Heimspiel im Waldstadion
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um den ersten europäischen Auftritt, einen talentierten, aber lange verletzten Angreifer und Hochbälle nach Kopfballrückgaben.
14. Juli
Heute vor 15 Jahren spielten die 05er im Erstrunden-Hinspiel der Europapokal-Qualifikation gegen den armenischen Pokalsieger Mika Aschtarak. Petr Ruman, Benjamin Auer, Nikolce Noveski und noch mal Auer schossen die Tore zum 4:0 im ersten Europapokalspiel der Mainzer – aber nicht zum ersten Europapokalspiel in Mainz, denn die Partie fand in Frankfurt statt.
Die rund 22.000 Fans, die ins Waldstadion kamen – bis dahin das zweitgrößte Heimpublikum in der Vereinsgeschichte – hätten selbst bei einem Bundesligaspiel nicht ins Bruchwegstadion gepasst. Im Uefa-Pokal, in dem nur Sitzplätze erlaubt sind, hätte der Verein noch wesentlich weniger Karten verkaufen dürfen, aber das kam schon deshalb nicht infrage, weil die Uefa mit dem Flutlicht am Bruchweg nicht einverstanden war.
Franz-Peter März wird heute 68 Jahre alt. Der Techniker war acht Jahre lang zunächst junger Spielmacher, später Außenstürmer der 05er. 1974 war der Rheingauer vom FSV Frankfurt zu den 05ern gekommen und nach dem Lizenzverzicht 1976 einer von wenigen Stammspielern, die den Weg in die Amateurliga mitgingen. Bis 1982 war März an fünf Titeln beteiligt: der Südwestmeisterschaft 1978 und 1981, dem Südwestpokal 1980 und 1982 und als Höhepunkt der Deutschen Amateurmeisterschaft 1982; allerdings wurde er im Halbfinale und im Endspiel nicht mehr eingesetzt. In jenem Sommer wechselte März zum SV Wiesbaden, bald darauf beendete er seine Karriere.
28 Jahre alt wird schließlich ein großes Talent, das in Mainz zu selten seine Klasse zeigen konnte: Der damalige U-21-Nationalspieler Jonas Hofmann, nach jahrelangem Werben schließlich im August 2014 von Borussia Dortmund als Leihspieler nach Mainz gelassen, präsentierte sich bei den 05ern mit drei Toren in sechs starken Spielen sehr gut, aber eine schwere Verletzung ließ anschließend nur noch vier weitere Einsätze zu.
Es dauerte, bis Hofmann anschließend wieder auf die Beine kam. Beim BVB blieb der Flügelstürmer ein Ergänzungsspieler, auch sein Wechsel für rund acht Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach führte ihn zunächst nicht weiter: 29 Spiele in den ersten eineinhalb Jahren und kein einziges Tor waren nicht das, was beide Seiten sich erhofft hatten. In den vergangenen beiden Spielzeiten aber wandelte sich das Bild, mit 51 Partien und zehn Treffern hat Hofmann sich in Gladbach etabliert. Gegen die 05er erzielte er in der vorvergangenen Runde einen Hattrick.
Am Tag von Hofmanns Geburt ging die Posse um die neue Rückpassregel, die wir bereits im Kalenderblatt vom 11. Juli angedeutet hatten, in die zweite Runde. Vor dem Mainzer Heimspiel gegen Fortuna Köln hatten die Verbände den Regeltext noch einmal verändert: Ein Spieler sieht die Gelbe Karte, steht im heutigen Regelwerk, wenn er „bei einem Rückpass zum eigenen Torhüter den Ball absichtlich auf unkonventionelle Art mit dem Kopf, der Brust oder dem Knie spielt, um die Rückpassregel zu umgehen. Dabei ist unerheblich, ob der Torhüter den Ball anschließend mit der Hand berührt oder nicht. Die Aktion wird als Vergehen geahndet, weil der Spieler damit Sinn und Geist von Regel 12 untergräbt“.
Das ist nicht der exakte Wortlaut der damaligen Nachbesserung, entspricht ihr aber sinngemäß. Der Kölner Jürgen Niggemann trickste trotzdem so, wie ein paar Tage zuvor die Wuppertaler und sah prompt Gelb-Rot. Zu Recht zwar, aber die zahllosen Hochbälle (!), die Schiedsrichter Hans Fux nach (damals wie heute legalen) Kopfballrückgaben verhängte, zeigten, dass er die Regel immer noch nicht begriffen hatte.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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