Der Sieg bleibt vor der Pause liegen
Mainz. Hinterher waren auch die Gelben Karten ein Thema. Zumindest drei derer, die der FSV Mainz 05 beim 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach gesehen hatte. Die fünfte in dieser Saison gegen Leandro Barreiro, derentwegen er am nächsten Samstag die Partie bei Bayern München verpasst. Vor allem aber die beiden Verwarnungen, die sich Dominik Kohr eingehandelt hatte und die zehn Minuten vor Schluss zum Platzverweis führten.
„Die erste muss er in Kauf nehmen, um einen Konter zu unterbinden“, kommentierte Sportdirektor Martin Schmidt das Foul des Innenverteidigers an Nathan Ngoumou in der 58. Minute. Damit war klar, dass auch Kohr in München fehlen wird – es war seine zehnte Gelbe in der laufenden Spielzeit. Dass daraus eine Gelb-Rote wurde, hätte einem so routinierten Akteur allerdings nicht passieren dürfen: Schiedsrichter Robert Schröder nach einer Gladbacher Ecke, die nichts einbrachte, verbal anzugehen, weil der ein Foul an Kohr nicht geahndet hatte, war mindestens überreagiert. Oder, wie es Schmidt formulierte: „Das war nicht die klügste Entscheidung, die er in seinem Leben getroffen hat.“
„Nicht der klarste Freistoß der Welt“
Bo Henriksen wusste bis zur Pressekonferenz noch nicht, was Kohr zum Referee gesagt hatte, wirkte aber wenig begeistert: „Es war nicht unser Plan, zu zehnt zu spielen.“ Der Mainzer Trainer hatte sich ebenfalls einmal Gelb abgeholt, weil er zu heftig ein vermeintliches Foulspiel an Leandro Barreiro reklamierte, aus dem sich der Gladbacher Ausgleich entwickelte. Später bereitete es ihm freilich keine Probleme, seinen Irrtum zuzugeben. „Fußball ist Emotion, du lebst den Moment“, sagte der Däne und lächelte. „Wir wollten einen Freistoß, aber wenn du die Szene noch mal siehst, ist es nicht der klarste Freistoß der Welt…“
Der Borussia genügten nach Barreiros Ballverlust im Mittelfeld ein Pass von Ngoumou auf Florian Neuhaus, der auf dem rechten Flügel gestartet war, und dessen Flanke an den Fünfmeterraum, die wiederum Ngoumou verwertete. Per Kopf und ohne, dass sich ein Mainzer um ihn kümmerte. „So etwas sollte nicht passieren, aber es passiert manchmal“, sagte Henriksen. Seine Leute hätten sich bei diesem Konter cleverer verhalten müssen, „das müssen wir trainieren“.
Zufrieden mit der Steigerung seiner Mannschaft nach einer „enttäuschenden Leistung in der ersten Halbzeit“ zeigte sich Gerardo Seoane. „Vor der Pause hatten wir es nicht geschafft, uns zu befreien“, sagte der Gladbacher Trainer, „nachher war es eine ganz andere Energie und Aggressivität. Und wir haben auch genug getan, um uns einen Punkt zu verdienen“. In der Tat bewahrte Torwart Robin Zentner die Mainzer in drei Situationen vor einer Niederlage. Das reichte zumindest, um auf einen Punkt an Relegationsplatzinhaber 1.FC Köln heranzurücken, der am Sonntag gegen Bayer Leverkusen 0:2 unterlag.
„Look at the bright side“
Aus drei Spielen unter Bo Henriksen stehe jetzt vier Punkte zu Buche. „Ein Schnitt von 1,3 Punkten reicht nicht, um drinzubleiben, aber die Leistung macht Hoffnung“, sagte Sportdirektor Schmidt. Den möglichen und dringend benötigten Sieg hatten die 05er in der ersten Halbzeit liegenlassen, als sie von der sechsten Minute an erdrückend dominant auftraten. Ein Eckenverhältnis von 9:0 resultierte aus dieser Überlegenheit, aber lediglich der eine, wenngleich sehenswerte Treffer von Jonathan Burkardt mit links in den linken oberen Winkel, eingeleitet von Innenverteidiger Sepp van den Berg und aufgelegt von Jae-sung Lee.
„Wenn so viel funktioniert und der Plan so gut aufgeht, muss man das zweite Tor schießen“, sagte Innenverteidiger Josuha Guilavogui. „Wir haben in der ersten Hälfte genau das gemacht, was wir können. Das müssen wir ohne Wenn und Aber über 90 Minuten durchziehen“, ergänzte Silvan Widmer. Dafür aber reichten die Kräfte nicht – teils eine Folge der intensiven ersten 45 Minuten, vor allem aber wohl der Infekte, die zahlreiche Spieler geplagt hatten. „Die Grippe holt uns immer noch ein“, klagte Schmidt.
„Wir hätten mit zwei Toren in die Halbzeit gehen müssen“, merkte Henriksen an, wertete den Auftritt aber dennoch positiv. „We have to look at the bright side“ – das klang ein bisschen nach dem „Leben des Brian“. Seinen Worten muss die Mannschaft rasch Siege folgen lassen, damit es am Saisonende nicht heißt: „Jeder nur ein Kreuz.“