Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 30.11.2020

Auszeit zur Unzeit

Levin Öztunali wird dem FSV Mainz 05 wegen seiner im Spiel gegen die TSG Hoffenheim erlittenen Oberschenkelverletzung mindestens bis Jahresende fehlen.
Levin Öztunali spielt seit mehreren Wochen auf konstant gutem Niveau. Jetzt muss er jedoch eine vier- bis sechswöchige Pause einlegen.
Levin Öztunali spielt seit mehreren Wochen auf konstant gutem Niveau. Jetzt muss er jedoch eine vier- bis sechswöchige Pause einlegen. | Marcel Lorenz / rscp-photo

Mainz. Die schlechte Nachricht, die am Montag beim FSV Mainz 05 einging, hatte sich bereits am Vorabend abgezeichnet: Levin Öztunali wird dem Bundesligisten voraussichtlich mindestens bis Jahresende fehlen, wegen einer „strukturellen Muskelverletzung im rechten Oberschenkel“, wie der Verein mitteilte.

Zugezogen hatte der Außenbahnspieler sie sich im Spiel gegen die TSG Hoffenheim. Nach einem völlig unnötigen Schubser von Ryan Sessegnon an der Seitenlinie. Völlig unnötig, weil Öztunalis Gegenspieler ihm den Unterarm in den Rücken drückte, als der Kampf um den Ball bereits beendet und die Kugel im Aus gelandet war. Sessegnon schickte den Mainzer quasi hinterher, der mit diesem Foul nicht rechnen konnte, offenbar einen falschen Schritt machte, sich sogleich an den Oberschenkel griff und in der 70. Minute ausgewechselt werden musste.

Nach der Untersuchung in der Universitätsmedizin rechnen die Verantwortlichen mit einer „vom Heilungsverlauf abhängigen Ausfallzeit von etwa vier bis sechs Wochen“. Damit würde Öztunali in jedem Fall die Meisterschaftsspiele in Bielefeld, gegen den 1. FC Köln, bei Hertha BSC und gegen Werder Bremen verpassen sowie im DFB-Pokalspiel gegen den VfL Bochum fehlen.

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Viele Bälle erobert

Für Spieler und Mannschaft kommt die Verletzung zur Unzeit. Unter Jan-Moritz Lichte hatte sich der 24-Jährige wieder zur Stammkraft gemausert, stach in den allermeisten Trainingseinheiten mit der größten Laufleistung hervor, stand in fünf der jüngsten sechs Begegnungen in der Anfangsformation, hatte zwei Tore vorbereitet und auch defensiv ein großes Pensum verrichtet.

„Er macht das auf dieser Position sehr gut“, lobte Lichte ihn nach dem Hoffenheim-Spiel. Als rechtes Glied der Viererkette im Mittelfeld hatte Öztunali in der ersten Halbzeit zahlreiche Bälle erobert und gut weiterverarbeitet. Nach dem Seitenwechsel hätte er aktiver vorwärtsverteidigen und etwas weiter außen agieren können; die Kritik am zu passiven Verhalten im zweiten Durchgang richtete sich nicht nur an ihn, sondern ans gesamte Team. „Aber es tut einem als Trainer gut, wenn ein Spieler kontinuierlich seine Leistung abruft“, sagte Lichte.

Unterschiedliche Einordnung

In der Einordnung des Ergebnisses waren sich die 05er am Sonntagabend nicht einig. Während beispielsweise Sportvorstand Rouven Schröder und Daniel Brosinski von einem gerechten Unentschieden sprachen, kommentierte Leandro Barreiro das 1:1 als „vom Gefühl her eher zwei verlorene Punkte“. Der junge Luxemburger, erneut lauf- und kampfstark im zentralen Mittelfeld unterwegs, ließ jedoch nicht unerwähnt, woran ein möglicher Sieg in der zweiten Halbzeit gescheitert war: „Wir waren zu passiv, haben nachgelassen und sind direkt bestraft worden. Und am Ende hat uns der Lucky Punch gefehlt.“

Dennoch erkannte auch er einen positiven Aspekt. Vor ein paar Wochen, sagte Barreiro, hätte die Mannschaft ein solches Spiel noch verloren – womit er wohl richtig lag. Denn allzu oft hatte ein Gegentreffer gereicht, um die 05er aus dem Konzept zu bringen. Beim 2:2 gegen den FC Schalke war das nicht mehr der Fall, beim 3:1 in Freiburg wackelten die Mainzer zwar eine Weile, brachten den Sieg aber nach Hause, und auch gegen die TSG Hoffenheim hielten sie dem gegnerischen Druck in der zweiten Halbzeit mit Ausnahme einer Situation stand. „Da ist ein bisschen Entwicklung zu sehen.“

Geiger für drei Spiele gesperrt

Drei Spiele Sperre bekam im Übrigen der Hoffenheimer Dennis Geiger am Montag für sein Foul an Karim Onisiwo in der 80. Minute aufgebrummt. Wie schon Schiedsrichter Sascha Stegemann wertete auch das DFB-Sportgericht die Aktion nicht als taktisches Foul, das einen Konter stoppen sollte, sondern als Tätlichkeit, da Geiger keine Chance hatte, den Ball zu erreichen.

„Hätte Geiger den Österreicher einfach an der Schulter umgerissen, wäre er sehr wahrscheinlich mit Gelb davongekommen“, schreibt der Kicker. Allerdings galt für Onisiwos Schulter dasselbe wie für den Ball: Sie befand sich bereits außer Reichweite.

 

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