Eigentlich eine Nummer zu groß
Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um einen Leichtfuß in jeglicher Hinsicht und eine 3-Minuten-Premiere.
18. August
Heute wird Thomas Ziemer 51 Jahre alt. Ziemer war in den 1990ern ein begnadeter Fußballer, zwar nicht der Schnellste und dennoch ein Spieler, der für Mainzer Verhältnisse eigentlich eine Nummer zu groß war. Wahrscheinlich konnten sich die 05er den Spielmacher 1994 aus genau einem Grund leisten: Wie einige Fußballer jener Zeit genoss der Nürnberger das Dolce Vita etwas zu sehr.
Ziemer war zunächst vom TSV München ausgeliehen, im Sommer 1995 wurde er fest verpflichtet (was – wie unlängst Woche beschrieben – dazu führte, dass das 2:2 gegen Hannover als Niederlage gewertet wurde, weil das entscheidende Fax beim DFB nicht angekommen war). In Mainz war er ein außergewöhnlicher Fußballer, Spielmacher und Torjäger, überall im offensiven Mittelfeld unterwegs, Bälle fordernd, verteilend, einer, der Tore vorbereitete und selbst schoss – in zweimal 32 Saisonspielen 25 Treffer und mindestens elf Vorlagen.
Halbjährige Sperre
1996 wechselte Ziemer in die Bundesliga zu Hansa Rostock. Weder dort noch von 1997 an drei Jahre lang bei seiner alten Liebe, dem 1. FC Nürnberg, brachte er vergleichbare Ergebnisse. Die Selbstverständlichkeiten des heutigen Profifußballs fehlten Spielern wie ihm. Als Nürnberger wurde er gar wegen Dopings für ein halbes Jahr gesperrt – bei ihm sei der höchste jemals gemessene Anabolikawert festgestellt worden...
Ende 2000 kam Ziemer noch einmal nach Mainz – mit dem Handicap, dass es im damaligen 4-4-2 seine Position nicht mehr gab. Am seine alte Bedeutung am Bruchweg kam er nicht mehr heran. Die meisten seiner immerhin 33 Einsätze in gut eineinhalb Jahren waren Einwechslungen. In St. Pauli und in Hannover schoss Ziemer seine letzten beiden Tore im deutschen Profifußball. Eineinhalb Jahre lang spielte Ziemer noch beim österreichischen Zweitligisten Austria Lustenau, danach war er bis Anfang 2013 im fränkischen Amateurfußball unterwegs.
Das kürzeste Startelfdebüt aller Mainzer Zeiten gab am 18. August 2018 Moussa Niakhaté: Beim DFB-Pokalspiel in Aue sah der französische Neuzugang wegen einer Notbremse bereits in der dritten Minute die Rote Karte. Vor allem dank eines herausragenden Alexandru Maxim, der das 1:0 und 3:0 schoss und das 2:0 durch Robin Quaison vorbereitete, gewannen die 05er trotzdem souverän mit 3:1.
19. August
Heute vor 99 Jahren kam Heinrich Kohl zur Welt. Der offensive Mittelfeldspieler wechselte 1951 im Alter von fast 30 Jahren vom TSC Zweibrücken nach Mainz, hinterließ am Bruchweg aber keine großen Spuren. Nach einem Jahr und zwölf Einsätzen verabschiedete sich Kohl schon wieder zum VfR Frankenthal.
39 Jahre alt wird Timothy Beck. Der Torwart absolvierte von 2000 bis 2002 elf Oberligaspiele für die 05-Amateure, ehe er seine Karriere im hochklassigen hessischen Amateurfußball fortsetzte.
Und 27 Jahre alt wird ein Kurzzeit-Mittelstürmer der 05er: Kenan Kodro hatte in der Vorbereitung der Saison 2016/17 angedeutet, ein interessanter Angreifer werden zu können, über diese Andeutungen kam er nicht hinaus. Nach zehn Einsätzen in Liga und Pokal, davon sieben späten Einwechslungen, ohne Tor wechselte er im Winter auf Leihbasis zu Grashoppers Zürich, wo er in 14 Spielen siebenmal traf. Danach erfolgte der Transfer zum FC Kopenhagen, zuletzt spielte er für Athletic Bilbao.
*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).
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