Der einzige Dreier der Hinrunde
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um einen Mittelfeldspieler mit beeindruckender Torquote, einen Star, der seinen Zenit überschritten hatte, und einen unerfreulichen Heimsieg am Bruchweg.
11. August
Heute wird Werner Nickel 69 Jahre alt. 1974 hatten die 05er den langen Studenten (sowie den ein Jahr älteren und bundesligaerfahrenen Sigi Köstler) vom FC St. Pauli verpflichtet. Der gebürtige Bremer war zunächst Stammspieler, wurde aber von der zahlreichen Konkurrenz (Köstler, Paul Göppl, Gerd Schmidt, später auch dem Winterneuzugang Willi Ritz) aus der Startelf verdrängt.
Nach dem Abgang von Schmidt und Herbert Renner (für den Köstler in den Sturm rückte) war Nickel 1975/76 schließlich wieder gesetzt; in 36 Saisonspielen schoss der Mittelfeldspieler zwölf der 81 Tore der ungeheuer offensivstarken Mainzer. Nach der Lizenzrückgabe wechselte Nickel 1976 zunächst zum Amateurligisten Eintracht Bad Kreuznach, von 1977 an und bis weit in die 1980er hinein spielte er für Waldhof Mannheim, die Stuttgarter Kickers und den SSV Ulm 1846 (wo er Spielertrainer wurde) in der Zweiten Bundesliga – für Waldhof, vor allem aber für die Kickers auch weiterhin mit einer beeindruckenden Trefferquote. Nach seiner aktiven Karriere blieb Nickel als Amateurtrainer im badischen und schwäbischen Fußball.
12. August
Einer der prominentesten Ex-Spieler der 05er wird am Mittwoch 53 Jahre alt. Große Spuren in Mainz hat Emil Kostadinow jedoch nicht hinterlassen. Die Verpflichtung des bulgarischen Stars sollte 1999 mehr sein als nur ein Marketinggag, der fast 32-Jährige war jedoch längst nicht mehr im nötigen körperlichen Zustand, um den 05ern ernsthaft weiterzuhelfen.
In Bulgarien stand der Stürmer aus Sofia immer ein bisschen im Schatten des großen Hristo Stoitschkow. Für eine spektakuläre Karriere reichte es trotzdem: Drei bulgarische Meisterschaften und vier Pokalsiege mit ZSKA, jeweils zwei portugiesische Meisterschaften und Pokalsiege mit dem FC Porto sowie der Gewinn des Uefa-Pokals mit Bayern München sind die zahlreichen Titel des Angreifers, der außerdem an den Weltmeisterschaften 1994 und 1998 teilnahm, in Frankreich das einzige bulgarische WM-Tor schoss, in 70 Länderspielen 26-mal traf.
In Mainz reichte es für Kostadinow nur noch zu vier Kurzeinsätzen in der Liga und einem im Pokal. Beim kürzesten – neun Minuten gegen Alemannia Aachen – erzielte er sein einziges Zweitligator; nach Christian Hocks Querpass war kein Torwart mehr im Weg. Schon im Winter war Kostadinow wieder weg und stieg ins Management seines Stammklubs ZSKA Sofia ein.
Einem Heimsieg gegen den VfL Bochum haftet nicht unbedingt etwas Bemerkenswertes an. Diesem 2:1 am 12. August 2006 allerdings schon. Denn der Erfolg am ersten Bundesligaspieltag sollte der letzte der gesamten Hinrunde bleiben. Der nach einer Saison mit 13 Toren im Oberligateam zu den Profis aufgerückte Tobias Damm brachte die 05er in der 29. Minute in Führung (Mimoun Azaouagh traf zum 2:0), wofür die Fans den 22-Jährigen ihn mit einem „Tobi Damm ist besser als der Thurk“-Gesang feierten. „Der Thurk“ hatte sich auf unrühmliche Weise kurz zuvor gen Frankfurt verabschiedet, und Damms Debüt ließ hoffen, den Verlust kompensieren zu können – was sich als Trugschluss herausstellen sollte.
Erst in Bochum landeten die Mainzer wieder einen Dreier, Damm wurde nach weiteren sieben Einsätzen im Winter bis Saisonende an den Wuppertaler SV ausgeliehen, Rückkehrer Mohamed Zidan spielte eine sensationelle Halbserie mit 13 Toren in 15 Spielen. Und am Ende stiegen die Mainzer dennoch in die Zweite Liga ab.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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