DFB-Pokal | Peter H. Eisenhuth | 10.08.2023

Svensson in der Loge, Lücke in der Kette

Vor zwei Jahren setzte sich der FSV Mainz 05 mit Glück und erst im Elfmeterschießen bei der SV Elversberg durch. Am Samstag (18 Uhr) tritt der Bundesligist erneut bei den inzwischen in die Zweite Liga aufgestiegenen Saarländern an. Anstelle des gesperrten Cheftrainers wird Babak Keyhanfar coachen.
Babak Keyhanfar trägt am Samstag die Verantwortung an der Seitenlinie.
Babak Keyhanfar trägt am Samstag die Verantwortung an der Seitenlinie. | Peter H. Eisenhuth

Mainz. So zugeknöpft sich Bo Svensson auch bei Personalfragen vor einem Spiel, gleich ob in der Liga oder im DFB-Pokal, gibt: Eine ist mit Blick auf die Partie des FSV Mainz 05 bei der SV Elversberg schon seit sechseinhalb Monaten geklärt – der Trainer selbst wird nur als passiver Beobachter dabei sein. Es ist die Folge einer Roten Karte, die er sich bei der 0:4-Achtelfinalniederlage gegen den FC Bayern München eingehandelt hatte, weil er in der 82. Minute beim Stand von 0:3 den vierten Offiziellen fragte: „Seid ihr blind?“

Wie schon bei Svenssons erster Sperre vor eineinhalb Jahren in der Bundesliga, damals in Fürth nach vier Gelben Karten, wird Babak Keyhanfar an der Seitenlinie stehen. Der Unterschied: Seinerzeit war der Cheftrainer lediglich mit einem Innenraumverbot belegt, durfte aber zum Beispiel während der Halbzeitpause in die Kabine. Die Rotsperre hingegen zieht ein Kontaktverbot nach sich, das eine halbe Stunde vor dem Anpfiff beginnt und eine halbe Stunde nach dem Abpfiff endet.

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Erinnerung ans längste Elfmeterschießen

„Ich darf kaum Einfluss nehmen“, sagt er, auch telefonisch mit der Bank in Verbindung zu stehen, ist ihm untersagt. „Ich muss in einer Loge in den sauren Apfel beißen. Das fällt mir natürlich schwer, aber ich habe komplettes Vertrauen ins Trainerteam. Babak wird das Spiel leiten und mit den anderen die nötigen Entscheidungen treffen. Aber wir kennen uns schon so lange, die Wahrscheinlichkeit, dass sie es genauso machen wie ich, ist hoch. Deshalb mache ich mir weniger Sorgen.“

Dass die 05er für diese erste Hauptrunde ein Glückslos gezogen hätten, lässt sich nicht behaupten. Vor zwei Jahren hatten sie es schon einmal mit der SVE zu tun, die damals noch in der Regionalliga angesiedelt war, aber den Favoriten an den Rand einer Niederlage drängte.

Zweimal führten die Saarländer, einmal in der regulären Spielzeit, einmal in der Verlängerung, beide Male glich Jonathan Burkardt nach einer flachen Hereingabe von Neuzugang Anton Stach aus. Und im längsten Elfmeterschießen der Vereinsgeschichte verwandelte Stach den achten und letzten Mainzer Schuss zum 8:7, danach scheiterte der Elversberger Laurin von Piechowski an der Latte.

Der stärkste mögliche Gegner

Seither sind die Saarländer zweimal aufgestiegen, zum ersten Mal in der Zweiten Liga angekommen und, wie auch Svensson vermutet, der stärkste Gegner, auf den die 05er treffen konnten. „Die sind sehr gut eingespielt, individuell gut besetzt und haben eine sehr erfolgreiche Drittligasaison hinter sich. Dieser Euphorie und Qualität müssen wir uns stellen.“

In die Saison eingestiegen ist der Aufsteiger mit einem 2:2 bei Hannover 96 und einer 1:2-Niederlage gegen Hansa Rostock. „Eigentlich müsste Elversberg sechs Punkte haben“, sagt Svensson angesichts der Spielverläufe. Beim ersten Mal gaben sie einen Zweitorevorsprung aus der Hand, im in Saarbrücken ausgetragenen Heimspiel verschossen sie in der Nachspielzeit beim Stand von 1:0 einen Elfmeter und kassierten dann noch zwei Treffer.

„Sie haben nicht viele Chancen zugelassen und mit Ball sehr klar agiert“, sagt der Mainzer Trainer. Unterschätzen werde seine Mannschaft diesen Gegner nicht, „wir haben sie auch vor zwei Jahren nicht unterschätzt, sondern sie waren gut. Und wir wissen, dass wir ein sehr gutes Spiel machen müssen, um weiterzukommen“.

Angeschlagene Innenverteidiger

Mit welcher Defensive der Bundesligist die Aufgabe angehen wird, war bis Donnerstagmittag unklar. Außer Stefan Bell und Edimilson Fernandes stand zu diesem Zeitpunkt keiner der etatmäßigen Innenverteidiger zur Verfügung, jedenfalls nicht für die Anfangself. Andreas Hanche-Olsen hat seit seiner Sprunggelenkverletzung aus dem Test gegen den FC Burnley am vorigen Samstag nur individuell trainiert und soll nach Möglichkeit am Freitag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Gleiches gelte für den an den Adduktoren laborierenden Maxim Leitsch, berichtete Svensson.

Sepp van den Berg kommt nur für die Bank infrage. Von 100 Prozent Belastungsfähigkeit sei der Niederländer noch ein großes Stück entfernt. „Wir sind froh, dass er gegen Burnley schon 30 Minuten spielen konnte, selbst da waren nur 20 eingeplant. Wir müssen vorsichtig mit ihm umgehen.“

Und Alexander Hack? „Ist nicht weg, aber auch nicht im Training.“ Der abwanderungswillige Routinier, der schon am vorigen Wochenende für Verhandlungen mit einem potenziellen neuen Arbeitgeber freigestellt war, arbeite für sich und sei demnach kein Thema für die Pokalpartie. „Wenn ein Spieler seit Samstag nicht mit der Mannschaft trainiert und nicht verletzt ist, sieht es eher so aus, als hätte er sein letztes Spiel hier schon gemacht.“

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