Peter H. Eisenhuth | 18.07.2022

Mit 60 Prozent zum ersten Treffer

NEUES AUS GRASSAU (9) | Delano Burgzorg erzielt das einzige Tor im Test des FSV Mainz 05 gegen Newcastle United. Bo Svensson ist mit der Leistung seiner Spieler einverstanden und zeigt Verständnis für gestresste Beine und Köpfe, die er selbst verursacht hatte.
Neues Erlebnis: Delano Burgzorg (M.) erzielte am Montag sein erstes Tor seit seiner Zwagspause.
Neues Erlebnis: Delano Burgzorg (M.) erzielte am Montag sein erstes Tor seit seiner Zwagspause. | rscp-photo

Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05

berichtet Peter H. Eisenhuth

Anzeige

Kufstein. Exakt klären lassen wird es sich nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass nur ein Spieler des FSV Mainz 05 den Ball erlaufen konnte, den Jonathan Burkardt in der 58. Minute der Partie gegen Newcastle United in die Tiefe spielte – in die sehr tiefe Tiefe. Doch Burkardts Pass war ja nicht für irgendjemand bestimmt, sondern für Delano Burgzorg, den schnellsten Mann im Kader. Und der Niederländer zündete den Turbo, lief alleine aufs Tor zu und schloss von halblinks flach ins lange Eck ab. Der Keeper berührte den Ball zwar noch, abzuwehren aber vermochte er ihn nicht.

Es war das erste und letzte Tor in diesem zweiten Test der Rheinhessen während des Trainingslagers im Chiemgau, entsprechend groß war die Freude des Schützen, der den Angriff auch eingeleitet hatte. „Ich bin froh, dass ich meinen Mitspielern helfen konnte“, sagte Burgzorg nach dem Schlusspfiff. Froh auch, weil es sein erster Treffer nach langer krankeitsbedingter Pause war, nachdem er in der vorigen Rückrunde nicht über ein paar Kurzeinsätze (und ein Tor gegen Union Berlin) hinausgekommen war.

Zuschauer zu „Dela, Dela“-Sprechchören animiert

„Wir haben uns auch gefreut“, sagte Bo Svensson. Der Trainer hob nicht nur den Sprint seines Stürmers hervor („Er hat dem Verteidiger fünf Meter abgenommen“), sondern bescheinigte ihm insgesamt großen Fleiß und gute Aktionen. Die hatte der Niederländer unter anderem auf engem Raum im Mittelfeld, ganz vorne hingegen hätte er schon früher glänzen können, vertändelte den Ball aber in einer vielversprechenden Aktion, statt seine Geschwindigkeit zur Geltung zu bringen.

„Ich bin momentan bei 60 Prozent“, schätzte Burgzorg seine aktuelle Leistungsfähigkeit nach der langen Zwangspause ein. „Hintenraus hatte ich keine Power mehr.“ Die Kraft, die er hatte, reichte immerhin, um die rund 200 Mainzer Fans unter den 500 Zuschauern zu „Dela, Dela“-Sprechchören zu animieren, die er sichtlich genoss. „Dela hat heute eine Antwort auf die Frage gegeben, ob er eine zusätzliche Lösung sein kann“, sagte Svensson.

Lob für Papela und Fernandes

Svenssons Einschätzung der Partie veränderte sich im Laufe des Gesprächs. „Wir gehen ohne Verletzten aus dem Spiel heraus und wir haben gewonnen“, lautete sein erster Kommentar. Klang nach: ansonsten na ja. Dann aber lobte er auch die deensive Arbeit in den Phasen, in denen sie tief stand. Und offensiv hätte er sich zwar etwas mehr gewünscht, gerade in engen Situationen, zeigte aber Verständnis dafür, dass Kopf und Beine nicht immer mitmachten.

Nach der harten Trainingseinheit am Sonntagnachmittag – durchaus als Strafe für die laxe Vormittagshaltung gedacht – konnte dies nicht ausbleiben. „Ich war selbst ein bisschen entsetzt, als ich gesehen habe, wie viele Meter die Spieler gelaufen sind.“

Trotzdem und obwohl einige Akteure auf ungewohnten Positionen ran mussten – Merveille Papela machte einen guten Job als rechter Innenverteidiger, Edimilson Fernandes überraschte auf der rechten Außenbahn – sei es gelungen, mit zwei unterschiedlichen Mannschaften über 90 Minuten zusammenzubleiben und einen „nicht gerade schlechten Gegner“ aus der Premier League zu bezwingen.

Torhüter je einmal geprüft

Mit etwas mehr Konzentration und Eingespieltheit hätten die 05er in der ersten Halbzeit wohl seltener den sich frei anbietenden Neuzugang Angelo Fulgini übersehen. „Er selbst hatte aber auch nicht die Frische, um die Räume zu nutzen“, sagte Svensson.

Die ganz großen Chancen besaß seine Mannschaft vor der Pause nicht, am gefährlichsten war ein Freistoß von Anton Stach aus halblinker Position und spitzem Winkel aufs kurze Eck, den Torwart Martin Dubravka parierte. Vor dem eigenen Strafraum hielt die Mainzer Abwehrkette Ordnung.

Nach dem Seitenwechsel kam der Bundesligist zu mehr Abschlüssen. Die beste Chance neben Burgzorgs beiden besaß Ben Bobziens aus sieben Metern Entfernung nach Edimilson-Hereingabe. Der Schuss des Nachwuchsstürmers wurde geblockt, Dominik Kohrs Nachschuss zur Ecke gelenkt (50.). Je einmal ernsthaft gefordert wurden die Mainzer Torhüter. Robin Zentner lenkte einen mächtigen Distanzschuss des Ex-Hoffenheimers Joelinton um den Pfosten (57.), Finn Dahmen parierte gegen Callum Wilson, der aus wenigen Metern aufs kurze Eck abgezogen hatte (81.).

Proteste von Mainzer Fans wegen des Testspielgegners gab es im Übrigen nicht.

Alle Artikel von Fußball (Bundesliga)