Busfahrer verhindert den Einschlag
Schwaz. Die unschönen Momente des Spiels ereigneten sich gegen Ende beider Halbzeiten. Kurz vor der Pause blieb Cyrill Akono nach einem Zweikampf mit leichter Berührung auf dem Rasen liegen. Der Neuzugang des FSV Mainz 05 hatte sich am Knie verletzt, eine genauere Diagnose soll am Donnerstagnachmittag erfolgen. Knapp 45 Minuten später war für Ronaël Pierre-Gabriel vorzeitig Schluss; der Franzose schied wegen muskulärer Probleme aus.
„Das sind zwei Wermutstropfen“, sagte Sandro Schwarz nach dem Spiel gegen den spanischen Erstligaabsteiger Rayo Vallecano, das der Bundesligist in der Silberstadt-Arena in Schwaz (Österreich) mit 2:0 (1:0) gewonnen hatte. Nach einer für Schwarz insgesamt zufriedenstellenden Leistung, wobei das Team der zweiten Halbzeit mehr für den ordentlichen Gesamteindruck tat.
Insbesondere der zweite Treffer ließ den Trainer jubilieren. „Das macht mich glücklich, weil wir genau solche Angriffe trainieren.“ Im Mittelfeld hatten seine Leute das Spiel aus dem Zentrum auf die rechte Seite verlagert, von dort schlug Pierre-Gabriel eine gezwirbelte Flanke in den Rücken der Abwehr, Jean-Philippe Mateta startete rechtzeitig in die Tiefe und brachte den Ball im langen Eck unter.
Pierre-Gabriel ein echter Brosinski-Konkurrent
Der Torjäger, am Montag erst in die Vorbereitung eingestiegen, hatte sich schon am Dienstag im Training in glänzender Verfassung präsentiert und bei den Übungsformen mit Torabschluss so gut wie keine Gelegenheit ausgelassen. Grundsätzlich ist es freilich keine Überraschung, Mateta seinen Job erfolgreich verrichten zu sehen – 14 Tore aus seiner ersten Bundesligasaison waren bereits ein Pfund.
In Mainz ein Unbekannter war hingegen sein Landsmann auf der rechten Abwehrseite. Was sich nach dem ersten anspruchsvollen Test, bei dem Pierre-Gabriel mitwirkte, über diesen sagen lässt, ist: positiv. Das Kraftpaket, an dessen Oberschenkeln die Trikothosen bisweilen wirken wie Radlerhosen, hat nicht nur Körper, sondern auch technisch etwas drauf. Der Außenverteidiger machte seine Bahn zu, Gegenspieler Tiago Dias kam im Eins-gegen-eins nicht an „Ronny“, wie er innerhalb des Teams gerufen wird, nicht vorbei. Wie sagte ein einheimischer Zuschauer anerkennend zu seinem Sitznachbarn: „Dös is a Maschine.“
Nach vorne spielte der Neuzugang einen sauberen Ball, war auch auf engem Raum kombinationssicher und bereitete als Bonbon das 2:0 vor. Prognose: Sollte sich seine Verletzung nicht als längerwierige Geschichte herausstellen, haben die 05er einen echten Konkurrenten für Daniel Brosinski verpflichtet.
Maxim löst Raunen aus
Szenen, in denen der Bundesligist mit seinem Tiefenspiel oder über die Flügel zu aussichtsreichen Abschlüssen kam, gab es nach dem Seitenwechsel etliche, meist nach Balleroberungen im Mittelfeld. Mateta schoss nach einem feinen Durchstecker von Ridle Baku knapp links vorbei (51.) Jonathan Burkardt beförderte den Ball ebenfalls dorthin, als er nach einer Hereingabe über die rechte Seite überraschend aus zehn Metern an die Kugel kam (58.). Karim Onisiwo wurde bei einigen energischen Antritten kurz vor einem möglichen Schuss gestoppt.
Und ein Traumtor dank traumhafter Vorbereitung hätte Baku erzielt, wäre Rayo-Keeper Alberto Garcia nicht weit vor dem Tor einen Tick eher an den Ball gekommen. Vorausgegangen war ein Pass von Alexandru Maxim tief aus der eigenen Hälfte, hart und flach in die Spitze, der ein Raunen auf der Tribüne auslöste (62.).
Auch wenn sich die Zahl der Treffer die Waage hielt, war das unterm Strich einiges mehr, als die Kollegen im ersten Durchgang geboten hatten. In der Anfangsphase praktizierten die zwar ein aggressives Forechecking, schnürten die Spanier mehrere Minuten im Abwehrdrittel ein und gingen durch Robin Quaison in Führung: Der Schwede staubte aus einem Meter Entfernung ab, als Schlussmann Stole Dimitrievski im Anschluss an eine Ecke einen Kopfball von Alexander Hack prallen ließ (8.).
Noch immer steht die Null
Für mehr – nach Ballgewinnen durchaus mögliche – Chancen waren Pass- und Positionsspiel nicht gut genug. „Aber wir sind zu keinem Zeitpunkt aus der Partie rausgeflogen“, betonte Sandro Schwarz. „Wir haben nach der Pause besser Fußball gespielt, aber wir hatten auch in der ersten Halbzeit immer wieder unsere guten Momente.“ Zudem habe seine Mannschaft es ja auch mit einem starken Gegner zu tun gehabt. Auch die Spanier zeigten, dass sie Fußball spielen können, „und wir haben das ordentlich verteidigt“.
Dass am Ende auch des vierten Testspiels immer noch die Null steht, war nach dem Spielverlauf nicht logisch, aber mehreren Faktoren zu verdanken.
Erstens: Finn Dahmen. Der Torwart der zweiten Hälfte parierte in der 82. Minute einen in sein rechtes unteres Eck geschossenen Elfmeter von Tiago Dias, den Aarón an Sergio Benito verursacht hatte.
Zweitens: dem rechten Pfosten: Der stand sechs Minuten später einem Zehnmeterschuss von Gael Kakuta im Weg.
Drittens: den überhasteten Abschlüssen der Spanier, die mit etwas mehr Ruhe in zwei, drei Strafraumszenen zumindest Dahmen herausgefordert hätten, statt den Ball ins Nirwana zu bolzen. Den Vogel schoss Dias ab, als er eine Direktabnahme in Richtung des 50 Meter entfernten Mainzer Kleinbusses jagte. Vermutlich wäre die Kugel durch die offenen Hecktüren geflogen – Busfahrer Jens Jens Hahn verhinderte den Einschlag.
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