Fluchtreflex ausgelöst
Zeiskam. Kayhan Cakici war weggelaufen. Quasi gegen den Schmerz angerannt. Gegen den Schmerz, den ihm das zweite Gegentor zugefügt hatte. „Dieses Spiel nicht zu gewinnen, tut so weh“, sagte der Trainer der TuS Marienborn. „Wir haben die beste Halbzeit der gesamten Saison gespielt, hätten zur Pause deutlich führen müssen, lassen nichts zu und kassieren nach langen Bällen zwei Tore.“ Das letzte zum 2:2-Endstand in der Partie beim TB Jahn Zeiskam. „Nach 92 Minuten und 54 Sekunden.“
„Kann es sein, dass wir in Zeiskam immer 2:2 spielen?“, fragte Cakici. Nun, nicht immer, aber bereits zum dritten Mal hintereinander. „Und heute ist es besonders schmerzhaft.“
Dabei hätte es so schön werden können. Die TuS steuerte zum Saisonabschluss einem sicheren Sieg entgegen, und beide Treffer hatten Spieler erzielt, die sich damit einen schönen Abschied verschafften: Matti Rieß (38.), der zu seinem Jugendtrainer Torsten Effgen nach Bad Kreuznach wechselt, und Alexander Rimoldi (59.), der den TSV Schott in der Oberliga verstärkt. „Vorbereitet haben die Tore zwei Jungs, die bei uns bleiben“, hob Cakici auch die Assists von Meikel Melament und Tarek Schwiderski hervor.
Halbes Dutzend Hochkaräter
„Wir haben Zeiskam super ausgekontert“, berichtete der Trainer, „aber wir haben ein halbes Dutzend Hochkaräter liegenlassen.“ In zwei Fällen war die Latte im Weg, einmal prallte der Ball von der Unterseite zurück ins Feld. In einer anderen Szene schickte Rieß aus der eigenen Hälfte Schwiderski, den keinen Gegenspieler aufzuhalten vermochte und der Torwart Kai Anschütz ausspielte, aber ans Außennetz schoss. „Und dann kommt irgendein langer Ball in unseren Strafraum, und der Abpraller landet dort, wo nur ein Zeiskamer, aber keine von uns steht.“ Jonah Laboard nutzt die Gelegenheit zum 1:2 (62.)
Der Freistoß mit Luca Lehrs Kopfball nach 92:54 Minuten („In solchen Momenten denkst du, das Leben ist ungerecht“) löste Cakicis Fluchtreflex aus, nach seinem Joggingintermezzo ging es ihm einen Tick besser. Zudem stellte er fest. „dass es in Zeiskam ganz schön ist“. Freilich tat sich ein neues Problem auf: „Ich muss jetzt erst mal unseren Bus wiederfinden.“