Der Sportvorstand ist tiefenentspannt
Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05
berichtet Peter H. Eisenhuth
Grassau. Was die Transfers angeht, die er in diesem Sommer getätigt hat und gegebenenfalls noch tätigen wird, zeigt sich Christian Heidel entspannt. „Tiefenentspannt“, sagt der Sportvorstand des FSV Mainz 05 während des Trainingslagers im Chiemgau.
„Wir sind mit der Planung zum jetzigen Stand sehr, sehr zufrieden, momentan ist nichts Weiteres geplant“, betont er. Alles andere seien Gerüchte, an denen nichts dran sei. „Wir haben vereinbart, dass wir das Trainingslager durchziehen und uns danach mit dem Gesamteindruck zusammensetzen und überlegen, ob noch etwas notwendig ist.“ An seiner Einstellung habe sich nichts geändert: „Die Frage ist, ob wir morgen mit der Bundesliga anfangen könnten – und das können wir.“
Schließlich dürfe man nicht vergessen, dass der Kader nur zwei Abgänge verkraften müsse, Moussa Niakhaté und Jean-Paul Boëtius. Zwar ist auch Jeremiah St. Juste, der schnellste Spieler der Liga in der vorigen Saison, nicht mehr dabei, aber wegen seiner Schulteroperationen musste die Mannschaft schon fast die gesamte vorige Spielzeit ohne ihn auskommen.
Aarón nimmt Sonderrolle ein
Den einen oder anderen Akteur würde der Verein durchaus noch ziehen lassen, das dürfte insbesondere den zuletzt verliehenen Edimilson Fernandes und den fast schon in Hannover gelandeten Anderson Lucoqui betreffen. Sollten sich keine Interessenten finden, oder sollte Lucoquis Vater erneut im letzten Moment ein unterschriftsreifes Vertragswerk torpedieren, hätte Heidel mit dem Verbleib der beiden kein Problem. „Es stört auch keiner. Dann haben wir halt einen Mann mehr im Kader. Das macht nichts, weil es alles Spieler auf Bundesliganiveau sind.“
Eine besondere Rolle nimmt Aarón ein. Der Spanier hat einen zum Saisonende auslaufenden Vertrag, sprich: Die 05er sind grundsätzlich daran interessiert, ihn länger an sich zu binden oder aber jetzt mit ihm Geld zu verdienen. „Wenn er bleibt, werden wir uns demnächst zusammensetzen und über einen neuen Vertrag diskutieren“, kündigt Heidel an, „wir sind ja sehr happy mit ihm. Aber wenn er morgen kommt und sagt, er habe einen neuen Verein und würde gerne gehen, werden wir uns genauso zusammensetzen.“
Der linke Verteidiger, 2018 von Espanyol Barcelona gekommen, der nach einer starken ersten Saison unter Sandro Schwarz in ein Loch der Lustlosigkeit gefallen war, aus dem er anderthalb Jahre lang nicht herausfand, bis er für eine Rückrunde an Celta Vigo verliehen wurde, ist unter Bo Svensson wieder aufgeblüht.
Burgzorg gilt als Neuzugang
Aarón überzeugte nicht nur in der zurückliegenden Runde, nachdem er seinen Platz von Lucoqui zurückerobert hatte, sondern auch im Trainingslager – nicht zuletzt in den 40 Minuten des Eins-gegen-eins, die Svensson unter anderem am Sonntagnachmittag als Reaktion auf die suboptimal verlaufene Einheit am Vormittag angesetzt hatte. „Er fühlt sich inzwischen wohl bei uns“, sagt Heidel, „ich habe keine Bedenken, dass wir uns einig werden. Ich verstehe aber auch, dass er noch abwarten will.“
Dass die 05er zu den derzeit im Kader stehenden fünf Stürmern einen weiteren holen, schließt Heidel aus. „Was willsten mit sechs? Dann kannst du ja einem schon sagen, dass er nicht spielt.“ Delano Burgzorg, seit Januar am Bruchweg, aber nach drei Kurzeinsätzen durch eine coronabedingte Herzmuskelentzündung außer Gefecht gesetzt, gilt den Verantwortlichen als Neuzugang.
„Mit seinem außergewöhnlichen Tempo ist er eine wichtige Option, die wir vorher nicht hatten“, sagt Heidel. „Das hat fast schon St.-Juste-Charakter“, spielt der Manager auf die Geschwindigkeit der beiden Niederländer an. „Das gibt uns taktisch ganz andere Möglichkeiten.“
Mustapha deutlich verbessert
Karim Onisiwo und Jonathan Burkardt, das in der vorigen Saison gesetzte Sturmduo, dürften auch diesmal die Nase vorne haben, zu Marcus Ingvartsen klafft eine kleine Lücke. Und der nach einem Jahr bei Admira Wacker Mödling zurückgekehrte Marlon Mustapha? „Seine Ansätze sind gut“, sagt Heidel über den 21-Jährigen. „Du musst erst mal eine finden, der besser ist.“
Der gebürtige Wiener präsentiere sich nach der Saison in der österreichischen Bundesliga als „ganz anderer Spieler“ als im vorigen Sommer; damals war er gerade den A-Junioren entwachsen. „Er hat alle Anlagen, er ist schnell, hat Körper und kann kicken.“ Bei seinen 27 Einsätzen in Mödling erzielte er sechs Treffer. „Wenn er alle seine Chancen genutzt hätte, wäre er wahrscheinlich Torschützenkönig geworden. Aber Karim Onisiwo war auch nicht vom ersten Tag an der große Knipser, das ist er ja bis heute nicht.“
Bei Mustapha müsse man überlegen, ob er genügend Einsätze bekommen werde, oder ob es für seine weitere Entwicklung besser sei, in noch einmal zu verleihen. „Stand heute ist die Tendenz, dass er klar bei uns ist.“
Im Übrigen könne man zwar das Gefühl haben, dass die Transferperiode bereits zu Ende sei, sagt Heidel. „Aber sie dauert noch sechs Wochen. Da kann noch was kommen, es kann aber auch nix kommen. Wir können mit beiden Situationen umgehen.“