Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 22.07.2021

05er stehen sich selbst im Weg

AUS DEM TRAININGSLAGER (5): Warum sich die Mainzer schwertun, offensives Umschalten einzustudieren. Warum der Trainer trotzdem zufrieden ist. Und was er im Test gegen den FC Liverpool erwartet.
Auch diese Szene spricht für das Miteinander im Kader: Ben Bobzien blieb nach einem Zweikampf liegen, und sogleich kümmerten sich drei Mitspieler um ihn.
Auch diese Szene spricht für das Miteinander im Kader: Ben Bobzien blieb nach einem Zweikampf liegen, und sogleich kümmerten sich drei Mitspieler um ihn. | Peter H. Eisenhuth

Schwoich. Bo Svensson sah sich am Donnerstagvormittag mit einem hausgemachten Problem konfrontiert. Auf dem Programm der dritten Einheit während des Trainingslagers in Tirol stand das offensive Umschalten. Zunächst innerhalb der Strafräume in der Zwei-gegen-einen-Version (was nicht ganz korrekt ist, da der eine auch noch einen Torwart hinter sich hatte), dann mit je einem Angreifer und einem Verteidiger mehr. So weit, so gut, die Überzahlgruppen kamen zu zahlreichen Abschlüssen.

Anders wurde es, als sich auf einem engen Feld je acht Akteure gegenüberstanden, die bei Ballbesitz auf zwei neutrale Spieler zurückgreifen konnten. Karim Onisiwo gelang ein früher Flankenlauf, die Hereingabe verwertete Paul Nebel. Ansonsten aber hatten alle Teams, denen Svensson die Kugel zuspielte oder die sie vom Gegner eroberten, Probleme, sich nach vorne zu passen und Abschlüsse zu erarbeiten.

„Es ist Zug drin“, stellte der Trainer später einen positiven Aspekt heraus, „aber man merkt, dass es schwer ist, bei uns das offensive Umschalten zu trainieren, weil das defensive Umschalten brutal drin ist.“ Sprich: Bei Ballverlust sofort ins Gegenpressing zu gehen, den ballführenden Gegenspieler unter Druck zu setzen und ihm möglichst keine Passwege zu lassen, beherrschen die Mainzer auch nach der Sommerpause und nach gerade zwei Einheiten, in denen der Fokus darauf lag, extrem gut. In dieser Beziehung haben Svensson und sein Trainerteam schon mal ganze Arbeit geleistet.

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Wach sein und sauber passen

Entsprechend perfekt müssen ihre Spieler die Aktionen nach Ballgewinnen ausführen. „Wer nicht sauber passt, verliert den Ball wieder“, sagt der Däne. Doch so kompliziert sich diese Übung darstellte, so zufrieden war er mit dem Schwierigkeitsgrad. „Das ist gut, weil es absolute Genauigkeit und Wachheit erfordert. Und spielst du die Situationen sauber aus, kannst du zu Torchancen kommen.“

Svensson machte seinen Leuten keinen Vorwurf daraus, dass sie ein großes Stück vom Optimalzustand entfernt blieben. Immerhin handele es sich um die dritte intensive Einheit innerhalb von 24 Stunden. „Und Entscheidungen in höchstem Tempo zu treffen, wenn die Beine nicht komplett frisch sind, ist nicht das Einfachste.“ Gleichwohl bleibe die Aufgabe unverändert: „trotz Müdigkeit und schwerer Beine versuchen, die richtigen Lösungen zu finden und in der Birne klarzubleiben“.

Was geht gegen den FC Liverpool?

Im Test gegen den FC Liverpool am Freitagabend in Grödig bei Salzburg gehe es darum, „gegen einen sehr, sehr guten Gegner die Sachen, die wir jetzt thematisiert haben, auf den Platz zu bringen“, sagt Svensson und dämpft die Erwartungshaltung, die angesichts der Ergebnisse früherer Begegnungen mit den „Reds“ (5:0-Sieg am Bruchweg 2006 sowie ein 4:0-Erfolg zehn Jahre später in der heimischen Arena) aufkommen könnte. „Wir können noch nicht in der Nähe einer Topleistung sein. Das geht nicht.“ Zum einen fehlen die erst in dieser Woche ins Training eingestiegenen EM-Teilnehmer, zum anderen haben die Mainzer erst in Schwoich begonnen, taktisch zu arbeiten.

Mit der Herangehensweise seines Kaders zeigt der Trainer sich hochzufrieden. „Mich freut es, wie die Mannschaft mitzieht. Nach dem, was sich gehört habe, war nicht immer Verlass darauf“, sagt Svensson über die Zeit vor seiner Zeit. „Aber hier sieht man die Bereitschaft, die geforderten Sachen anzunehmen und mit Leben zu füllen, die Mitspieler zu coachen und besser zu machen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber ich glaube, dass es viele Mannschaften gibt, in denen es nicht so ist.“

 

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