Der Doppelzentner
Mainz. Wenn der FSV Mainz 05 an diesem Mittwochabend im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München bestehen will, wird er vermutlich einen Robin Zentner in Bestform benötigen. Also einen Torwart, der so auftritt wie in fast allen bisherigen Saisonspielen, exemplarisch in den Schlussminuten der Partie gegen Borussia Mönchengladbach, als er mit vier spektakulären Paraden binnen kurzer Zeit das 1:1 rettete.
Auf diesen Dauerbeschuss und die dadurch verdienen Meriten hätte er gerne verzichtet. „In den jeweiligen Situationen bin ich froh, dass ich die Dinger halte“, sagte er, „aber es ärgert mich, dass wir unnötigerweise noch mal so viel zugelassen haben.“ Lieber wäre es ihm gewesen, seine im Feld spielenden Kollegen hätten agiert wie in den ersten 89 Minuten und „noch mehr eigenen Punch entwickelt“.
Freilich wäre dann niemand auf die Idee gekommen, Zentner als Marc-André ter Stegens Vertreter in der Nationalmannschaft ins Gespräch zu bringen, wie es ein Boulevardjournalist unter Verweis auf Lothar Matthäus tat. Der frängische TV-Exbärde hatte Zentner unlängst als einen der derzeit besten deutschen Torhüter gelobt und damit zweifelsohne richtig gelegen.
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Die meisten Paraden
Das belegen Statistiken wie 73 Prozent abgewehrte Bälle, 35 Paraden (Topwert der Liga, der freilich nicht für die Mainzer Defensive spricht), 100 Prozent abgefangene Flanken – und seinen Topspeed von 29,4 Stundenkilometern, der ihm hilft, des Öfteren weit vor dem Strafraum zu klären überbietet ebenfalls kein anderer Schlussmann der Liga. „Im Verhindern von Großchancen ist er der beste oder zweitbeste“, sagt Trainer Bo Henriksen. Und wenn selbst der traditionell eher zentnerkritische „Kicker“ ihn inzwischen als Torwart mit dem zweitbesten Notenschnitt führt…
Gleichwohl empfanden der Spieler wie auch der Mainzer Sportdirektor die Diskussion als abwegig. „Wir wissen schon länger, dass wir uns auf Robin verlassen können“, sagte Niko Bungert. „In den letzten Spielen hat er uns mit vielen Paraden geholfen“ – wie übrigens schon der Rückrunde der vorigen Saison mit dem Highlight beim 0:0 in Leipzig, als die gegnerischen Angreifer den Eindruck gewinnen mussten, im Mainzer Tor stünden zwei Keeper. Quasi ein Doppelzentner.
Nicht übers Stöckchen gesprungen
Über das hingehaltene DFB-Stöckchen sprang Bungert allerdings nicht. „Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir nach einem 1:1 in einem Heimspiel und mitten in der Saison versuchen, einen unserer Spieler in die Nationalelf zu reden“, sagte er.
Zentner selbst sagte, aufs Matthäus-Zitat angesprochen: „Freut mich zu hören. Ich bin froh über jede Parade, mit der ich der Mannschaft helfen kann, aber in erster Linie zählt der Mannschaftserfolg.“ Ob er enttäuscht sei, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann ihn noch nicht als möglichen ter-Stegen-Nachfolger auf dem Schirm habe? Dieses Thema sei keines, wehrte der 30-Jährige auch die Frage ab. „Wir haben erst acht Spiele gemacht. Wenn ich bis zum 34. Spieltag solide weiterspiele, können wir gerne darüber reden.“