Svensson will einen neuen Stürmer
Aus Marbella berichtet Peter H. Eisenhuth.
Marbella. Eine Personalie hat sich als Thema für die Tage in Andalusien erledigt: Jonathan Burkardt wird nicht ins Trainingslager des FSV Mainz 05 nachreisen. Der Spieler selbst habe gewünscht, seine Reha bis Mitte nächster Woche nicht in Marbella, sondern in München fortzusetzen. „Wir sind ihm entgegengekommen, und er stößt zu uns, wenn wir wieder in Mainz trainieren“, sagte Bo Svensson am Donnerstag.
Die am Vortag erfolgte Nachuntersuchung des vor einem Monat operierten Knies habe keinen Anlass zur Sorge ergeben, versicherte der Trainer. „Eher umgekehrt. Wir haben die Rückmeldung, dass es gut aussieht.“ Eine Operation mit entsprechender Auszeit bringe aber funktionale Einschränkungen mit sich. Sprich: Die Muskulatur bildet sich zurück. „Die Kraft in den Bereichen rund ums Knie muss wieder aufgebaut werden.“
Seinen Operateur, den Münchener Orthopäden Stefan Hinterwimmer kenne Burkardt noch aus seiner Jugendzeit. Auch zum dortigen Reha-Team habe er Verbindungen, dort fühlt der Stürmer sich gut aufgehoben – und im Zweifelsfall ist der Weg zum behandelnden Arzt kurz.
„Sehr schade für Jonny und für uns“
Welche Qualität den 05ern ohne einen fitten Burkardt fehlt, war in den bislang 15 Saisonspielen zu erkennen. Nach seiner starken vorigen Saison, in der er mit elf Treffern zum besten Mainzer Torschützen avancierte und nebenbei die deutsche U-21-Nationalmannschaft als Kapitän zum Europameistertitel führte, konnte man erwarten, dass Burkardt in der laufenden Spielzeit nach- und eine weitere Schippe drauflegt.
„Er hatte auch eine gute Vorbereitung“, sagt Svensson, „hat sich dann aber im Abschlusstraining vor dem ersten Saisonspiel in Bochum verletzt.“ Keine große Sache, aus der er auch gut zurückgekommen sei – bis ihn ein Infekt ausbremste. Für sich genommen ebenfalls kein Drama, doch die Summe der kleinen Rückschläge brachte Burkardt um den Rhythmus; die Konstanz der vorigen Saison konnte er nicht aufbauen. „Das ist sehr schade für Jonny und für uns“, sagt der Trainer.
Burkardts Tore fehlen der Mannschaft. Im letzten Spiel vor der Winterpause krönte er eine starke Leistung und seinen Aufschwung in den vorangegangenen Partien mit dem Führungstreffer beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt. Im selben Spiel aber zog er sich die Verletzung zu, derentwegen er Anfang Dezember operiert werden musste.
Es kann immer einer ausfallen
„Jonny wird wieder auf sein Level kommen“, sagt Svensson, „aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass das nicht von einem Tag auf den anderen geht.“ Burkardt müsse konstant trainieren, um seine Potenzial abzurufen und die körperliche Belastung von Bundesligaspielen wegzustecken. Deshalb, bekräftigt der Trainer, sei der 21. Januar, das Spiel beim VfB Stuttgart, kein realistisches Datum für ein Comeback des Angreifers.
Seine Meinung zum Thema Neuverpflichtung habe sich durch diese Geschichte nicht verändert, sagt Svensson – der Trainer war ohnehin der Auffassung, dass der Kader einen zusätzlichen Stürmer benötigt. In der Hinrunde seien mal Burkardt und mal Marcus Ingvartsen ausgefallen, Marlon Mustapha hat sich gar nach einem vermeintlich schmerzhaften, aber harmlosen Pferdekuss zum Langzeitpatienten entwickelt. „Wir müssen immer davon ausgehen, dass einer mal ausfällt“, sagt Svensson, „und dann wird es ein bisschen eng, auch wenn Jonny zurückkommt. Deshalb müssen wir auch in der Offensive gucken, ob wir jemanden finden können, der zu uns passt.“
Ungeachtet dessen biete sich anderen Akteuren, die auf Burkardts Position spielen können, die Chance, sich aufzudrängen. „Sie haben natürlich die Möglichkeit, sich noch mehr zu zeigen“, nennt der Coach Spieler wie Delano Burgzorg sowie die Nachwuchskräfte Ben Bobzien und Nelson Weiper. Für andere wie Angelo Fulgini, die mehr Einsätze erwartet hatten, als sie bekamen, gelte das ebenfalls – „aber unabhängig von Jonny. Die m ü s s e n sich zeigen.“