Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 22.10.2020

Gibt's etwas Trost in trüber Zeit?

Nach vier Niederlagen in den ersten vier Saisonspielen sollen für den FSV Mainz 05 gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag endlich Punkte her. Auch ohne Zuschauer.
Nach der Leistungssteigerung gegen Bayer Leverkusen erhofft sich 05-Trainer Jan-Moritz Lichte am Samstag das erste Erfolgserlebnis.
Nach der Leistungssteigerung gegen Bayer Leverkusen erhofft sich 05-Trainer Jan-Moritz Lichte am Samstag das erste Erfolgserlebnis. | Marcel Lorenz/rscp-photo

Mainz. Ja, es gibt sie noch, die positiven Nachrichten beim FSV Mainz 05: Mit rund 170.000 Euro hat die vereinseigene Organisation „Mainz 05 hilft“ im zurückliegenden Geschäftsjahr Bedürftige unterstützt – und dabei handelt es nicht um Gehaltsrückzahlungen an die fußballspielenden Profis.

Ansonsten geht es beim Bruchwegklub derzeit nicht so richtig voran. In der Fußball-Bundesliga stehen die Rheinhessen nach vier Spieltagen punktlos auf dem letzten Platz, die Erstligahandballerinnen des Vereins sind Tabellenvorletzter, die Tischtennisspieler Schlusslicht der Zweiten Liga, und die U23 hat am vorigen Samstag das Regionalligaderby beim TSV Schott mit 0:3 verloren.

Die für nächsten Dienstag auf der Tribüne der Arena am Europakreisel geplante Mitgliederversammlung entfällt, weil die Zahl der Anwesenden über der laut städtischer Coronabestimmungen zulässigen Gruppengröße läge. Und aus dem gleichen Grund wird das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstagnachmittag ohne Zuschauer stattfinden – für die erlaubten 100 Fans wäre der zu betreibende finanzielle und organisatorische Aufwand zu groß, erklärte Pressesprecherin Silke Bannick am Donnerstag.

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Mateta sucht noch Leichtigkeit

Für etwas Trost in dieser trüben Zeit könnten Jan-Moritz Lichte und seine Kicker sorgen, indem sie am fünften Spieltag endlich erste Punkte aufs Konto brächten. Als Basis dafür kann, ungeachtet der 0:1-Niederlage, die jüngste Partie gegen Bayer Leverkusen dienen. Dem Trainer war der Mangel an echten Torchancen nicht entgangen, dennoch verwies er bei der digitalen Pressekonferenz vor dem Gladbach-Spiel darauf, dass die Mannschaft Teile des Offensivplans umgesetzt hatte. Der nächste Schritt, die Situationen, aus denen sich Hundertprozentige ergeben können, besser auszuspielen, sei Teil der Trainingsarbeit dieser Woche gewesen.

Sehr hilfreich für die 05er wäre ein Jean-Philippe Mateta in der Form der vorvergangenen Saison. Gerade aus der französischen Zweiten Liga gekommen, brauchte er keine Anlaufzeit, um sich in Deutschland zu akklimatisieren und erzielte in der Meisterschaft 14 Tore.

Damals waren die Mainzer überwiegend in einem 4-4-2 mit Mittelfeldraute unterwegs, eine Formation, in der Mateta sich offenbar leichter tat als im 4-2-3-1, in dem er als alleinige Sturmspitze mehr Bälle festmachen und die Kollegen mitnehmen muss. Hinzu komme die fast halbjährige Verletzungspause in der ersten Hälfte der vorigen Saison, sagt Lichte. Seither habe der Franzose noch nicht wieder zur alten Leichtigkeit, zu seinem Selbstverständnis gefunden, „unabhängig vom System“.

Kilian hat die Nase vorne

Im Training versuche Mateta alles, um sich aus dem Tal herauszuarbeiten. „Wir müssen eher gucken, dass wir ihn bremsen. Aber wir werden aufgrund eines Spielers nicht das System ändern, sondern versuchen, dass er bestmöglich zur Geltung kommt. Wir haben auch ein paar Ideen.“

Dass der Gegner in der Arena am Europakreisel Borussia Mönchengladbach heißt, macht die Aufgabe nicht einfacher, auch wenn die Elf vom Niederrhein unter der Woche bei Inter Mailand im Einsatz war. Um gegen das Team des einstigen 05-Profis Marco Rose zu bestehen, brauche seine Mannschaft Selbstverständnis und Zutrauen, sagt Lichte. „Gladbach hat defensiv eine etwas andere Struktur, aber die ist nicht schlechter. Wenn du defensiv nicht gut bist, qualifizierst du dich nicht für die Champions League.“

In der eigenen Defensive spricht vieles dafür, dass es bei der zuletzt so gut harmonierenden und stabil wirkenden Besetzung mit Jeremiah St. Juste rechts, Daniel Brosinski links sowie Moussa Niakhaté und Luca Kilian in der Innenverteidigung bleibt. „Wir haben Luca verpflichtet, weil wir sein Potenzial gesehen haben“, sagt Lichte über den Neuzugang der den Vorzug vor Alexander Hack und Dimitri Lavalée erhalten hatte. Und: „Seine Leistung gegen Leverkusen sprach für sich, deshalb hat er die Nase leicht vorne.“

Kompliment an Lavalée

Der ebenfalls im Sommer nach Mainz gekommene Lavalée war am Mittwochabend mit fünf weiteren jungen Profis für die U23 im Regionalligaspiel gegen Eintracht Stadtallendorf im Einsatz. Beklagt habe sich der Belgier darüber nicht.

„Dimi, wie ich ihn kennengelernt habe, ist ein absoluter Vollprofi, der täglich an sich arbeitet“, sagt der Trainer. „Es stand für ihn nie zur Diskussion, dass er in der Zweiten Mannschaft eingesetzt würde.“ Solche Spiele mit Wettkampfcharakter über 90 Minuten seien für den Innenverteidiger sehr wichtig, „weil wir ihm sie momentan in der Bundesliga nicht bieten können. Ich kann ihm nur ein Kompliment machen“.

 

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