Per Strafstoß eine Runde weiter
Elversberg. Zwei gravierende Fehlentscheidungen leistete sich Martin Petersen. Mit der ersten brachte der Schiedsrichter des DFB-Pokalspiels zwischen der SV Elversberg und dem FSV Mainz 05 die Gäste um ein reguläres Tor, mit der zweiten schenkte er dem Bundesligisten einen Elfmeter. Man mochte dies als ausgleichende Gerechtigkeit empfinden, zumal Ludovic Ajorque derjenige war, dem zunächst zu Unrecht eine Abseitsposition angehängt worden war und der dann den Strafstoß zum 1:0 (0:0)-Sieg verwandelte.
Auch wenn es nicht die Aufgabe der Unparteiischen ist, eigene Fehler durch Konzessionsentscheidungen wiedergutzumachen: Unterm Strich trug Petersen dazu bei, dass der klar dominierenden Mannschaft die Verlängerung erspart blieb. „Wir haben das Spiel mit Leben gefüllt, wir hatten die komplette Kontrolle“, sagte 05-Kotrainer Babak Keyhanfar, der Bo Svensson vertrat. Der Chefcoach war nicht nur wegen seiner Roten Karte aus dem Bayern-Spiel im Februar gesperrt, sondern musste obendrein wegen eines Magen-Darm-Infekts darauf zu Hause bleiben.
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Flatternder Zeigefinger
Was er (vermutlich) im Fernsehen sah, waren alleine drei Torgelegenheiten seiner Leute in der ersten Viertelstunde. In der achten Minute lenkte SVE-Verteidiger Kevin Conrad eine Hereingabe von Anthony Caci aufs kurze Eck, Torwart Nicolas Kristof verhinderte eine Mainzer Führung mit einer ersten Rettungstat, die nicht die letzte bleiben sollte. Zwei Minuten später tauchte er auf der anderen Seite ab, um einen Distanzschuss von Ajorque zu parieren, danach prüfte Leandro Barreiro ihn aus 16 Metern Entfernung.
Derart chancenreich blieb es allerdings nicht. Erst kurz vor der Pause brachte der Bundesligist wieder einen Angriff zu Ende – und wie. Anton Stach spielte den Ball aus der eigenen Hälfte in den Rücken der Elversberger Abwehr, Ajorque kreuzte von rechts nach links, schoss den Ball aus sieben Metern volley ins lange Eck und ließ anschließend den Zeigefinger seiner rechten Hand durch die Luft flattern: Mit der Abseitsentscheidung des schnell die Fahne hebenden Assistenten war er nicht einverstanden.
In der Bundesliga wäre dessen Einschätzung in der Tat korrigiert worden, in der ersten Pokalrunde jedoch sind keine Videoassistantreferees im Einsatz.
Gegner nicht unterschätzt
Die Szene ließ sich unter Horst Steffens Aussage subsummieren, seine Mannschaft, die insgesamt gut verteidigte, clever verschob und die Räume zustellte, habe ein Quäntchen Glück gebraucht, um die Null zu halten. Die Hoffnung des ehemaligen Gladbacher Profis, der die SVE in den vergangenen Jahren aus der Regionalliga in die Zweite Liga geführt hat, „dass der Gegner uns unterschätzt und erst spät aufwacht, wenn wir schon das eine oder andere Tor gemacht haben“, erfüllte sich allerdings nicht.
Zum einen gab es keinerlei Anzeichen, dass der Favorit die Saarländer auf die leichte Schulter nehmen könnte. „Wir haben während der gesamten Trainingswoche gespürt, dass die Jungs bereit sind“, sagte Keyhanfar. Nicht nur wegen überaus glücklichen Erstrundensiegs gegen den gleichen Gegner in der vorvergangenen Pokalrunde dürfte allen Beteiligten klar gewesen sein, dass es sich um den stärksten Kontrahenten handelte, auf den ein Erstligist zum Auftakt treffen konnte. Zum anderen vergab Jannik Rochelt Mitte der ersten Halbzeit die einzige Chance zur Elversberger Führung, indem er aus elf Metern in aussichtsreicher Position über den Ball trat.
Mängel bei den Hereingaben
Bei aller Dominanz krankte das Mainzer Spiel an einigen Mängeln, die schon eine Woche zuvor im abschließenden Test gegen den FC Burnley aufgefallen waren. Viel Luft nach oben gibt es beispielsweise in der Qualität der Hereingaben, Caci und Danny da Costa nutzten die Räume, die sich ihnen boten, viel zu wenig aus.
„Im letzten Drittel haben und die Genauigkeit und in der einen oder anderen Szene auch die richtige Boxbesetzung gefehlt“, räumte Babak Keyhanfar ein. Daran gelte es im Hinblick auf das erste Meisterschaftsspiel bei Union Berlin am nächsten Sonntag zu arbeiten. „Aber die defensiven Automatismen waren echt gut, gerade auch in der Kette“ – in der umgestellten Kette. Denn anstelle des verletzten Andreas Hanche-Olsen rückte Dominik Kohr in die Innenverteidigung und übernahm dort die zentrale Position, Stefan Bell wich nach rechts aus.
Bell scheitert an Kristof
Bell war es auch, der nach etwa einer Stunde um ein Haar die Führung erzielt hätte, doch sein Kopfball nach einer hoch auf den zweiten Pfosten geschlagenen Ecke von Edimilson Fernandes fiel einer weiteren Großtat von Torwart Kristof zum Opfer, der auch im Eins-gegen-eins mit Jae-sung Lee daran arbeitete, zum Pokalhelden zu werden (69.).
Dass diese Bemühungen unvollendet blieben, hing mit Schiri Petersen und dem fehlenden VAR zusammen: Manuel Feil blockte den mit Tempo in den Elversberger Strafraum gedribbelten Caci, klärte den Ball zur Seite. Erst danach kam es zum Kontakt mit dem Franzosen, was dem Unparteiischen offenbar für einen Pfiff reichte.
Mit Ajorques lässig in die linke untere Ecke verwandeltem Strafstoß (73.) hätte die Partie entschieden sein können, zumal Feil zehn Minuten später wegen anhaltenden Meckerns binnen weniger Sekunden Gelb und Gelb-Rot sah. In Unterzahl aber machten die Gastgeber das Duell „zu dem Pokalspiel, das die Zuschauer hier erwartet hatten“, wie Babak Keyhanfar sagte. „Am Ende hatten wir Glück, dass nicht noch das 1:1 fällt.“
Innenpfosten und Außennetz
„In der Schlussphase hatten wir mehr Torraumszenen als in der gesamten Zeit davor“, hielt Horst Steffen fest. Gleich zwei in einer Szene verbuchte der eingewechselte Paul Stock in der 89. Minute: Sein erster Schuss landete von der Strafraumgrenze am rechten Innenpfosten, den Abpraller setzte er statt ins leere Tor ans linke Außennetz.
Es blieb die einzige Gelegenheit der SVE, eine Verlängerung zu erzwingen, die dem Spielverlauf nicht entsprochen hätte. „Wir haben es über 80 Minuten gut gemacht, aber den Deckel nicht draufgemacht“, resümierte Keyhanfar. „Aber es war ein verdienter Sieg.“
Einem Fanfest in bester Stimmung auf den Domplätzen steht damit am Sonntag nichts entgegen.