„Die Katastrophe trifft uns mitten ins Herz“
Mainz. Das schwere Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat die Vorfreude auf die zweite Finalbegegnung um die Deutsche Meisterschaft im Ringen getrübt. Auch Baris Baglan kann sich vor dem Rückkampf des ASV Mainz 88 gegen den ASV Schorndorf am Samstag in Stuttgart nicht davon freimachen.
„Was dort passiert, nimmt mich sehr mit“, sagt der Vorsitzende der 88er. „Ich kann und will das nicht abstreifen, es ist wichtiger als alles andere.“ Das Leid der Opfer zu lindern, habe für ihn oberste Priorität. Hoffnung mache ihm die weltweite Anteilnahme und Hilfe.
Baglans Wurzeln liegen in der Türkei, seine Familie war bei früheren Beben selbst betroffen. Weil die Region um Anatolien eine Ringerhochburg ist, zählen aktuell auch viele Athleten und ihre Angehörigen zu den Getöteten oder Verletzten. Der Deutsche Ringerbund hat bereits eine Spendenaktion ins Leben gerufen, der sich die 88er angeschlossen haben.
Zwei Mainzer Ringer betroffen
„Als internationaler Verein in einer kosmopolitischen Stadt haben wir viele Berührungspunkte“, erläutert Baglan. So gehörten auch die Familien zweier türkischer Akteure aus dem Mainzer Kader zum Kreis der Geschädigten. Einer von beiden habe seine Eltern, die etwas weiter weg vom Epizentrum lebten, zu sich nach Istanbul geholt. Der andere sei direkt ins Krisengebiet gefahren, weil seine Familie in der Gegend wohnte, in der die Zerstörung am größten ist. Inzwischen habe er seine Angehörigen in einem Nachbardorf in relative Sicherheit gebracht, er sei aber in der Region geblieben, um bei Aufräumarbeiten sowie der Suche nach Verletzten und Toten zu helfen.
„Die Katastrophe trifft uns mitten ins Herz“, sagt Baris Baglan. Über eine Messengergruppe steht er mit seinen Sportlern in Kontakt, mehrmals täglich telefonieren die Klubverantwortlichen auch mit den Ringern.
Für die Begegnung in Stuttgart ist zudem eine gemeinsame Aktion beider Finalisten und des Deutschen Ringerbunds geplant, um die Solidarität innerhalb der Ringerfamilie zu demonstrieren.