Kalenderblätter | Christian Karn / Peter H. Eisenhuth | 16.08.2020

Taube Polizisten

Das 05-Kalenderblatt* für den 16. August.

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es um die Todestage zweier Veteranen aus den 50er Jahren und die Münsteraner Hitlerjugend.

 

16. August

Heute vor elf Jahren verloren die 05er zwei ihrer Veteranen. Im Alter von 83 Jahren verstarb am 16. August 2009 der ehemalige rechte Läufer Gerhard Bergner. Der Franke war zu seiner Zeit einer der prominentesten Mainzer Spieler. In Nürnberg war Bergner direkt am alten FCN-Stadion in Zerzabelshof aufgewachsen und hatte schon als Jugendlicher für den „Club“ gespielt – gegen den Willen seines Vaters, denn der war Anhänger der SpVgg Fürth.

Kurz vor seinem 21. Geburtstag wurde Bergner 1948 mit dem 1. FC Nürnberg durch ein 2:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern Deutscher Meister. Der kleine, aber muskulöse, drahtige Mittelfeldrenner spielte 234-mal für de FCN in der Oberliga, außerdem wurde er einmal in die B-Nationalmannschaft und regelmäßig in die Studenten-Nationalelf berufen.

1956 kam Bergner nach Mainz, um das Sportlehrerexamen abzulegen. Bis 1960 war der Aufbauspieler 103-mal für die 05er in der Oberliga im Einsatz, dabei schoss er acht Tore.

 

Am gleichen Tag verstarb Werner Sklorz senior im Alter von 82 Jahren. Der pfeilschnelle Linksaußen stammte vom oberschlesischen Spitzenklub Beuthen 09. Über Schweinfurt und Landau kam er 1951 zu Mainz 05, wo er jedoch nur im ersten Jahr Stammspieler war. In insgesamt 37 Partien erzielte Sklorz zehn Tore, außerdem bereitete er mit seinen gefährlichen Flanken einige Treffer des ebenfalls schlesischen Mittelstürmers Horst Lebefromm vor. Nach seiner Erstligakarriere engagierte sich Sklorz im Vorstand der FVgg Mombach 03.

 

Am 16. August 1997 erreichten die 05er die zweite Runde des DFB-Pokals in einem Spiel bei Preußen Münster unter geradezu skandalösen Begleitumständen. Auf der Haupttribüne skandierten die zahlreich vertretenen Münsteraner Neonazis unter den insgesamt 4500 Zuschauern schon in der ersten Halbzeit den Schlachtruf „Wir bauen eine U-Bahn von Mainz nach Auschwitz“. Als sich ein Mainzer Journalist in der Halbzeitpause beim Chef der zahlreichen ebenfalls dort sitzenden Polizeibeamten erkundigte, ob es sich dabei womöglich um Volksverhetzung oder ein ähnliches Delikt handeln könnte und er mit seinen Leuten gegebenenfalls einschreiten wolle, lautete die Antwort: „Ich habe nichts gehört.“ Auf Nachfrage ließ er erkennen, dass er durchaus gewillt sei, tätig zu werden. Allerdings nicht gegen die Hitlerfreunde, sondern gegen den Fragesteller.

Die Mainzer Fußballer gaben eine zweimalige Führung, herausgeschossen von Sven Demandt und Jürgen Klopp, beide Male vorbereitet von Fabrizio Hayer, aus der Hand. Nach 90 und 120 Minuten stand es 2:2, im Elfmeterschießen trafen Hayer, Lars Schmidt, Adrian Spyrka, Florian Sohler, Demandt, Klopp und Dimo Wache. Den siebten Schuss der Münsteraner setzte Sergej Kusmin vorbei.

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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