„Es gibt sogar Plan C“
Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05
berichten Peter H. Eisenhuth und David Kulessa
Schladming. Christian Heidel weiß, wen er will. Der Spieler weiß, dass Heidel ihn will. „Und es gibt eine gewisse Einigkeit, dass er gerne nach Mainz will“, sagt der Sportvorstand des FSV Mainz 05 in einem Mediengespräch am ersten Abend des Trainingslagers in Schladming. Noch nichts von den Absichten des Bundesligisten und des ins Auge gefassten Linksverteidigers weiß allerdings dessen derzeitiger Arbeitgeber – und der Zeitpunkt, sich mit diesem auszutauschen, sei noch nicht gekommen, führt Heidel aus.
Worauf er warten müsse, möchte er nicht näher erläutern, der Wiedererkennungseffekt könnte zu groß sein und der erhoffte Deal platzen, bevor Verhandlungen begonnen haben. „Wir stehen nicht unter Zeitdruck“, betont Heidel. Über die Bühne gegangen sein müsse ein Transfer erst am 31. August.
Bei den jüngsten Neuzugängen Sepp van den Berg und Tom Krauß sei das Procedere ähnlich gewesen. „Wenn man weiß, welche Spieler man will, muss man ein bisschen abwarten. Und dann muss man das Risiko eingehen, dass es vielleicht nicht funktioniert und dafür einen Plan B haben“, sagt Heidel. „Wir wissen, was wir machen wollen, deshalb ist es für uns unproblematisch.“
Keine Notlösung
Schließlich handele es sich um einen Kicker, der sich gerade in der Saisonvorbereitung befinde, also in körperlich guter Verfassung an den Bruchweg kommen würde. „Wir nehmen uns die Zeit, um es hinzubekommen, sind allerdings auch gewappnet für den Fall, dass es nicht funktioniert.“ Der Trainer müsse sagen, welchen Spieler er am liebsten hätte, welchen am zweitliebsten. „Und wenn die Nummer eins nicht kommt, wird ein anderer Nummer eins. Das ist keine B-Lösung, sondern dann die einzige Möglichkeit.“
Im Übrigen gebe es auch noch einen Plan C, versichert der Sportvorstand, und auch der sei keine Notlösung, nur um die nach dem Weggang von Aarón freigewordenen Position zu besetzen. „Das sind alles Spieler, die wir uns in Mainz vorstellen können.“
Bo Svensson macht in dieser Personalie offenbar keinen Druck. „Der Trainer hat Verständnis“, sagt Heidel, freilich brächte es ihm vermutlich nichts, auf mehr Tempo zu drängen. „Ich muss es so machen, dass es am Ende funktioniert. Und wenn Bo wollte, dass ich es morgen probiere, würde ich ihm ziemlich sicher sagen, dass es dann nicht funktionieren wird.“
Pierre-Gabriel soll gehen
Letztlich, sagt der dienstälteste Manager der Bundesliga, handele es sich um ganz normales Business. „Wir haben unseren Kader komplett zusammen. Wenn jetzt noch ein Spieler dazukommt, ist das völlig unproblematisch.“
Zu diesem Alltagsgeschäft gehört es, Spieler abzugeben, für die der Trainer keine Verwendung hat. Den Vertrag von Anderson Lucoqui, der vorige Saison an Hansa Rostock ausgeliehen war, haben die 05er am Dienstag nach zwei Jahren aufgelöst; wenig später unterschrieb der Außenverteidiger bei Hertha BSC.
Keine Zukunft am Bruchweg hat auch Ronaël Pierre-Gabriel – im Unterschied zu Lucoqui hat der Franzose dort ja nicht mal eine echte Vergangenheit. 2019 aus Monaco gekommen, brachte er es auf acht Einsätze und befindet sich seit 2020 im Leihspielerstatus. Brest, Straßburg, Espanyol Barcelona waren die Stationen des Verteidigers, den Heidel nicht mal persönlich kennt. „Es ist kein Geheimnis, dass wir ihn gerne abgeben würden“, sagt er, „und das ist eine beiderseitige Geschichte.“
Pierre-Gabriel solle sich in Ruhe nach einem neuen Verein umschauen, sagt Heidel und geht von baldigem Vollzug aus. „Warum sollte er nicht in der französischen Liga unterkommen?“ (phe)