Peter H. Eisenhuth | 22.08.2023

Nach dem Turnier ist vor dem Turnier

Das längste Match, die meisten Besucher, spannende Spiele auf hohem Niveau: Die 8. SiNN Mainz Open begeisterten nicht nur die Verantwortlichen des TSC Mainz. Für die neunte Auflage kann sich Vereinspräsident Urs Kern vorstellen, die Wettkämpfe auf vier Tage auszudehnen.
Nicht zu stoppen: Timo Stodder schlug sich ungefährdet zum Turniersieg.
Nicht zu stoppen: Timo Stodder schlug sich ungefährdet zum Turniersieg. | Peter H. Eisenhuth
Stand zum zweiten Mal im Finale und will wiederkommen: Nikolas Walterscheid-Tukic.
Stand zum zweiten Mal im Finale und will wiederkommen: Nikolas Walterscheid-Tukic. | Peter H. Eisenhuth
Stand am Finaltag sieben Stunden auf dem Platz, bevor sie den Pokal entgegennehmen durfte: Luisa Meyer auf der Heyde.
Stand am Finaltag sieben Stunden auf dem Platz, bevor sie den Pokal entgegennehmen durfte: Luisa Meyer auf der Heyde. | Peter H. Eisenhuth
Verpasste eine Überraschung nur hauchdünn: Christina Bednarczyk.
Verpasste eine Überraschung nur hauchdünn: Christina Bednarczyk. | Peter H. Eisenhuth
War nach den Mainz Open erstmals bei einem ITF-Herrenturnier am Start: Daniel Kirchner.
War nach den Mainz Open erstmals bei einem ITF-Herrenturnier am Start: Daniel Kirchner. | Peter H. Eisenhuth

Mainz. Die achten SiNN Mainz Open sind Geschichte, die neunten in Vorbereitung. „Der Termin steht noch nicht hundertprozentig fest, aber es ist klar, dass es das Turnier auch nächstes Jahr geben wird“, sagt Urs Kern, der Präsident des TSC Mainz. Der Zuschauerzuspruch am zurückliegenden Wochenende bestätigte die Veranstalter in ihren Bemühungen ebenso wie die Rückmeldungen der Aktiven.

„Ich kannte Mainz bisher nicht, und ich war auch noch nie bei den Mainz Open“, sagte Luisa Meyer auf der Heyde, die Siegerin der auf A-2-Niveau aufgewerteten und erstmals im Rahmen der DTB-Premium-Tour ausgetragenen Damenkonkurrenz. „Jetzt kann ich sagen, dass mir die Stadt sehr gut gefällt und ich mich hier auf der Anlage sehr wohlgefühlt habe.“

Lobend über die Anlage am Ebersheimer Weg und die Organisation äußerte sich auch Timo Stodder, der mühelos durch den Herrenwettbewerb marschiert war. Und Nikolas Walterscheid-Tukic, der zum zweiten Mal dabei war und zum zweiten Mal im Finale stand, ließ wissen, die Mainz Open hätten inzwischen einen festen Platz in seinem Terminkalender. Zum einen habe er von seinem Heimatort Troisdorf bei Bonn keine allzu weite Anreise, zum anderen fühle er sich beim TSC total wohl. „Das ist eines der am besten organisierten Turniere, die ich kenne.“

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Viele neue Gesichter

Gegen den die Setzliste anführenden Stodder, Nummer 274 der Weltrangliste, war Walterscheid-Tukic, die deutsche Nummer 84, so chancenlos wie alle vorherigen Gegner des Berliners, der sich erstmals in die Mainzer Siegerliste eintrug. „Ich bin Allrounder und einer der nicht aufgibt“, antwortete Stodder auf die Frage nach seiner Selbsteinschätzung. „Deshalb bin ich schwer zu bespielen.“ Knapper als beim 6:3, 6:2 im Finale und zwei Runden zuvor gegen Rheinhessenmeister Niklas Noll (Pfeddersheim) wurde es denn auch nicht.

Die Männer standen zumindest am Finaltag ein wenig im Schatten der Frauen, was vor allem mit dem langanhaltenden Schlagabtausch zwischen Meyer auf der Heide und Eva-Marie Voracek zu tun hatte. 4:20 Stunden kämpften die beiden um den Finaleinzug, und dabei ging es derart eng zu, dass kaum ein Zuschauer vor dem letzten Ballwechsel abwandern mochte. → Nach epischem Duell noch genügend Reserven

So lange hatte noch nie ein Match in acht Mainz-Open-Jahren gedauert – und einen zweiten Rekord vermeldet Urs Kern mit Blick auf die Besucherzahl. Über die drei Tage seien rund 2500 Tennisbegeisterte auf die Anlage gekommen. „Darunter waren sehr viele neue Gesichter. Vielleicht lag es daran, dass wir in den sozialen Medien besser vertreten waren als früher, wahrscheinlich hat die Aufwertung des Damenturniers dazu beigetragen“, sagt er.

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Dichte Spitze bei den Damen

Ganz sicher trug der Aufstieg in die Premium-Tour mit höherem Preisgeld (7500 statt 5000 Euro) und der Möglichkeit, mehr Ranglistenpunkte zu sammeln als üblich, dazu bei, dass gleich zwölf Spielerinnen aus den deutschen Top-100 sich ein Stelldichein gaben. In Meyer auf der Heide (DTB-21) setzte sich die Favoritin durch, „aber die Dichte an der Spitze hat uns viele hochklassige und sehr spannende Matches beschert“.

Das galt schon für die erste Runde, als TSC-Talent Christina Bednarczyk (DTB-424) gegen die deutsche Nummer 103, Ada Gergec, eine Überraschung nur knapp verpasste und nach zwei nicht verwerteten Matchbällen im Matchtiebreak mit 9:11 verlor.

Bei den Männern freute sich Daniel Kirchner darüber, erstmals in diesem Turnier eine Runde weitergekommen zu sein, nachdem er in den vergangenen drei Jahren trotz starker Leistungen gegen gestandene Akteure den Kürzeren gezogen hatte. Dass er im Achtelfinale gegen Johann Willems (DTB-57) chancenlos blieb, trübte den Stolz des 17-Jährigen nicht. „Der war zu gut für mich, ich war froh, dass ich kurz vor Schluss noch ein Spiel gewonnen habe“, sagte er nach der 0:6, 1:6-Niederlage.

Kirchner: Wildcard für ITF-Turnier

Der Lohn für seinen starken Auftritt auf der heimischen Anlage folgte prompt: Kirchner erhielt eine Wildcard für die Qualifikation des mit 15.000 Euro dotierten ITF-Turniers in Trier. „Zum ersten Mal steht er in einem solchen Männerfeld“, berichtete sein Vater, Janusz Kuroszczyk. Dass er dort am Montag dem sechs Jahre älteren Italiener Tommaso Carnevale-Miino mit 3:6, 3:6 unterlag, war eingepreist. „Aber er ist definitiv um eine Erfahrung reicher.“

In Mainz wird Kirchner im nächsten Jahr versuchen, bis ins Viertelfinale vorzudringen. Vermutlich in der Zeit vom 16. bis 18. August, „da das dritte Augustwochenende bei uns je eine Tradition hat“, sagt Urs Kern. „Aber den Termin müssen wir erst noch mit dem DTB und dem rheinland-pfälzischen Verband abstimmen.“ Unter anderem, weil Premium-Tour-Turniere sich nicht überschneiden dürfen.

Künftig schon donnerstags?

Der Klubchef hält es für denkbar, dann sogar schon einen Tag früher einzusteigen, um sich sonntags auf die Finals beschränken zu können. „Luisa Meyer auf der Heide stand diesmal am Sonntag insgesamt sieben Stunden auf dem Platz“, sagt Kern. Dem Marathonmatch gegen Voracek folgte schließlich das auch noch zweieinhalbstündige Finale gegen Selina Dal.

„Das ist heftig, und theoretisch hätte ja auch das Endspiel über drei Sätze gehen können…“ Da die Statuten für Turniere dieser Kategorie vorsehen, ab der Vorschlussrunde statt des Matchtiebreaks den dritten Satz auszuspielen, sei es durchaus angebracht, den Zeitplan zu entzerren. „Das ist bisher nur eine Idee, aber wir sollten sie ernsthaft in Erwägung ziehen.“

Eine Sache, die Kern besonders freute: Den Hauptpreis der Tombola, eine Uhr im Wert von 1400 Euro, gewann ein Kellner des Vereinslokals „Olivengarten“, der vor acht Jahren aus Syrien nach Deutschland kam. „Ein total sympathischer Typ, der ganz schnell die Sprache gelernt und ein Freund unseres Vereins geworden ist“, sagt der Präsident. „Dass sein Los gezogen wurde, ist eine wunderbare Randgeschichte.“

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