen Verein zu spielen“

05-Profi Phillipp Mwene zum Thema Rassismus.
Phillipp Mwene fragt sich, „ob manche Leute verstehen, was es heißt, Rassist zu sein“
Phillipp Mwene fragt sich, „ob manche Leute verstehen, was es heißt, Rassist zu sein“ | Huebner/Pool/RSCP

Mainz. „Nicht wegschauen, nicht stummbleiben“: Wer Augen- oder Ohrenzeuge von Rassismus wird, solle seine Stimme dagegen erheben, sagt Phillipp Mwene. Der Profi des FSV Mainz 05 äußerte sich sowohl in einem Video des Vereins als auch in einer Medienrunde, nachdem die 05er das Kündigungsschreiben eines Mitglieds und die Antwort des Fanservice veröffentlicht hatten (siehe: Rassistischer Rotz).

„Als ich den Brief gelesen habe, war ich sauer“, sagt Mwene. „Ich habe mich gewundert, dass es so etwas gibt“ – dass der Schreiber im gleichen Absatz betone, „auf keinen Fall rassistisch veranlagt“ zu sein, sich aber darüber empört, dass „seit Wochen in der Startformation neun (!!!) dunkelhäutige Spieler auflaufen“. Mwenes Kommentar: „Da frage ich mich, ob manche Leute verstehen, was es heißt, Rassist zu sein.“

Man müsse solche Dinge ansprechen, denn „es gibt immer Leute, die getroffen sind, die sich verletzt und gekränkt fühlen. Ich glaube, dass manchen die Empathie fehlt, um sich in die Situation anderer hineinzuversetzen“.

Vater stieß auf Ablehnung

Der Sohn eines Kenianers und einer Österreicherin erzählt, dass seine Eltern auf Ablehnung stießen, als der Vater vor 35 Jahren in die Steiermark kam. „Was macht die da mit dem schwarzen Mann? Das gehört sich nicht“, seien Reaktionen aus dem Umfeld gewesen. „Aber mittlerweile sind meine Onkels, Tanten, Großeltern und er die besten Freunde, sie können nicht mehr ohne einander. Das zeigt: Wenn man miteinander spricht, ist es egal, welche Hautfarbe jemand hat, es sind alles Menschen.“ Umgekehrt gelte: Wenn man niemals über dieses Thema nachdenke, „ist es vielleicht schwer, Leute mit anderer Religion oder Hautfarbe in sein Umfeld zu lassen“.

Er selbst sei als Fußballer vor zwei Jahren von einem Gegenspieler aufs Übelste rassistisch beleidigt worden. Es sei seine einzige Erfahrung dieser Art gewesen, „deshalb würde ich nichts sagen, dass so etwas gang und gäbe ist. Aber es hat mir gezeigt, dass es ein solches Verhalten immer noch gibt, und es gibt bestimmt andere, dunkelhäutigere Spieler, die das öfter erleben“.

Reichweite nutzen

Damals habe er lange überlegt, ob er den Namen seines Gegenübers in der Öffentlichkeit nennen solle, sich dann aber dagegen entschieden. „Weil ich auch solchen Leuten die Chance geben will, sich Gedanken zu machen, das hätte vielleicht nicht geklappt, wenn ich ihn an den Pranger gestellt hätte“, sagt Mwene. „Aber wenn so etwas jetzt noch einmal passierte, würde ich es wohl bekanntmachen.“

Rassismus sei ein schwieriges Thema, es sei nicht leicht, dazu die richtigen Worte zu finden. Dem Klub sei dies mit der Reaktion auf das Austrittsschreiben des (Ex-)Mitglieds aber gelungen. „Ich bin stolz, für einen solchen Verein spielen zu können.“

Als Fußballprofi habe er eine gewisse Reichweite. Die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwerde, müsse er nutzen, um so viele Leute wie möglich zu erreichen. „Und wenn ich fünf, sechs, sieben Leute zum Umdenken bringe, aber ich schon einen Part gemacht.“

 

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