Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 03.01.2024

Hinter der Kette geht es weiter

NEUES AUS MARBELLA (2) | Die Tiefenläufe sind das erste Thema, an dem Jan Siewert mit den 05ern in Andalusien arbeitet. Zudem freut sich der Trainer über jeden gierig geführten Zweikampf.
Übungen mit Pfiff: Jan Siewert kann in Marbella ohne den Druck des nächsten Punktspiels arbeiten.
Übungen mit Pfiff: Jan Siewert kann in Marbella ohne den Druck des nächsten Punktspiels arbeiten. | Peter H. Eisenhuth

Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05

berichtet Peter H. Eisenhuth.

 

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Marbella. In diesem Zweikampf zog keiner der beiden zurück. Nicht Robin Zentner, die Nummer eins des FSV Mainz 05, und nicht Marcus Müller, der U-23-Stürmer mit einem Bundesligaeinsatz. Der Torhüter blieb Sieger, begrub den Ball unter sich – blieb aber länger liegen als der Angreifer und hielt sich auch im Stehen noch das Knie.

„Davon brauchen wir mehr“, kommentierte Jan Siewert später die Szene aus der Trainingseinheit am Mittwochmorgen im Marbella Football Center. „Nicht die Gefahrenmomente“, stellte er sofort klar, „aber von dieser Gier, das Spiel gewinnen zu wollen, die beide hatten, indem sie so zum Ball gehen.“

Zentner trug allem Anschein nach keine ernsthaftere Blessur davon aus diesem Zweikampf, „mit dem bei ihm der Bann gebrochen ist“, wie Siewert sagte. Sprich: Der Keeper, der die letzten vier Bundesligaspiele des alten Jahres wegen einer Knochenverletzung am Finger verpasst hatte, scheut sich nicht mehr, voll zuzupacken.

Verantwortung des Stürmers

Thema der zweiten Einheit in Andalusien nach dem nicht kurzen, aber lockeren Auftakt am Dienstagabend, waren die Tiefenläufe – jener Aspekt, den Siewert schon zuvor als wichtigstes zu verbesserndes Element genannt hatte, der dem Offensivspiel mehr Wucht verleihen soll. Mit der Zielstrebigkeit, die seine Leute an den Tag legten, zeigte er sich sehr zufrieden. „Es geht darum, hinter die Kette zu sprinten, auch wenn es mal ein ,savage run‘ ist“, ein wilder Lauf, den man durchziehen soll, obwohl man den Ball vielleicht nicht bekommt. „Aber damit kann ich etwas aufreißen. Tiefenläufe sind eine Investition in Tore.“

Ging es jedoch mal zu oft in die Breite, wurde der Trainer auch mal laut, verband die Kritik aber mit einem Lob an den Gescholtenen („Du hast die Qualität, es besser zu machen“). Mit Querpässen werde es schwierig, das eigene Spiel aufzuziehen, erläuterte er, deutete mit dem Zeigefinger zum Platzende hin und lachte: „Da steht’s Tor.“

Deshalb lautete der Auftrag unter anderem an die Außenverteidiger, auf den Flügeln durchzubrechen und den Ball in den Strafraum zu bringen – „und dann ist es die Verantwortung des Stürmers, dort zu sein“. Wenn es gelinge, diese Spielweise zu kultivieren, könne auch im Abschluss etwas passieren; ein Müller-Tor zum Beispiel fiel auf diese Art.

Herangehensweise verfestigen

In seinen bisher sieben Bundesligaspielen als Trainer habe er die Erfahrung gemacht, dass es nicht viele Situationen gebe, in denen ein Gegner seine Kette löse, sagt Siewert. „Diese Momente musst du kreieren, dafür brauchst du diese Läufe“ – nicht zwingend auf den Außenbahnen, sondern auch durch die Mitte oder mithilfe diagonaler Verlagerungen. „Nur durch Verschiebungen bekommst du den Gegner dahin, wo du ihn haben willst.“

Das praktizierten Siewerts Leute am Mittwoch schon in den kleinen Spielformen des Öfteren, „und wenn du es in kleinen Räumen trainierst, wird es in den großen einfacher“. Die Tage in Andalusien, die Siewert erstmals die Möglichkeit bieten, in Ruhe zu arbeiten, ohne dass gleich das nächste Punktspiel ansteht, sollen helfen, diese Herangehensweise zu verfestigen. Wie viel Coaching ist dafür noch erforderlich? „Wenn ich viel coache und irgendwann still bin, dann kommt das, was wir gesehen haben“, zeigte der Trainer sich über die Umsetzung erfreut. „Das ist mir wichtig.“

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