Bundesliga | red | 26.10.2022

Fan-Schlägerei als Auslöser

„Unglückliche Verkettung mehrerer Ereignisse“: Der FSV Mainz 05 hat versucht, die Auseinandersetzungen im Q-Block während des Köln-Spiels zu rekonstruieren. Demnach hat nicht zuletzt mangelhafte Kommunikation zur Eskalation beigetragen.

Mainz. Eine körperliche Auseinandersetzung zwischen zwei Fans war nach Erkenntnissen des FSV Mainz 05 der Auslöser für die Konflikte, die sich am vorigen Freitag gegen Ende des Bundesligaspiels gegen den 1.FC Köln im Q-Block ereignet hatten. Im Zuge des folgenden Polizeieinsatzes sei es zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen Fans sowie von Fans gegenüber Polizei und Ordnungsdienst gekommen.

„Mainz 05 verurteilt jede Form von Gewalt aufs Schärfste“, kommentiert der Klub die Vorgänge. „Dieses Verhalten ist nicht tolerabel und wird anhand des vorliegenden Videomaterials und von Zeugenaussagen verfolgt und gegebenenfalls mit Stadionverboten sanktioniert.“

Im Zusammenhang mit den Konflikten sei es „auch zu einer unglücklichen Verkettung mehrerer Ereignisse“ gekommen, die „die Situation für die beteiligten Sicherheitskräfte dramatischer wirken ließ, als sie sich tatsächlich darstellte. Die dynamische Einsatzlage und eine in den Nachgesprächen festgestellte mangelhafte Kommunikation im Rahmen der Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte untereinander verstärkten diesen Eindruck“.

Der Verein hat, wie er mitteilt, die Vorfälle aufgearbeitet. Nach Gesprächen mit Ordnungsdienst, Fanvertretern, Fanprojekt, der Polizei und unter Berücksichtigung von Zeugenaussagen lasse sich folgender Vorgang rekonstruieren:

 

  • 22.11 Uhr: Im R-Block werden die Sanitäter in kurzer Folge vom Ordnungsdienst zu drei Einsätzen gerufen. Eine Frau muss nach einem Becherwurf aufgrund einer Platzwunde, zwei weitere Fans mit Kreislaufproblemen versorgt werden. Einer von ihnen wird mit einer Trage aus dem Block transportiert.
  • Aufgrund der Notfallversorgung der Fans entbrennt zwischen mehreren Fans im R-Block ein verbaler Streit darüber, ob der Support der aktiven Fanszene eingestellt werden solle oder nicht. Ordner und Fanbetreuung versuchen diesen Streit zu schlichten.

 

  • 22.13 Uhr: Parallel zu den Geschehnissen im R-Block liefern sich zwei Fans im Zugangsbereich/Umlauf des Q-Blocks eine körperliche Auseinandersetzung, diese wird vom Ordnungsdienst unterbunden.
  • In der Einsatzzentrale des Ordnungsdienstes geht aufgrund dieser Auseinandersetzung der Notruf eines Ordners mit dem Verweis auf eine „Schlägerei mit Verletzten“ im Bereich Block Q der Stehtribüne ein. Dieser Funknotruf und die damit verbundenen Informationen werden mit der Polizei in der Stadion-Einsatzzentrale ausgetauscht. Aufgrund der unklaren Tragweite der Auseinandersetzung entscheidet die Polizei eigenständig und ohne aktive Aufforderung durch den Ordnungsdienst, mit Einsatzkräften die Situation an der Lotto-Rheinland-Pfalz-Tribüne zu erkunden.

 

  • 22.16 Uhr: Polizeikräfte begeben sich zum Bereich hinter der Lotto-Rheinland-Pfalz-Tribüne und betreten den Q-Block im Bereich des Mundlochs. Ein Fanbeauftragter mit Unterstützung des Fanprojekts und des Ordnungsdienstes bewegen die Polizei nach kurzer Abstimmung zum Verlassen dieses Bereichs. Allerdings werden die Polizeikräfte bereits im Mundloch wahrgenommen und sehen sich beim Zurückweichen einer aggressiven Reaktion von Fans ausgesetzt.

 

  • 22.18 Uhr: Auf der Tribüne (Block Q) kommt es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen zwei Fans im Bereich des Mundlochs, in die auch ein Ordner involviert wird. Der Konflikt wird von einem Fanbeauftragten beruhigt. Ursache war ein Fan, der Filmaufnahmen des Geschehens machte.

 

  • 22.18 Uhr: Die Polizei registriert eine Schlägerei im Umlauf von Block R und greift ein.

 

  • 22.19 Uhr: Etwa 25 bis 30 Fans drängen aus dem Q-Block im Mundloch Richtung Polizei, die ihrerseits wieder den Bereich am Q-Block betritt. Eine Mülltonne, Absperrgitter und ein Pylon werden von Seiten der Fans Richtung Polizei geworfen. Diese setzt daraufhin Pfefferspray und Schlagstöcke ein.

 

  • 22.22 Uhr: Nach einer kurzen Auseinandersetzung wird die Situation durch eine Ordnerkette und den Rückzug der Polizei beruhigt.
  • In der Folge des Einsatzes von Pfefferspray werden etwa 15 Fans, überwiegend am Konflikt Unbeteiligte und auch einer der offiziellen Fanbeauftragten des Vereins von Sanitätern medizinisch versorgt. Das Pfefferspray verteilt sich über die Luftbewegung über den Einsatzbereich hinaus und beeinträchtigt deutlich mehr Fans.“

 

Polizei generiert neuen Konflikt

Den Einsatz der Polizei im Mundloch des Q-Blocks nennt der Verein „unnötig, weil es innerhalb des Blocks zu diesem Zeitpunkt keinen Anlass für einen Einsatz gab“. Ordner, Fanbeauftragte sowie Fanprojekt vor Ort seien aufgrund der fehlenden Kommunikation der Polizei über ihren Einsatz hiervon sogar überrascht worden.

„Der Einsatz der Polizei wirkte so nicht deeskalierend, sondern generierte einen eigenen, neuen Konflikt“, heißt es in der Mitteilung. „Kritisch wird zudem der Einsatz von Pfefferspray in der Nähe des Zuschauerbereichs gesehen, dieser hatte Verletzungen von Unbeteiligten und eines Mitarbeiters zur Folge und das Potenzial, zu einer noch größeren Unruhe unter den unbeteiligten Zuschauern zu führen.“

Externe Ordner spielten keine Rolle

Bei Heimspielen insbesondere mit höherem Zuschaueraufkommen setze der vereinseigene Ordnungsdienst wegen Personalmangels auch Kräfte eines externen Dienstleisters ein – dieser Umstand habe nach bisherigen Erkenntnissen aber keine Rolle gespielt.

Verein, Polizei, Ordnungsdienst und Fanprojekt hätten sich in gemeinsamen Sitzungen unmittelbar nach Spielende und zu Beginn der Woche kritisch mit den Geschehnissen auseinandergesetzt und ließen die Erkenntnisse in die Sicherheitsplanungen für künftige Heimspiele einfließen. Ausdrücklich habe die Polizeieinsatzleitung die Zusammenarbeit am Spieltag mit Fanbetreuung, Fanprojekt und Ordnungsdienst gelobt.

„Mainz 05 sieht die Vorfälle des vergangenen Spieltags vor dem Hintergrund des in den vergangenen Jahren konstruktiven Miteinanders als Einzelereignis und wendet sich gegen eine pauschale Verurteilung von Gruppen, die an diesem Konflikt beteiligt waren. Der Verein wird entsprechend positiv auf alle Gruppen einwirken, damit sich ein derartiges Ereignis nicht wiederholt und wir auch weiterhin gemeinsam positiv stimmungsvolle und sichere Heimspiele feiern können.“

 

Über die Fanbeauftragten, die Mailadresse [email protected] oder die Service-Hotline 06131/37550-0 können sich Fans in dieser Angelegenheit weiter an den Verein wenden.

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